Frankfurt, 14. Okt – Der Bayer-Konzern will in den USA ein weiteres millionenschweres Schadenersatz-Urteil anfechten. „Wir beabsichtigen Rechtsmittel gegen die Entscheidung einzulegen, die auf zahlreichen Fehlern und Beweismängeln beruht“, teilte der Konzern am Freitag mit. Die Nachrichtenagentur Bloomberg und weitere Medien hatten am Donnerstag über das Urteil des King County Superior Court im Bundesstaat Washington berichtet.
Danach sprach das Gericht 13 Klägern Schadenersatz in Höhe von insgesamt 275 Millionen Dollar (rund 282 Millionen Euro) zu, weil diese an einer Schule in Monroe County Gesundheitsschäden durch die Chemikalie PCB erlitten hätten. Diese hatte die von Bayer übernommene US-Tochter Monsanto bis 1977 produziert.
„Wir können das Urteil in diesem Fall mit 13 Klägern nicht nachvollziehen und auch die Jury selbst war beim Urteil gespalten“, erklärte Bayer. Die Beweislage in diesem Fall sei unbestritten: „Die Kläger waren nicht gesundheitsschädlichen Mengen an PCB in der Schule ausgesetzt und diese können somit auch nicht für die vorgebrachten Gesundheitsschäden verantwortlich sein.“
Unter anderem die Luftproben belegten eine nur sehr geringe bis gar keine Belastung mit PCB in der Schule. Zudem seien in diesem Verfahren keine belastbaren Beweise wie Ergebnisse von Bluttests vorgelegt worden, die eine PCB-Belastung zeigen würden. „Ohne Beweise für Belastung und Gesundheitsschäden durch PCB fehlt dem Urteil die Grundlage. Es sollte daher von der nächsthöheren Gerichtsinstanz aufgehoben werden.“
Die Bayer-Aktien gehörten mit einem Minus von einem halben Prozent zu den wenigen Verlierern im Dax am Freitag. Der Konzern Bayer wird seit Jahren mit milliardenschweren Klagen wegen des von Monsanto hergestellten Unkrautvernichters Glyphosat überzogen. Bei den PCB-Klagen ist der Streitwert insgesamt geringer. Monsanto hatte die Produktion von PCB 1977 freiwillig eingestellt.
Seit 2020 hatte der Konzern für 650 Millionen Dollar die Mehrheit der Rechtsstreitigkeiten mit US-Kommunen im Zusammenhang mit PCB belasteten Abwasser beilegen können. Einige Produkthaftungsverfahren laufen aber noch. Im August hatte der Konzern 694 Millionen Dollar für eine Beilegung des Rechtsstreits mit dem Bundesstaat Oregon um PCB belastetes Abwasser zurückgelegt. PCB war vielseitig eingesetzt worden, etwa in Bodenreinigern oder Farbe. Die US-Regierung hatte den Stoff 1979 verboten, nachdem er als krebsverdächtigt eingestuft worden war.
Bayer will Schadenersatz-Urteil wegen PCB in den USA anfechten
Quelle: Reuters
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