Berlin, 09. Nov – Die wegen der Energiekrise befürchtete Pleitewelle in Deutschland ist einer Studie zufolge auch im Oktober ausgeblieben. Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland sank sogar auf 721 von 760 im September, wie aus der am Mittwoch veröffentlichten Untersuchung des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hervorgeht. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es allerdings einen Anstieg um 15 Prozent.
„Der leichte Rückgang der Insolvenzzahlen im Oktober ist noch kein Grund für Entwarnung“, sagt Steffen Müller, Leiter der IWH-Abteilung Strukturwandel und Produktivität und der dort angesiedelten Insolvenzforschung. Vielmehr seien die niedrigen Zahlen auch Ausdruck der vergleichsweise wenigen Arbeitstage im vergangenen Monat, was zu einer geringeren Zahl von Insolvenzeröffnungen durch die Gerichte beigetragen haben dürfte. „Für die kommenden beiden Monate sind wieder steigende Insolvenzzahlen und mehr von Insolvenz betroffene Arbeitsplätze zu erwarten“, sagte Müller. „Eine Insolvenzwelle ist jedoch nicht in Sicht.“
Der IWH-Analyse zufolge waren von den Insolvenzen der zehn größten Unternehmen im Oktober rund 3800 Arbeitsplätze betroffen. Diese Zahl liege deutlich unter dem Niveau der vergangenen zwölf Monate. Zuletzt hatten etwa der Online-Babybedarfshändler windeln.de und der Auto-Zulieferer SMA Insolvenz angemeldet. Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof will sich zum zweiten Mal binnen zwei Jahren über ein Insolvenzverfahren sanieren.
Die deutsche Wirtschaft steht angesichts der stark gestiegenen Energiekosten als Folge des russischen Krieges gegen die Ukraine vor einer Rezession. Die Bundesbank etwa rechnet damit, dass das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Winterhalbjahr „deutlich“ sinken könnte. „Die anhaltend hohe Inflation und die Unsicherheit über die Energieversorgung und ihre Kosten belasten die deutsche Wirtschaft deutlich“, heißt es im aktuellen Monatsbericht.
Zahl der Firmenpleiten im Oktober trotz Rezessionsgefahr gesunken
Quelle: Reuters
Titelfoto: Bild von Dylan Leagh auf Pixabay
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