Sonntag, Dezember 22, 2024
StartBörseVerunsicherte Millionäre tragen ihr Geld zur UBS

Verunsicherte Millionäre tragen ihr Geld zur UBS

Zürich, 25. Apr – Kurz vor der Übernahme des taumelnden Rivalen Credit Suisse hat die Großbank UBS einen Gewinneinbruch verbucht. Rückstellungen für rechtliche Altlasten halbierten das Ergebnis auf 1,03 Milliarden Dollar, wie der Schweizer Konzern am Dienstag mitteilte. Trotzdem sieht sich der Vermögensverwalter für Reiche und Superreiche gut gerüstet für die Rettung der Credit Suisse. „Die UBS ist heute stärker als je zuvor“, erklärte der neue Konzernchef Sergio Ermotti. Dies würden auch die Kunden anerkennen und der Bank mehr Geld anvertrauen. 

Die Flucht vermögender Investoren in sichere Anlagehäfen verlieh der UBS im Startquartal Rückenwind. Bei Millionären und Milliardären sammelte die Bank von Januar bis März 28 Milliarden Dollar ein. Auf das Jahr hochgerechnet entspricht dies vier Prozent des Bestandes. Allein sieben Milliarden Dollar flossen in den letzten zehn Tagen des Monats und damit nach der Ankündigung des Credit-Suisse-Kaufs in das Institut. „Dies ist ein weiterer Beweis dafür, wie sehr sich die Kunden auf der Suche nach Stabilität an uns wenden“, erklärte Ermotti.

Erste Gespräche deuteten darauf hin, dass die Kunden den Wert des Zusammenschlusses anerkennen würden. Trotzdem warnte Ermotti vor möglichen Rückschlägen. „Es gibt viel zu tun, und in den kommenden Monaten werden schwierige Entscheidungen getroffen werden müssen. Umstrukturierungen verlaufen nicht geradlinig, das wissen wir aus eigener Erfahrung.“ 

Bei der Übernahme der Credit Suisse handelt es sich um den ersten Zusammenschluss von zwei weltweit systemrelevanten Banken seit der Finanzkrise. Mit dem Drei-Milliarden-Franken-Deal kann die UBS zwar vergleichsweise günstig einen Wachstumssprung machen. Die Schweizer Nummer eins wird aber nicht müde zu betonen, wie groß die Integrationsrisiken sind. Analysten weisen zudem darauf hin, dass beide Banken Kunden verlieren könnten, die Konten bei beiden Instituten haben und nun nicht alle Eier in einen Korb legen wollen.

CS-DEAL ALS „ULTIMATIVE GEGENLEISTUNG“ 

Die krisengeplagte Credit Suisse erlitt im Startquartal Vermögensabflüsse von netto 61,2 Milliarden Franken. Die Abflüsse seien inzwischen zwar zurückgegangen, zu einer Trendumkehr sei es bisher aber nicht gekommen, erklärte das Geldhaus am Vortag. Umschichtungen von Credit-Suisse-Kunden seien nicht der Haupttreiber der Zuflüsse bei der UBS gewesen, erklärte ein Konzernsprecher. Vielmehr zeigten bereits die Abschlüsse von Wall-Street-Häusern, dass die Kunden Gelder von kleineren Bank zu den Riesen umschichteten.

Ein Auslöser waren die Probleme der Silicon Valley Bank und anderer mittelgroßer Häuser. In Europa erwies sich die Credit Suisse als schwächstes Glied der Kette. Ein Banksturm rief Mitte März den Schweizer Staat auf den Plan. Zusammen mit der Notenbank und der Finanzmarktaufsicht des Landes orchestrierte die Regierung eine Notübernahme der 167-jährigen Gesellschaft durch die UBS, um schwere Verwerfungen in dem Land und möglicherweise auch eine weltweite Finanzkrise zu verhindern. Während der Finanzkrise musste bereits die UBS vom Staat gerettet werden. „Dass die UBS Teil der Lösung ist, sehe ich als die ultimative Gegenleistung für die damalige Hilfe der Regierung,“ sagte Ermotti. 

Nach dem Ausstieg aus Teilen des Investmentbankings und der Konzentration auf die Vermögensverwaltung hat sich die UBS in den jüngsten Krisen als widerstandsfähig und berechenbar erwiesen. Auch im Startquartal 2023 erfüllte die Bank in Bezug auf das Tagesgeschäft die Markterwartungen. Die Gewinndelle ging vor allem auf die Erhöhung der Rückstellungen um 665 Millionen Dollar für Rechtsfälle in Zusammenhang mit US-Wohnbauhypotheken zurück. Eine Einigung in diesen 15 Jahre zurückreichenden Fällen dürfte kurz bevorstehen. „Unsere Gespräche mit dem US-Justizministerium sind weit vorangeschritten,“ sagte Ermotti. Neben einem Verfahren wegen Steuerhinterziehung in Frankreich ist dies der letzte große verbleibende Rechtsstreit der UBS.

Die Übernahme der Credit Suisse soll bis Mitte Jahr in trockenen Tüchern sein. In der zweiten Jahreshälfte will der Konzern sich dann zu den Einzelheiten der Integration und zu den neuen Finanzzielen äußern. Bisher hat die Bank in Zusammenhang mit der Übernahme Einsparungen von acht Milliarden Dollar in Aussicht gestellt. „Wenn wir feststellen, dass dies nicht ausreicht, werden wir Maßnahmen ergreifen müssen“, sagte Ermotti. Die neuen Gewinnziele dürften zumindest den Vorgaben für die bisherige UBS entsprechen. 

Aus Anlegersicht stelle sich die UBS ganz anders dar als vor der Ankündigung des Credit-Suisse-Deals, erklärte Vontobel-Analyst Andreas Venditti. Statt für hohe Kapitalrenditen stehe die Bank nun für einen komplexen Umbau. An der Börse sanken UBS bis am Mittag um 1,7 Prozent.

Verunsicherte Millionäre tragen ihr Geld zur UBS

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von Gabriele M. Reinhardt auf Pixabay

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