Berlin, 13. Okt – Siemens zieht eine positive Zwischenbilanz seiner neuen digitalen Hard- und Software-Plattform „Xcelerator“. Seit deren Einführung vor drei Monaten seien 58 Partner zertifiziert und das Angebot auf die Zugtechnik-Sparte Mobility erweitert worden, erklärte der Münchner Technologiekonzern am Donnerstag.
Xcelerator ist als offene Plattform gestaltet, die auch die Anbindung von Produkten anderer Hersteller ermöglicht. „Siemens verbindet wie kein anderes Unternehmen die reale mit der digitalen Welt“, sagte Technologiechef Peter Körte in Berlin bei der Vorstellung der Pläne. „Maschinen mit Sensoren auszurüsten, sie an das ‚Internet der Dinge‘ anzubinden und künstliche Intelligenz zu nutzen, um Hardware intelligent zu machen, ist die Basis für die industrielle Digitalisierung.“
Siemens hat sein Ziel, den Umsatz mit digitalen Angeboten bis 2025 jährlich um zehn Prozent zu steigern, im Geschäftsjahr 2021/22 (per Ende September) nach eigenen Angaben erreicht. Das wären mehr als 6,2 (2020/21: 5,6) Milliarden Euro, rund ein Zehntel des Konzernumsatzes. Vorstandschef Roland Busch hat sich auf die Fahnen geschrieben, den Konzern stärker auf Software und deren Einsatz zur Automatisierung von Industrieanlagen, Gebäuden und Zügen auszurichten.
Ziel sei ein „industrielles Metaverse“. Kern davon ist der „digitale Zwilling“, mit dem sich Fabriken, Produktionslinien und Produkte simulieren, testen und überwachen lassen. Vor allem in der Autoindustrie, aber auch in der Lebensmittelproduktion sei er im Einsatz, sagte DI-Manager Magnus Edholm. Auch beim Umbau der Berliner Siemensstadt in ein Wohn- und Geschäftsquartier soll er zum Einsatz kommen.
Siemens habe sich in seiner 175-jährigen Geschichte „immer wieder neu erfunden“, sagte Busch beim Festakt zum Jubiläum des Konzerns am Mittwochabend. „Wir sind wieder mutiger geworden und unternehmerischer.“
SIEMENS HILFT BEIM BAU VON BATTERIEFABRIKEN
Mit dem europäischen Batteriehersteller ACC hat Siemens nach eigenen Angaben einen der größten Xcelerator-Kunden gewonnen. Die Automotive Cells Company (ACC) will in Europa zwei bis drei Batteriefabriken für Elektroautos, eine davon in Kaiserslautern, bauen. Sie hat Siemens zum „bevorzugten Lieferanten“ für Automatisierung, Digitalisierung und Elektrifizierung ernannt. „ACC nutzt praktisch das gesamte Spektrum von Xcelerator – vom Bau der Fabrik über die Automatisierung der Produktion bis zur Gebäudetechnik“, sagte der für die Sparte Digital Industries (DI) verantwortliche Siemens-Vorstand Cedrik Neike der Nachrichtenagentur Reuters.
ACC gehört zu je einem Drittel den Autobauern Mercedes-Benz und Stellantis sowie Saft, einer Tochter des Öl- und Energiekonzerns TotalEnergies. Die Firma hat sieben Milliarden Euro zur Verfügung, um „Gigafabriken“ im französischen Billy-Berclau Douvrin, in Kaiserslautern und möglicherweise im italienischen Termoli zu bauen. „Viele Batteriefabriken können noch effizienter arbeiten. Wir wollen hier zu substanziellen Effizienzsteigerungen beitragen“, sagte Neike.
Zum Einsatz kommen soll die Xcelerator-Produktlinie auch bei Vola Trucks, einem Hersteller von Elektro-Lkw und -Bussen. Für ihn soll Siemens unter anderem ein Netz von Strom-Ladestationen aufbauen und dessen effiziente Anbindung an die Netze sichern, wie die beiden Unternehmen mitteilten.
„Wir können dazu beitragen, die Energiekrise mit Software zu bewältigen“, sagte Thomas Kiessling, Technologie-Chef der Sparte Smart Infrastructure (SI). Mehr als ein Viertel des weltweiten Energieverbrauchs entfielen auf den Betrieb von Gebäuden. Sie müssten effizienter werden. Durch eine Digitalisierung der Netze lasse sich deren Kapazität im besten Fall verdoppeln. Nur damit seien die Klimaziele erreichbar, sagte Kiessling.
Siemens will Fabriken und Gebäude stärker digitalisieren
Quelle: Reuters
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