Eltville, 10. Mai (Reuters) – Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hält eine erste Zinsanhebung der EZB im Juli für sinnvoll, sollte der aktuelle Inflationsschub anhalten. Im gegenwärtigen Umfeld sei es umso wichtiger, dass Notenbanken rechtzeitig handelten, sagte Nagel am Dienstag auf einer Veranstaltung der Bundesbank in Eltville. „Da die Inflation im Euro-Raum weiterhin hochgeht, müssen wir handeln“, sagte er laut Redetext.
Er erwarte, dass die Anleihenkäufe der Europäischen Zentralbank EZB) Ende Juni auslaufen. „Und wenn sowohl die hereinkommenden Daten als auch unsere neuen Projektionen diese Sichtweise im Juni bestätigen, werde ich für einen ersten Schritt zur Normalisierung der EZB-Zinsen im Juli plädieren“, erklärte Nagel.
Auch der finnische Notenbank-Chef Olli Rehn hatte sich unlängst für eine Zinserhöhung im Juli ausgesprochen. Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann hielt zuletzt angesichts der hohen Inflation bis zu drei Zinserhöhungen in diesem Jahr für möglich. Letztmalig hatte die EZB Leitzinsen im Jahr 2011 angehoben.
Laut Nagel sollten die Schritte vorhersehbar, graduell und datenabhängig sein. Die Inflation in der Euro-Zone war im April auf ein neues Rekordhoch von 7,5 Prozent nach oben geschnellt. Dies bringt die EZB zunehmend unter Zugzwang. Zudem waren auch die Inflationserwartungen an den Märkten kräftig nach oben gegangen.
„Eine geldpolitische Wende zu verzögern ist eine riskante Strategie“, warnte Nagel. Je mehr sich der Inflationsdruck ausbreite um so größer werde dann die Notwendigkeit, eine sehr starke und abrupte Zinserhöhung einzuleiten. Unternehmen und Haushalte würden dann aber übermäßig belastet.
Bundesbank-Präsident Nagel für erste Zinsanhebung im Juli
Copyright: (c) Copyright Thomson Reuters 2022
Titelfoto: Symbolfoto
Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.