Update München, 03. Nov – Der Autobauer BMW stellt sich wegen der hohen Inflation und der steigenden Zinsen auf Gegenwind ein. Die Rahmenbedingungen für die Verbraucher verschlechterten sich, das werde sich in den kommenden Monaten auf das Konsumverhalten auswirken, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Erwartet werde eine „Normalisierung des überdurchschnittlich hohen Auftragsbestandes – insbesondere in Europa“. Dennoch halten die Münchner an ihrer Prognose für das laufende Jahr fest. „Wir rechnen insgesamt auch 2023 mit einem positiven Momentum für unser Unternehmen“, sagte Finanzchef Nicolas Peter.
Ein wichtiger Grund dafür sind die derzeit noch gut gefüllten Bücher. Der sehr hohe Auftragsbestand werde BMW „deutlich in das Jahr 2023 tragen“, sagte Peter. Wegen der Chipknappheit konnten Autohersteller weltweit zuletzt nicht so viele Autos bauen wie eigentlich geplant – bei vielen Fahrzeugen lag die Lieferzeit bei mehreren Monaten, teils sogar bei mehr als einem Jahr.
Inzwischen bessert sich die Versorgung mit Halbleitern allerdings, und die Produktion zieht an. Bis zum Jahresende will BMW einen Teil des Rückgangs bei den Auslieferungen aus den ersten neun Monaten wieder aufholen, so dass die Zahl der verkauften Autos im Gesamtjahr nur noch leicht unter dem Vorjahresniveau liegt. Furcht vor neuerlichen Produktionseinschränkungen im Zuge der Energiekrise hat BMW nicht: „Aktuell erwartet das Unternehmen nicht, dass eine mangelnde Energieversorgung die Produktion in diesem Jahr beeinträchtigen wird.“
STIMMUNG IN DER AUTOBRANCHE GETRÜBT
BMW ist allerdings nicht das einzige Unternehmen der Branche, das sich auf Turbulenzen einstellt. Insgesamt trübte sich einer Studie des Münchner Ifo-Instituts zufolge zuletzt die Stimmung in der Autobranche ein. Die Geschäftserwartungen sanken im Oktober deutlich. „Die Sorge um eine ausfallende Nachfrage trifft nun auch die Autohersteller und ihre Zulieferer“, sagte Ifo-Experte Oliver Falck. Zwar bewerteten die Autobauer ihren Auftragsbestand positiv und wollten in den kommenden Monaten mehr produzieren.
„Einbrechende Nachfrage und steigende Material- und Produktionskosten verschlechtern selbst bei erhöhten Verkaufspreisen die Ertragslage“, sagte Falck. Einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) zufolge geht branchenübergreifend mehr als die Hälfte der Unternehmen von einer Verschlechterung der Ertragslage aus, vor allem die Energie- und Rohstoffpreise wurden als Geschäftsrisiko eingeschätzt.
UMSATZ UND GEWINN IM SOMMER GESTIEGEN
Bislang lief es für BMW allerdings in diesem Jahr gut. Im Sommerquartal erwirtschafteten die Münchner trotz steigender Energie- und Materialkosten einen Umsatz von 37,2 Milliarden Euro, gut ein Drittel mehr als vor Jahresfrist. Der Vorsteuergewinn verbesserte sich um ein Fünftel auf 4,1 Milliarden Euro. Von Refinitiv befragte Analysten hatten weniger Umsatz und Gewinn vorhergesagt. „Insbesondere die Gewinnmarge im Autogeschäft hält sich besser als wir das erwartet haben“, schrieben die Bernstein-Analysten.
Allerdings hätten viele Investoren wohl erwartet, dass BMW seine Prognose anhebe, schrieb Tom Narayan von der Royal Bank of Canada, deswegen seien die Aktien wohl unter Druck. Die Papiere gaben zeitweise mehr als sechs Prozent nach und steuerten auf ihren größten Tagesverlust seit einem halben Jahr zu. „Man muss aber einräumen, dass BMW für seine konservativen Prognosen bekannt ist.“
Für die ersten neun Monate summieren sich die Erlöse auf gut 103 Milliarden Euro, das ist rund ein Viertel mehr als im gleichen Zeitraum 2021. Das Vorsteuerergebnis schnellte um mehr als die Hälfte auf 20 Milliarden Euro nach oben. Die Gewinnmarge im Autosegment lag nach den ersten neun Monaten bei 8,7 Prozent und damit am oberen Ende der selbstgesteckten Spanne von sieben bis neun Prozent.
BMW schafft im Sommer deutliches Plus bei Umsatz und Gewinn
Quelle: Reuters
Bildquelle: Bild von Alexa auf Pixabay
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