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Informationen und Fakten zum Affenpocken-Ausbruch in Europa

Frankfurt, 24. Mai (Reuters) – In Europa häufen sich Fälle von Affenpocken. In Deutschland wurden bis Dienstagvormittag fünf Infektionen an das Robert-Koch-Institut gemeldet. Für Infizierte und Kontaktperson wird nun eine Isolation von mindestens 21 Tage empfohlen, um das Ausbruchsgeschehen in den Griff zu bekommen. Die Viruserkrankung tritt vor allem in West- und Zentralafrika auf und nur sehr selten andernorts, was die derzeitigen Ausbrüche ungewöhnlich macht. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach betonte, es handele sich nicht um den Beginn einer neuen Pandemie. Man müsse Affenpocken aber ernst nehmen.

Es folgt ein Überblick zu den Affenpocken-Fällen in Deutschland und andernorts sowie zum Virus und den möglichen Ursachen und Maßnahmen zur Bekämpfung der Krankheit.

NACHGEWIESENE FÄLLE IN DEUTSCHLAND 

Am Freitag wurde nach Angaben des RKI der erste Affenpocken-Fall in Deutschland nachgewiesen. Dabei handelt es sich um einen Mann aus Brasilien. Er befindet sich in Isolation. Der 26-Jährige war von Portugal über Spanien nach Deutschland gereist und hielt sich seit etwa einer Woche in München auf. Vor seiner Ankunft in München war er in Düsseldorf und Frankfurt. Am Samstag waren drei weitere Fälle in Berlin bekanntgeworden. Insgesamt wurden dem RKI bis Dienstagvormittag fünf Fälle gemeldet. Dabei handelt es sich ausschließlich um Männer. 

UND ANDERNORTS?

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es Stand Dienstag 131 bestätigte Fälle von Affenpocken und 106 Verdachtsfälle in zahlreichen Ländern, in denen sich das Virus üblicherweise nicht verbreitet. Außerhalb Afrikas – wo das Affenpockenvirus als endemisch eingestuft ist – wurden die meisten Infektionen bislang in Portugal, Spanien und Großbritannien nachgewiesen. 

SYMPTOME UND KRANKHEITSVERLAUF

Zu den Symptomen gehören Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen, geschwollene Lymphknoten sowie Hautausschläge, die meist im Gesicht beginnen und sich auf den Rest des Körpers ausbreiten. Das Virus wurde 1958 erstmals bei Affen gefunden – sie gelten aber als Fehlwirt, Nagetiere dagegen vermutlich als Hauptwirt. Im Gegensatz zu den seit 1980 ausgerotteten Menschenpocken verlaufen Affenpocken in der Regel deutlich milder. Allerdings können auch schwere Verläufe auftreten. Bei Kindern unter 16 Jahren, die mit der zentralafrikanischen Variante infiziert sind, beobachtet man laut RKI eine Sterblichkeit von bis zu elf Prozent.

ÜBERTRAGUNG

Das Virus wird von Tieren, vermutlich vor allem von Nagetieren, auf Menschen übertragen. Übertragungen von Mensch zu Mensch sind selten, aber bei engem Kontakt möglich – etwa durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder Schorf der Affenpocken-Infizierten. Eine Übertragung ist auch durch Atemsekrete bei sehr engem Kontakt möglich. Die Inkubationszeit für Affenpocken beträgt zwischen sieben und 21 Tagen. Bislang gibt es nach Angaben der WHO keinerlei Hinweise, dass das Virus mutiert ist.

Viele der Fälle betreffen Männer, die Sex mit Männern gehabt haben. Lauterbach sieht sie daher derzeit als Hauptrisikogruppe. „Und das muss man ansprechen können, um diese Gruppe zu schützen. Das ist keine Stigmatisierung.“ WHO-Europachef Hans Kluge warnte vor einer weiteren Ausbreitung während der Sommermonate. Partys und Festivals könnten die Übertragung des Virus beschleunigen. Das RKI riet dazu, bei verdächtigen Symptomen – insbesondere bei Reiserückkehrenden aus (West-)Afrika – eine Affenpockeninfektion in Betracht zu ziehen. Dies gelte aber auch für Personen ohne Reisehintergrund mit unklaren pockenähnlichen Hautveränderungen.

BEHANDLUNG VON AFFENPOCKEN 

Für den Fall, dass sich das Infektionsgeschehen in Deutschland weiter ausbreitet, bereitet man sich im Gesundheitsministerium auf so genannte Ringimpfungen der Kontakte von Infizierten vor. Dafür sind bis zu 40.000 Dosen des Pocken-Impfstoffs Imvanex der Herstellers Bavarian NordicBAVA.CO bestellt worden. Dieser kann Lauterbach zufolge dafür genutzt werden, um eine Ansteckung zu verhindern er kann aber auch bei den bereits Angesteckten den Ausbruch der Erkrankung verhindern. „Ich rechne damit, dass wir hier eine Reserve in Kürze geliefert bekommen.“

Nach Angaben der WHO zeigen Impfstoffe, die zur Ausrottung der Pocken verwendet wurden, eine Wirksamkeit von bis zu 85 Prozent bei der Bekämpfung von Affenpocken. Einige Länder haben im Rahmen der Pandemievorsorge große Vorräte an Pockenimpfstoff angelegt. Die US-Regierung verfügt nach eigenen Angaben über genügend Impfstoff in ihrem Strategischen Nationalen Vorrat, um die gesamte Bevölkerung zu impfen. Die WHO geht jedoch davon aus, dass Massenimpfungen nicht notwendig sind. Es gibt zudem antivirale Medikamente gegen Pocken, die unter bestimmten Umständen auch bei Affenpocken eingesetzt werden können.

GRUND DER AUSBREITUNG UND WEITERES VORGEHEN

Ein möglicher Grund für den gegenwärtigen Anstieg der Fälle könnte die zunehmende Reisetätigkeit nach Aufhebung der meisten Corona-Beschränkungen sein, glaubt Jimmy Whitwort von der London School of Hygiene and Tropical Medicine. Nach Einschätzung von Anne Rimoin, Epidemiologin in Kalifornien, hat das Ende von Pockenimpfungen, die auch gegen Affenpocken schützen, zu einem Anstieg der Affenpockenfälle in Gebieten geführt, in denen die Krankheit endemisch ist. Da seit Ausrottung der Pocken nicht mehr gegen diese geimpft wird, gibt in der Bevölkerung kaum eine belastbare Immunität mehr, wie RKI-Chef Wieler sagt. Die Gefahr für die Öffentlichkeit stuft die WHO als gering ein. Man tue alles daran, den Ausbruch einzudämmen.

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