Sonntag, Dezember 22, 2024
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Bahn-Vorstand soll Schenker-Verkauf zur Beschlussreife führen

UPDATE Berlin, 08. Dez – Die Deutsche Bahn soll bei den Plänen zum Verkauf der internationalen Logistik-Tochter Schenker großen Spielraum bekommen. „Der Aufsichtsrat erteilt dem Vorstand das Mandat, einen Verkauf von bis zu 100 Prozent der Anteile an der Schenker AG zu prüfen und vorzubereiten und zur Beschlussreife zu führen“, heißt es im Beschlussvorschlag für das Gremium, der der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag vorlag.

Damit hat der Vorstand viele Möglichkeiten, einen Komplett- oder Teilverkauf an Schenker-Wettbewerber oder auch an Finanz-Investoren vorzubereiten. Möglich wäre auch ein Börsengang, obwohl dieser in Konzernkreisen als derzeit eher unwahrscheinlich angesehen wird. Eine Sprecherin des Staatskonzerns lehnte eine Stellungnahme ab und sagte, man äußere sich zu internen Unterlagen nicht. Der Aufsichtsrat tagt Donnerstag nächster Woche.

Schenker mit See-, Land- und Luftfracht stand zuletzt für mehr als ein Drittel des Umsatzes der Deutschen Bahn. Im ersten Halbjahr 2022 erzielte Schenker einen Betriebsgewinn von fast 1,2 Milliarden Euro und hievte damit den Gesamtkonzern wieder in die Gewinnzone. Im Zuge der Corona-Krise und angespannter Lieferketten waren Logistiker gefragt, die Preise für See- und besonders Luftfracht stiegen stark. 

Der Aufsichtsrat soll mit seinem Beschluss zudem sicherstellen, dass die möglichen Erlöse aus dem Verkauf im Konzern bleiben und nicht etwa an den Bund abfließen: „Die im Rahmen eines Verkaufs generierten Mittelflüsse verbleiben vollständig im DB-Konzern“, heißt es im Beschlussvorschlag weiter. Damit soll auch die Kreditwürdigkeit der mit rund 30 Milliarden Euro verschuldeten Bahn gesichert werden. „Der für den Erhalt des derzeitigen Ratings der Bahn erforderliche Teil der Verkaufserlöse wird zum Abbau von Schulden der Bahn verwendet“, soll der Aufsichtsrat beschließen. 

SCHENKER KÖNNTE BIS ZU 15 MILLIARDEN WERT SEIN

Schenker wird derzeit in Finanzmarktkreisen auf einen Wert von bis zu 15 Milliarden Euro geschätzt, stark abhängig allerdings von der Weltkonjunktur infolge der Ukraine- und Energiekrise. Die Liste der potenziellen Interessenten für die Bahn-Tochter ist lang, denn im zersplitterten Logistik-Markt ist Schenker noch einer der größten: Maersk, Kühne+Nagel sowie die dänische DSV werden immer wieder genannt. Aber auch Finanzinvestoren wie Carlyle, CVC, Advent, Bain sollen Interesse vor allem an einer vollständigen Übernahme haben. Ein Komplett-Verkauf gilt derzeit auch in Konzernkreisen als wahrscheinlichste Option. Der Prozess könnte sich aber bis 2024 hinziehen.

Die in den vergangenen Monaten stark gestiegenen Zinsen machen jedoch auch für Finanzinvestoren einen Kauf schwieriger. Dies dürfte den Preis drücken. Der nächste Schritt nach einer Billigung durch den Aufsichtsrat wäre dann, Banken mit der Unterstützung der Verkaufspläne zu beauftragen. 

VERKAUF RÜCKTE MIT AMPEL-KOALITION IN DEN FOKUS

Ein Verkauf von Schenker zeichnete sich ab, nachdem die Ampel-Koalition im vergangenen Jahr die Regierung übernahm. FDP und Grünen gelten als Befürworter einer Konzentration der Bahn auf den Personen- und Güterverkehr in Deutschland. Das Management der Deutschen Bahn mit Richard Lutz an der Spitze galt lange als Gegner eines Verkaufs, da die Sparte meist ein verlässlicher Gewinn-Lieferant war und damit den verlustreichen Bahn-Verkehr in Deutschland stützen konnte. Zudem ist der Staatskonzern mit über 30 Milliarden Euro hochverschuldet und braucht Geld für Investitionen.

Der Versuch, die internationale Nahverkehrstochter Arriva zu verkaufen, hatte ähnliche Gründe. Das Projekt scheiterte jedoch bislang, die erhofften Erlöse waren nicht zu erzielen. Stattdessen gibt es Teilverkäufe der Sparte, auch wenn ein Gesamtverkauf immer noch möglich wäre.

Schenker wiederum hatte die Bahn vor 20 Jahren für rund 2,5 Milliarden Euro beim Kauf des Stinnes-Konzerns erworben. Zehn Jahre davor hatte die Bahn Schenker schon mal verkauft.

Bahn-Vorstand soll Schenker-Verkauf zur Beschlussreife führen

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von moerschy auf Pixabay

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