Samstag, April 20, 2024
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Bund will deutsches Stromnetz von niederländischer Tennet übernehmen

Berlin/Düsseldorf/Amsterdam, 10. Feb – Die Bundesregierung will die Deutschland-Sparte des niederländischen Stromnetz-Betreiber Tennet komplett übernehmen. Das Unternehmen teilte am Freitag mit, man sei bereit mit der Bundesregierung einen „vollständigen Verkauf (…) zu akzeptablen Bedingungen auszuloten“. Das Wirtschaftsministerium erklärte daraufhin: „Das begrüßen wir.“ Die Gespräche mit Tennet liefen konstruktiv. Deutschland und die Niederlande als Tennet-Eigentümer sind seit Jahren im Austausch über die Zukunft von Tennet-Deutschland. Ende 2022 hieß es, man peile für den Jahresanfang 2023 eine Grundsatzentscheidung an, ob eine Verständigung möglich sei. Dies ist offenbar jetzt geschehen, wenn auch alle Einzelheiten wie vor allem der Preis noch geklärt werden müssen.

Dies spiegelt sich auch in einem Schreiben der niederländischen Finanzministerin Sigrid Kaag an das Parlament, das Reuters vorliegt. Eine Entscheidung über den Verkauf sei daher auch noch nicht getroffen, heißt es in dem Brief.

Tennet äußerte sich grundsätzlich positiv zu einem Verkauf der Tochter: „Eine solche Transaktion würde die Schaffung von zwei starken nationalen Akteuren ermöglichen, die beim Vorantreiben der Energiewende weiterhin zusammenarbeiten würden.“ Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte sich in der Vergangenheit bereits für eine Beteiligung an Tennet ausgesprochen, dessen Netz eine wichtige Rolle für die Energiewende spielt.

Als Verhandlungspunkt gelten in Regierungs- und Branchenkreisen noch die Offshore-Aktivitäten von Tennet. Hier sieht das niederländische Unternehmen einen Schwerpunkt. Es könnte Verbindungen zu den Leitungen der Offshore-Windparks vor den deutschen Küsten geben.

Die FDP wandte sich gegen eine dauerhafte Verstaatlichung des Netzes. „Eine mögliche Übernahme der deutschen Tennet-Tochter darf nur ein Zwischenschritt sein“, forderte der FDP-Energiepolitiker Michael Kruse. Die Bundesregierung müsse in diesem Fall an einer Vergabe an Private arbeiten. „Staatsmonopole sind nicht in der Lage, die hier nötigen Innovationen zu erbringen.“

INVESTITIONSBEDARF FÜR NIEDERLANDE VERKAUFSGRUND

Die Niederlande sehen großen Investitionsbedarf für Tennet. Im vergangenen Jahr war er auf 35 Milliarden Euro bis 2035 für das Unternehmen insgesamt beziffert worden – ein Löwenanteil von rund 70 Prozent entfiele dabei auf die deutsche Tochter. Die zuletzt deutlich höheren Zinsen am Kapitalmarkt verteuern sie noch. „Die rasche Beschleunigung des Netzausbaus an Land und auf See erfordert beispiellose Investitionen von Tennet“, unterstrich nun auch das Unternehmen. Für den Eigenkapitalbedarf der deutschen Aktivitäten von Tennet, der derzeit auf circa 15 Milliarden Euro geschätzt wird, sucht die niederländische Regierung eine strukturelle Lösung.

In Deutschland ist Tennet einer von vier Betreibern von Übertragungsnetzen. Der Bund hatte 2018 über die KfW bereits 20 Prozent an dem ostdeutschen Netzbetreiber 50Hertz übernommen, nachdem auch eine chinesische Gesellschaft ein Auge darauf geworfen hatte. Zudem greift die KfW Insidern zufolge nach einer Minderheitsbeteiligung an dem Stromnetzbetreiber TransnetBW. Im Zuge des russischen Gaslieferstopps hatte der Bund im vergangenen Jahr zudem die Versorger Uniper und Sefe, die frühere Gazprom Germania, verstaatlicht.

Bund will deutsches Stromnetz von niederländischer Tennet übernehmen

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von Andreas Senftleben auf Pixabay

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