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Europas Anleger vor US-Inflationsdaten auf dem Rückzug

Frankfurt, 09. Aug (Reuters) – Nach dem freundlichen Wochenauftakt hat die Furcht vor rasch steigenden Zinsen und einer Rezession die Anleger in Europa wieder eingeholt. Der Dax gab am Dienstag 0,8 Prozent auf 13.578 Punkte nach, der EuroStoxx50 notierte 0,6 Prozent leichter bei 3735 Zählern. „Das Hauptaugenmerk liegt auf den morgigen US-Inflationszahlen und der Frage, ob sie Anzeichen für eine Abschwächung des Inflationsdrucks erkennen lassen“, sagte Michael Hewson, Analyst vom Brokerhaus CMC Markets.

Die unerwartet starken US-Arbeitsmarktdaten hatten in der Vorwoche die Erwartungen auf einen weiteren großen Zinsschritt der US-Notebank Fed zur Bekämpfung der Inflation erhöht und die Börsen belastet. „Was dem Aktienmarkt jetzt gut tun würde, wäre eine Entspannung an der Inflationsfront“, sagte CMC Markets-Analyst Jochen Stanzl. „Ohne ein Ende der steigenden Preise steht die Fed dank der starken Arbeitsmarktdaten wohl nicht vor einem Ende ihrer seriellen, schnellen Leitzinsanhebungen.“ 

Anleger und Analysten gingen davon aus, dass die Inflationsrate im Juli zurückgegangen ist, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners. „Sollte sich wirklich andeuten, dass der Inflations-Gipfel überschritten ist, dann hält das die Chance auf eine Zinsanhebung um ’nur‘ 50 Basispunkte am Leben.“ Nach dem unerwartet starken Stellenaufbau in den USA sahen Investoren zunächst den Boden für die dritte Fed-Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte in Folge bereitet.

GESPRÄCHE ZU ATOMABKOMMEN DRÜCKEN ÖLPREIS

Nach den jüngsten Fortschritten bei den Gesprächen zur Wiederbelebung des Atomabkommens mit dem Iran aus dem Jahr 2015 spekulierten Anleger darauf, dass der Iran seine Öl-Exporte in einem angespannten Markt wieder steigern könnte. Die Europäische Union hatte am Montag einen „endgültigen“ Text zur Wiederbelebung des Abkommens vorgelegt. Der Iran verwies allerdings auf die Notwendigkeit weiterer interner Beratungen. Rohöl der Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 1,3 Prozent auf 95,45 Dollar pro Barrel. 

Unterdessen hielten am Anleihemarkt die Anleger die Füße still. Anleiherenditen der Eurozone blieben weitgehend unverändert. „Wir warten alle auf den Bericht zum Verbraucherpreisindex in den USA“, sagte ING-Stratege Antoine Bouvet. Der Dollar bewegte sich unter den jüngsten Höchstständen, da die Händler ebenfalls die anstehenden wichtigen US-Inflationsdaten abwarteten. „Eine deutliche Verlangsamung des Anstiegs der Verbraucherpreise könnte zu einem Stimmungsumschwung an den Märkten führen und eine gewisse Dollarschwäche auslösen“, konstatierte ActivTrades-Analyst Ricardo Evangelista.

BERG- UND TALFAHRT BEI MÜNCHENER RÜCK 

Die Aktien der Münchener RückMUVGn.DE legten unterdessen eine Berg- und Talfahrt hin. Nach anfänglichen Verlusten schob sich der Branchenprimus vom Dax-Ende bis auf den ersten Platz vor. In der Spitze legten die Anteilsscheine um 1,5 Prozent zu. Die Verwerfungen an den Kapitalmärkten ließen den Nettogewinn im zweiten Quartal zwar um 31 Prozent einbrechen. Analysten hatten aber mit einem noch stärkeren Rückgang gerechnet. Die Analysten von Jefferies hoben zudem als Pluspunkt die überraschend hoch liegende Liquidität heraus. „Unseres Erachtens ist die Bonitäts-Überraschung von Munich Re weitaus bedeutender als eine investitionsbedingte Gewinnverfehlung, insbesondere angesichts des starken Underwritings.“ 

Enttäuschende Halbjahreszahlen brockten dem Bürovermietungskonzern IWG dagegen an der Börse in London einen Kurssturz von bis zu 18 Prozent ein. Die Mutter des auch in Deutschland aktiven Bürovermieters Regus erwartet wegen der zunehmenden geopolitischen Spannungen in Europa, des Inflationsdrucks und Corona-bedingter Beschränkungen weiter Gegenwind. „Der Trend zur Heimarbeit wird sich wahrscheinlich fortsetzen, und viele frühere Kunden werden die Dienstleistungen von IWG in Zukunft wahrscheinlich nicht mehr benötigen“, führten die Analysten von RBC Capital als Risikofaktor an.

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