Berlin, 28. Feb – Die erste Tarifrunde zwischen Deutscher Bahn und der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ist kurz nach Beginn abgebrochen worden. Der Staatskonzern habe sich geweigert, ein schriftliches Angebot vorzulegen, und provoziere damit Warnstreiks, kritisierte die EVG nach Ende der Gespräche am Dienstag in Fulda.
„Ich finde es schon mehr als erstaunlich, dass die Deutsche Bahn ihre Fahrgäste schon jetzt auf Warnstreiks einschwört, bevor wir überhaupt eine Minute miteinander verhandelt haben“, sagte EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch. Bahn-Personalvorstand Martin Seiler konterte, die Eskalation in der ersten von vier vereinbarten Runden sei absolut unnötig. „Wir wollen ernsthaft verhandeln und Lösungen am Verhandlungstisch finden, das erwarten wir auch von der EVG.“ Am 14. März müsse wieder gesprochen werden.
EVG-Verhandlungsführer Loroch warnte: „Offensichtlich hat das Unternehmen überhaupt kein Interesse daran, einen Abschluss am Verhandlungstisch zu erzielen, sondern provoziert bewusst einen Arbeitskampf.“ Anders könne er sich das destruktive Verhalten der Bahn-Verhandlungsführung nicht erklären. Die Bahn müsse nun die nächsten Wochen für konstruktive Vorschläge nutzen. Die stellvertretende EVG-Vorsitzende Cosima Ingenschay betonte, man werde erst an den Verhandlungstisch zurückkehren, wenn die Bahn ein Angebot abgegeben habe. „Wir werden jetzt nicht morgen losstreiken, wir sind jederzeit verhandlungsbereit.“ Streik sei die Ultima Ratio, ergänzte EVG-Experte Loroch.
Bahn-Vorstand Seiler beharrte darauf, dass man aufgrund des umfangreichen Forderungskatalogs erst einmal über eine Priorisierung reden müsse. „Auf was kommt es denn jetzt wirklich an?“ Er wolle vermeiden, in ein „Ping-Pong“ mit Angeboten zu geraten. Die Gewerkschaft habe sich aber geweigert, über Inhalte zu reden. EVG-Vize Ingenschay sagte hingegen, man wolle auf die übliche „Folklore“ bei Tarifverhandlungen verzichten und warte nun auf ein Angebot. Seiler ließ in einem Pressegespräch aber offen, wann die Bahn eine konkrete Offerte vorlege.
Die EVG verlangt zwölf Prozent mehr Lohn, mindestens aber 650 Euro im Monat mehr. Für die meisten Beschäftigten der Bahn bedeutet dies eine stärkere Steigerung als die zwölf Prozent, die für eine Laufzeit von zwölf Monaten gefordert wird. Die EVG verhandelt nach eigenen Angaben für rund 180.000 DB-Beschäftigte. Im März finden weitere Tarifrunden mit kleineren Bahn-Unternehmen mit insgesamt weiteren 50.000 Beschäftigten statt. Für sie gelten die gleichen Forderungen. Nach diesen Gesprächen werde man entscheiden, ob und wo es zu Warnstreiks komme, sagte Ingenschay.
Bahn-Tarifgespräche kurz nach Beginn im Streit beendet
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Rudy and Peter Skitterians auf Pixabay
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