Berlin, 23. Feb (Reuters) – Die gute Stimmung unter den deutschen Exporteuren kann dem Ifo-Institut zufolge künftig unter der zugespitzten Lage in der Ukraine leiden. Das Barometer für die Exporterwartungen sank zwar im Februar nur geringfügig um 0,1 Punkte, blieb aber mit 17,6 Punkten klar im positiven Bereich, wie das Münchner Ifo-Institut am Mittwoch zu seiner monatlichen Unternehmensumfrage mitteilte.
„Die Exportindustrie erwartete weitere Zuwächse“, fasste Ifo-Präsident Clemens Fuest dieses Ergebnis zusammen. Die aktuellen Entwicklungen in der Ukraine – die sich am Dienstag durch das russische Vorgehen mit der Anerkennung der Separatistengebiete im Osten des Landes erheblich zugespitzt haben – könnten jedoch zu einer Zunahme der Unsicherheit führen. „Dies könnte die Handelsströme beeinflussen“, warnte Fuest.
Die Nahrungsmittelindustrie rechnet mit neuen Aufträgen aus dem Ausland. In den vergangenen beiden Monaten waren hier noch leichte Rückgänge erwartet worden. Gleiches galt für die Hersteller von Bekleidung sowie Gummi- und Kunststoffwaren. „Die Elektroindustrie berichtete von sehr guten Exportaussichten“, sagte Fuest. Im Maschinenbau gab es einen demnach kleinen Dämpfer. Jedoch rechnete auch diese wichtige Branche mit weiteren Aufträgen aus dem Ausland.
Ökonomen, Verbände und Unternehmen befürchten angesichts der Ukraine-Krise, auf die der Westen mit Sanktionen reagiert, mit Folgen auch für die deutsche Konjunktur. „Neben sicherheitspolitischen Risiken bringt der Konflikt für Deutschland höhere Energiepreise und vermehrte Unsicherheit, beides belastet das Investitions- und Konsumklima“, sagte der Vizepräsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Stefan Kooths.
„Allerdings sind die Auftriebskräfte in der Weltwirtschaft so stark, dass dieser Gegenwind – solange es nicht zu einem Abbruch der ökonomischen Beziehungen kommt – den Aufholprozess der Konjunktur nach der Corona-Pandemie allenfalls bremsen, aber nicht abbrechen wird.“
Ifo-Chef Fuest – Ukraine-Krise könnte Handelsströme beeinflussen
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