Zürich, 31. Mrz (Reuters) – Wegen des Krieges in der Ukraine rechnet der Agrochemiekonzern Syngenta Group im laufenden Jahr mit einem Produktionseinbruch in einer der weltweit wichtigsten Kornkammern. „Wir hoffen, dass wir rund zwei Drittel dessen, was normalerweise möglich wäre, retten können“, erklärte ein Sprecher des zum chinesischen Staatskonzerns ChemChina gehörenden Unternehmens am Donnerstag. „Wir erwarten auf jeden Fall keinen Total-Ausfall.“ Syngenta verkaufe seine Produkte wie Pflanzenschutzmittel und Saatgut in der Ukraine zu Selbstkostenpreisen, um eine möglichst hohe Ernte sicherstellen zu können.
„Wir stehen am Rande einer globalen Nahrungsmittelkrise“, erklärte Syngenta-Chef Erik Fyrwald. Kriege zerstörten die Infrastruktur, unterbrächen Transporte, verseuchten Land und Wasser und machten die Arbeit der Landwirte oftmals unmöglich. Dazu kämen der Klimawandel und Wetterextreme, die die Produktivität der Landwirtschaft in aller Welt bedrohten. Die laufende Anbausaison sei bereits durch beispiellose Überschwemmungen, Dürren und ein hohes Maß an Schädlingsbefall beeinträchtigt, sagte er weiter.
Die Ukraine produziert vor allem Weizen, Mais und Soja. Die Lebensmittelversorgung von etwa 400 Millionen Menschen hängt Syngenta zufolge von Russland und der Ukraine ab. Nordafrika und der Nahe Osten importierten über 50 Prozent ihres Getreidebedarfs und einen großen Anteil an Weizen und Gerste aus den beiden Ländern. Die Ukraine sei auch ein wichtiger Lieferant von Mais für die Europäische Union und China sowie für mehrere nordafrikanische Märkte.
Syngenta beschäftige in der Ukraine rund 730 Mitarbeiter, in Russland etwa 800. Syngenta habe keine Pläne, sich aus Russland zurückzuziehen. Die Produktion von Kulturpflanzen unterliege keinen Sanktionen. Die Ukraine und Russland machten jeweils weniger als zwei Prozent des Konzernumsatzes aus.
Im vergangenen Jahr steigerte Syngenta den Umsatz um 23 Prozent auf 28,2 Milliarden Dollar.
Damit ließ das Unternehmen aus Basel die Rivalen Bayer und BASF aus Deutschland sowie die amerikanische Corteva hinter sich. Corteva schaffte ein Umsatzplus von rund zehn Prozent, bei Bayer und BASF waren es im Agrogeschäft jeweils rund sieben Prozent.
Syngenta führte die Marktanteilsgewinne darauf zurück, dass seine Saatgut- und Pflanzenschutzprodukte den Landwirten helfen würden, mit extremen Witterungsbedingungen und den Auswirkungen des Klimawandels besser fertig zu werden. Zudem floriere das Geschäft in China.
Früheren Angaben zufolge will Syngenta bis zur Jahresmitte an den STAR Market der Börse Shanghai gehen. Die behördliche Bewilligung für die Transaktion liegt allerdings noch nicht vor.
Agroriese Syngenta rechnet in Ukraine mit einem Drittel weniger Ernte
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