Berlin, 13. Sep (Reuters) – Börsenprofis blicken angesichts der Energiekrise immer pessimistischer auf die deutsche Wirtschaft. Das Barometer für deren Einschätzung zur Konjunktur in den nächsten sechs Monaten fiel im September um 6,6 Zähler auf minus 61,9 Punkte und damit bereits das dritte Mal in Folge. Das teilte das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner monatlichen Umfrage unter 167 Analysten und Anlegern mit. Von Reuters befragte Ökonomen hatten zwar mit einem Rückgang gerechnet, allerdings nur auf minus 60,0 Zähler. Die Börsianer bewerteten auch die aktuelle Lage deutlich schlechter: Dieses Barometer fiel um 12,9 auf minus 60,5 Punkte.
„Die Aussicht auf Energieengpässe im Winter lassen die Erwartungen für große Teile der deutschen Industrie noch negativer werden“, kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach die Umfrageergebnisse. „Hinzu kommt eine ungünstigere Einschätzung des Wachstums in China. Bereits die aktuellen statistischen Zahlen zeigen einen Rückgang von Auftragseingängen, Produktion und Exporten.“
Die Bundesregierung stimmt angesichts dieser Rahmenbedingungen auf eine Rezession ein. „Die deutsche Wirtschaftsleistung könnte in der zweiten Jahreshälfte stagnieren oder rückläufig sein“, heißt es im Monatsbericht des Wirtschaftsministeriums. Habe sich die deutsche Wirtschaft in den ersten sechs Monaten noch als widerstandsfähig erwiesen, so habe sich die konjunkturelle Stimmung zuletzt deutlich eingetrübt.
Führende Institute haben jüngst ihre Konjunkturprognosen eingedampft. Besonders pessimistisch ist das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), dass für 2023 einen Rückgang des deutschen Bruttoinlandsproduktes von 1,4 Prozent erwartet. „Die deutsche Wirtschaft steht vor einer Rezession“, fasste das IWH seine Prognose zusammen. „Grund ist der enorme Anstieg der Preise für fossile Energieträger.“ Für das laufende Jahr geht das IWH noch von einem Wachstum von 1,1 Prozent aus.
Börsianer bewerten Konjunkturaussichten erneut negativer
Quelle: Reuters
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