Berlin, 24. Aug (Reuters) – Angesichts der Gas-Krise will die Bundesregierung mit weiteren Vorgaben zum Energie-Sparen Deutschland für den Winter rüsten. In öffentlichen Gebäuden soll die Temperatur um ein Grad auf 19 gesenkt und Bereiche wie Flure und Foyers gar nicht mehr geheizt werden, wie das Bundeskabinett am Mittwoch mit zwei Verordnungen beschloss. Ausgenommen sind soziale Einrichtungen. Gebäude und Denkmäler werden für rein repräsentative Zwecke nicht mehr angestrahlt. Leuchtreklame wird nachts verboten. Private Pools müssen unbeheizt bleiben. Vorgaben für Mieter, eine Mindesttemperatur einzustellen, sollen fallen, wenn dies nicht zu einer Gefahr für Gesundheit oder die Gebäude führt. Mit weiteren Instrumenten aus den beiden Verordnungen könnte der Gas-Verbrauch nach Schätzungen der Regierung um rund zwei Prozent gesenkt werden. Der Bund geht davon aus, dass so in zwei Jahren knapp elf Milliarden Euro gespart werden können.
Wirtschaftsminister Robert Habeck verwies auf die Fortschritte beim Kauf von mehr Flüssiggas oder beim Füllen der Speicher: „Es kommt aber auch ganz wesentlich darauf an, deutlich mehr Gas einzusparen: in der öffentlichen Verwaltung, in Unternehmen, in möglichst vielen Privathaushalten“, sagte der Grünen-Politiker. „Wir stehen vor einer nationalen Kraftanstrengung.“ Dafür brauche es eine Zusammenspiel aller gesellschaftlicher Gruppen. „Jeder Beitrag zählt.“ Die Regelungen soll bis Oktober in Kraft treten.
Nicht nur in Behörden, sondern auch in privaten Büros soll im Winter Energie gespart werden. Aufgrund der stark unterschiedlichen Bedingungen in den Betrieben werden nur Mindesttemperaturen festgelegt. Wie stark nach oben abgewichen wird, entscheidet der Arbeitgeber. Wegen der im Zuge des Ukraine-Kriegs und der von Russland gedrosselten Gas-Lieferungen explosionsartig gestiegenen Energiepreise, besteht ohnehin ein Anreiz, möglichst wenig zu verbrauchen.
Private Eigentümer von Häusern und Wohnungen mit Gas-Heizungen müssen diese überprüfen. In den nächsten zwei Jahren ist ein Heizungs-Check vorgeschrieben. Auch der Tausch ineffizienter Heizungspumpen in der Industrie soll verpflichtend sein.
Insgesamt gelten Einsparungen von rund 20 Prozent gegenüber der Vorkrisen-Zeit beim Verbrauch als eine Bedingung dafür, dass Deutschland ohne Gas-Rationierung durch den Winter kommt. Die Industrie und der Bereich Wohnen und Gebäude sollen noch fünf bis zehn Prozent beitragen – etwa durch freiwilliges Senken der privaten Raum-Temperatur um zwei Grad. Drei bis fünf Prozent ist durch den Ersatz von Gas-Kraftwerken durch Kohle oder Öl vorgesehen. Bis zu acht Prozent sind bereits angesichts der hohen Preise eingespart worden.
Die beiden anderen wichtigen Faktoren für den Winter sind neben dem Sparen der Anschluss von zwei Flüssiggas-Terminals an der Nordseeküste sowie volle Speicher.
Bund treibt Gas-Spar-Vorschriften mit zwei Verordnungen
Quelle: Reuters
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