Freitag, November 22, 2024
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Borgers-Insolvenzverwalter braucht rasch Geld von VW & Co.

München, 20. Okt – Der Bocholter Autozulieferer Borgers braucht schnell frisches Geld von seinen Kunden aus der Branche, um auch in der Insolvenz weiter produzieren zu können. „Es kann in der Zulieferindustrie nie eine Sanierung geben ohne die Hersteller. Wir brauchen ihre finanzielle Hilfe, um das Unternehmen zu stabilisieren und in ruhigeres Fahrwasser zu bringen“, sagte Insolvenzverwalter Frank Kebekus am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters.

In acht bis zehn Tagen brauche er Finanzierungszusagen bis zum Ende des Jahres – zurzeit werde berechnet, wie viel Geld Borgers brauche. „Dann werden wir mit den Kunden aus der Autoindustrie sprechen, wer welche Beiträge leistet. Ich appelliere an alle, sich konstruktiv einzubringen.“

Das Familienunternehmen, das seit Jahren als Sanierungsfall gilt, beliefert fast alle großen Autobauer mit Verkleidungen, Dämpfungen und Isolationen aus Naturfasern und Kunststoffen für Innenraum, Motor und Kofferraum. „Die Produktion läuft“, sagte Kebekus. Sie nicht abreißen zu lassen, sei aber enorm aufwendig. Denn die Firma mit 4600 Mitarbeitern, die am Montag Insolvenz angemeldet hatte, habe fast keine flüssigen Mittel mehr. „Es ist alles sehr eng. Man muss von Tag zu Tag sehen, dass man die Autohersteller weiter beliefern kann.“

Dabei seien die Hersteller auf die Zulieferungen angewiesen. „Ich habe den Eindruck gewonnen, dass man Borgers braucht. In Bocholt heißt es: In Deutschland fährt kein Auto vom Band ohne Teile von Borgers“, sagte der Insolvenzverwalter. Einer der größten Kunden ist Volkswagen. Der Autobauer zeigte sich grundsätzlich bereit zu helfen: „Herausforderungen entlang der Lieferketten ließen sich nur gemeinsam bewältigen, sagte ein Sprecher. „Die Sicherung des Lieferantennetzwerks hat dabei oberste Priorität. Mit dieser Intention hat Volkswagen auch die Firma Borgers stets begleitet.“ Mercedes-Benz – auch ein wichtiger Borgers-Kunde – wollte sich nicht äußern.

Borgers ist einer der größten Pleiten in der Autozuliefer-Branche der vergangenen Jahre. „Dabei haben natürlich auch der Ukraine-Krieg, der Chip-Mangel und die Kaufzurückhaltung eine Rolle gespielt.“ Die Autohersteller hätten in der Corona-Krise teilweise wochenlang keine Teile mehr abgenommen. „Dieses Jahr sind auch noch die Energie- und Transportkosten um mehr als zehn Prozent gestiegen“, analysierte Kebekus die Ursachen. Das Sagen haben in Bocholt schon seit dem vergangenen Jahr die Banken, an die große Teile der Vermögenswerte verpfändet sind und die einen Treuhänder eingesetzt hatten. Sie zerstritten sich aber Insidern zufolge mit den Autobauern über die weitere Finanzierung.

Daran ist wohl auch der geplante Verkauf des Unternehmens gescheitert. „Anscheinend haben Banken und die Autohersteller mögliche Investoren unterschiedlich bewertet“, sagte Kebekus. „Bei Borgers selbst hätte man sich einen strategischen Investor aus der Branche gewünscht.“ Nun sieht er bessere Chancen, einen Käufer zu finden: „In der Insolvenz können wir einen Asset Deal anbieten, also die Übernahme des operativen Geschäfts ohne Altverbindlichkeiten. Das ist für viele Käufer attraktiver.“

Borgers-Insolvenzverwalter braucht rasch Geld von VW & Co.

Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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