München, 24. Okt – Deutschen Unternehmen drohen angesichts der bevorstehenden Rezession und der anhaltenden Inflation nach Einschätzung ihrer Wirtschaftsprüfer zum Ende des Jahres hohe Abschreibungen auf Beteiligungen. „Die Goodwills (Firmenwerte) geraten doppelt unter Druck“, sagte der Vorstandssprecher des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IdW), Klaus-Peter Naumann, am Montag.
„Wir laufen in ein Rezessions-Szenario hinein, darüber besteht keine Unsicherheit mehr.“ Zum einen müssten die Unternehmen ihre Erwartung an die künftigen Mittelzuflüsse (Cash-flows) drosseln, die die Basis der Bewertungen sind. Zum anderen müssten die Cash-flows wegen der steigenden Zinsen stärker abgezinst werden, was zusätzlich auf den aktuellen Wert drücke.
Auch steuerliche Verlustvorträge könnten an Wert verlieren, weil sie angesichts getrüber Geschäftsaussichten nicht innerhalb von fünf Jahren geltend gemacht werden könnten, sagte Naumann. Das IdW macht den Abschlussprüfern regelmäßig Vorgaben, um für eine einheitliche Bilanzierungspraxis zu sorgen.
Der Finanzbranche droht nach Ansicht des IdW spätestens zum Jahreswechsel eine erhöhte Risikovorsorge. Darauf wollten die Prüfer in den Jahresbilanzen dringen, kündigte Naumann an. Die Risikolage verschärfe sich von Quartal zu Quartal. Das schlage sich in größeren Kreidtausfallrisiken nieder. In den September-Abschlüssen dürfte sich das zumindest zum Teil aber noch nicht widerspiegeln, weil viele Unternehmen diese nicht von den Prüfern testieren lassen. Vorgeschrieben ist das nur für die Halbjahres- und die Jahresbilanz. „Wir haben die Erwartung, dass die Risikovorsorge, die wir zum 30. September sehen, nicht unbedingt zum 31. Dezember ausreicht“, sagte der IdW-Chef.
Einige Institute hätten allerdings noch Risikopuffer aus der Corona-Pandemie, in der Banken die Rückstellungen erhöht hatten. „Bei dem einen oder anderen wird sich das ausgleichen“, sagte Naumann.
Wirtschaftsprüfer – Deutschen Unternehmen drohen Abschreibungen
Quelle: Reuters
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