Frankfurt, 19. Sep – Rezessionssorgen im Vorfeld eines weiteren großen Zinsschritts der US-Notenbank Fed treiben Anleger an der Wall Street zur Vorsicht. Der Dow-Jones-Indexmder Standardwerte notierte bei nervösem Handel am Montag wenig verändert bei 30.826 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 und der Index der Technologiebörse Nasdaq gaben leicht auf 3870 und 11.436 Punkte nach. Anleger fürchteten, dass eine weitere massive Zinserhöhung der Fed die US-Wirtschaft in eine Rezession stürzen könnte.
Der S&P 500 und der Nasdaq hatten am Freitag den stärksten prozentualen Wochenrückgang seit Juni verzeichnet, da die Börsianer eine Zinserhöhung um mindestens 0,75 Prozentpunkte bei der Fed-Sitzung an diesem Mittwoch mittlerweile fest eingepreist haben. Selbst ein Plus von einem vollen Prozentpunkt wird von Börsianern nicht mehr ausgeschlossen. „Ich halte eine Rezession für sehr wahrscheinlich. Die Fed betrachtet eine Rezession als bedauerlich, aber unvermeidbar, um die Inflation zu bekämpfen“, sagte Christopher Grisanti, Aktienstratege bei MAI Capital Management.
Zuvor hatten auch auf der anderen Seite des Atlantiks Anleger zum Auftakt einer Woche mit gleich 13 Notenbank-Sitzungen Aktien nur mit spitzen Fingern angefasst. Eine kurz vor Handelsschluss einsetzende Gegenbewegung ließ den Dax dann aber 0,5 Prozent fester mit 12.803 Punkten aus dem Handel gehen.
Hier lesen. Positive Impulse lieferte der Autokonzern Volkswagen, der ungeachtet der aufziehenden Rezession den Börsengang seiner Sportwagentochter Porsche AG für den 29. September ankündigte.
AUSVERKAUF BEI ANLEIHEN
Die Aussicht auf eine dritte kräftige Zinserhöhung angesichts der hartnäckig hohen Inflation führte erneut zu einem Ausverkauf bei US-Staatsanleihen. Anleger schmissen die bereits gehandelten, niedriger verzinsten Titel aus ihren Depots und trieben damit die Rendite der zehnjährigen US Treasuries auf ein Elfeinhalb-Jahres-Hoch von 3,518 Prozent. Die Rendite ihrer deutschen Pendants DE10YT=RR zog mit 1,818 Prozent auf einen neuen Höchststand seit Mitte Juni.
Die Zinsaussichten gaben zugleich der Weltleitwährung Rückenwind. Der Dollar-Index=USD, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, stieg um 0,2 Prozent auf 109,75 Punkte und marschierte damit wieder in Richtung seines jüngsten 20-Jahres-Hochs. „Wir gehen davon aus, dass der US-Dollar in dieser Woche aufgrund der sich verschlechternden Aussichten für die Weltwirtschaft weiter auf ein neues zyklisches Hoch über 110,8 Punkte steigen wird“, konstatierten die Analysten von CBA.
BIDEN – PANDEMIE VORBEI
Bei den Einzelwerten profitierten unterdessen Fluggesellschaften davon, dass US-Präsident Joe Biden die Corona-Pandemie in den USA für beendet erklärte.c“Die Pandemie ist vorbei“, sagte Biden in einem Interview mit dem Sender CBS. Die Anteilsscheine von American Airlines, United Airlines, Delta, Southwest, JetBlue Airways und Alaska Air hoben jeweils mehr als drei Prozent ab.
Dagegen brachen Impfstoffhersteller empfindlich ein, nachdem Biden die Corona-Pandemie am Wochenende für beendet erklärt hatte, obwohl nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde noch täglich Hunderte Amerikaner an der Infektion sterben. Die in den USA gelisteten Titel von Impfstoffhersteller Biontech sowie der US-Pharmakonzern Novavax büßten mehr als acht Prozent ein. US-Rivale Moderna brach mehr als neun Prozent ein.
Rückenwind gab es indes für Tesla. Der Elektroautobauer schloss ein Projekt zur Erweiterung der Produktionskapazitäten in seinem Werk in Shanghai ab, wie aus einer Erklärung auf einer Plattform der Shanghaier Regierung hervorging. Zugleich habe der Konzern bestätigt, dass seine Pläne für den Betrieb der derzeit im Bau befindlichen Batteriefabrik in Deutschland unverändert seien, sagte der Bürgermeister von Grünheide, Arne Cristiani, gegenüber Reuters und widersprach damit einem Medienbericht von vergangener Woche, dem zufolge der US-Konzern die Pläne auf Eis gelegt habe. Tesla-Aktien zogen in der Spitze rund zwei Prozent an.
US-Anleger vor weiterer XXL-Zinserhöhung vorsichtig
Quelle: Reuters
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