Düsseldorf, 22. Apr (Reuters) – Bei dem Immobilien-Investor Adler Group hat es keinen systematischen Betrug gegeben. Zu diesem Schluss kommt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in einer Sonderuntersuchung. Allerdings konnten die Prüfer nicht alle Vorwürfe des britischen Leerverkäufers Fraser Perring gegen die Immobiliengesellschaft widerlegen.
So habe es Mängel bei einigen Transaktionen gegeben. Die Finanzaufsicht BaFin prüft die Bücher des Unternehmens weiter. „Wir werden die Untersuchungsergebnisse von KPMG zur Adler Group auswerten und in unsere Prüfung einfließen lassen“, kündigte eine Sprecherin an.
„Es ist kein Freispruch erster Klasse, natürlich wurden Mängel aufgedeckt“, sagte der Verwaltungsratschef der Adler Group, Stefan Kirsten, bei der Vorstellung des KPMG-Berichts am Freitag. Aber: „Betrug und Täuschung gab es nicht.“ Die Adler Group sei „angeschlagen, aber vital“. Kritik werde nun aufgearbeitet, personelle Konsequenzen schließe er nicht aus. An der Börse zogen die Adler-Aktien an und notierten am Mittag mit einem Plus von knapp neun Prozent bei 12,64 Euro.
Die KPMG Forensic hatte Adler zuvor den finalen Bericht über die Ergebnisse der umfassenden Sonderuntersuchung zu den schweren Vorwürfen von Viceroy Research LLC vorgelegt. KPMG Forensic habe dabei keine Beweise dafür gefunden, dass es „systematisch betrügerische oder die Gesellschaft ausplündernde Transaktionen mit angeblich nahestehenden Personen gegeben hat“, teilte das Unternehmen mit. „Allerdings hat KPMG Forensic in der Dokumentation und in der Abwicklung einiger Transaktionen Mängel festgestellt“, hieß es.
Der britische Leerverkäufer Fraser Perring hatte der Adler Group im vergangenen Jahr unter anderem Täuschung und finanzielle Falschdarstellung vorgeworfen. Ein Netzwerk habe von Transaktionen zulasten von Aktionären und Anleihegläubigern profitiert, bei der Bewertung von Immobilien gebe es Mängel, diese seien teils künstlich überhöht worden. Die Adler Group hatte in der Folge die KPMG eingeschaltet. Sie hatte auch mit Blick auf die KPMG-Untersuchung die Veröffentlichung ihres Jahresabschlusses für 2021 verschoben. Diese solle nun Ende April erfolgen, kündigte Kirsten an.
Die Adler Group stellte am Freitag einen 137 Seiten umfassenden Bericht der KPMG zu den Vorwürfen ins Internet. Unter anderem bei Bewertungsfragen von Immobilien stellten die Prüfer fest, dass die Vorwürfe aus ihrer Sicht widerlegt seien. Bei anderen Punkten konnte die KPMG Kritik aber nicht entkräften.
Mängel stellten die Prüfer etwa bei einer Transaktion mit einer „angeblich nahestehenden Person“ im Falle eines Entwicklungsprojekts im Düsseldorfer Stadtteil Gerresheim fest. Zudem gebe es bei Werten für Projektentwicklungen Diskrepanzen – KPMG ermittelte hier auf Basis von Stichproben einen um 411 Millionen Euro niedrigeren Marktwert als offiziell veranschlagt.
Die Prüfer monierten auch, dass ihnen etwa nicht alle angeforderten Informationen, etwa E-Mails, übergeben worden seien. Kirsten führte dafür rechtliche Gründe an. Es habe auch einen „offenen Dissenz“ mit der KPMG mit Blick auf die Gerresheimer Transaktion gegeben.
Die Vorwürfe des Leerverkäufers seien aus seiner Sicht insgesamt „überzogen und nicht haltbar“, bilanzierte Kirsten: „Viceroy ist für mich erledigt.“ Adler wolle „die erkannten Schwachstellen in Struktur und Prozess“ abstellen, versprach er.
Adler war im vergangenen Jahr auch durch Investoren unter Druck geraten, die eine aus ihrer Sicht zu hohe Verschuldung der Adler Group kritisiert hatten. Adler hatte sich daraufhin von großen Immobilien-Paketen getrennt, die an die LEG Immobilien und den US-Finanzinvestor KKR gingen. Zugriff auf Adler-Aktien hat der deutsche Branchenprimus Vonovia. Der Wohnungskonzern hält rund 20,5 Prozent der Aktien des kriselnden Immobilien-Investors.
Adler Group sieht keinen Betrug – KPMG stellt aber Mängel fest
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