Berlin, 20. Aug (Reuters) – Der Transatlantik-Koordinator der Bundesregierung, Michael Link, hat die wachsende Bedeutung des G7-Partners Kanada für Deutschland und gerade die Energieversorgung betont. „Kanada wird für Deutschland immer wichtiger“, sagte der FDP-Politiker in einem am Samstag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. „Deshalb auch dieser herausgehobene Besuch nur in Kanada, ohne zugeschalteten Stopp in den USA“, fügte er in Anspielung darauf hinzu, dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) am Sonntag zu einem Kanada-Besuch aufbrechen. Normalerweise wurden solche Besuche in Kanada von Kanzlern immer mit weiteren Zielen verbunden. Da das nordamerikanische Land immer wichtiger werde, „hat es durchaus Sinn, dass Kanzler und Wirtschaftsminister gemeinsam reisen“.
Der FDP-Politiker nannte Kanada ausdrücklich als möglichen künftigen Garanten der deutschen Energieversorgung. Russland solle nach dem Angriff auf die Ukraine kein Geld mehr an deutschen und europäischen Gaskäufen verdienen. „Und da ist es allemal sinnvoller, LNG aus Kanada zu beziehen als von autokratischen Regimen. Kanada ist verlässlich, demokratisch und verfügt über höchste Umwelt- und Sozialstandards“, sagte Link, der zudem Versäumnisse früherer Regierungen kritisierte. „Aus heutiger Sicht wäre es in der Tat wünschenswert gewesen, das dortige Potenzial schon früher für Europa anschlussfähig zu machen. Dann wären wir in Sachen Exportinfrastruktur, die später auch für nachhaltigen Wasserstoff genutzt werden kann, schon deutlich weiter.“
Flüssiggas werde die Brücke in die Wasserstoffzeit bilden. „Durch deutsche LNG-Käufe in Kanada können zwei Wertepartner sich gegenseitig unterstützen.“ Deutschland werde auch in Zukunft viel Energie brauchen, insbesondere im Bereich der Industrie und der kleinen und mittleren Unternehmen. Dass Scholz auch in die Provinzen reise, sei wichtig: „Im föderalen Kanada sind die Provinzen zentrale Akteure bei Energie- und Infrastrukturprojekten.“ Dies erkläre auch, wieso die Planung von LNG-Terminals an der Westküste schneller vorangehe. Aber auch dies werde helfen: „Da das von dort exportierte Gas auf den Weltmarkt gehen wird, wird das Angebot vergrößert und Preise sinken.“
Deutschland habe viel zu lange etwa mit Projekten wie der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 auf „problematische Energielieferanten“ wie Russland gesetzt. Nun sei es höchste Zeit, die Versorgungssicherheit neu zu organisieren. „Kanada bietet da enorme Potenziale, etwa bei grünem Wasserstoff, aber auch bei seltenen Mineralien und bei der Batterieproduktion“, sagte Link.
„Das Potenzial bei Zukunftstechnologien und im Energiebereich ist riesig, nicht zu vergessen unser Handelsaustausch“, betonte er zur Agenda von Scholz, der sich in Kanada auch über Forschung in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Quantentechnologie informieren will. Es sei deshalb „gut und richtig“, dass das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Kanada, Ceta, jetzt endlich bald von Deutschland ratifiziert werde. Deutschland und Kanada zögen auch beim Kampf gegen den Klimawandel an einem Strang.
Transatlantik-Koordinator – Kanada wird für Energieversorgung wichtiger
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