Berlin, 23. Mai (Reuters) – Steigende Preise und Lieferprobleme machen dem Ifo-Institut zufolge dem deutschen Einzelhandel zu schaffen. „Inflationssorgen belasten den Handel“, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe am Montag zu der Mai-Umfrage seines Instituts unter mehr als 9000 Firmen aller Branchen. „Es besteht die Sorge vor einer sinkenden Kauffreude der Verbraucher.“
Dies sei aber nicht das einzige Problem der Handelsbranche. „80 Prozent der Händler bekommen nicht alle Produkte, die sie bestellt haben.“ Hauptgrund dafür sei die angespannte Corona-Lage in China, wegen der viele Waren nicht verschifft werden können. So wurde etwa die Wirtschaftsmetropole Shanghai wochenlang in einen Lockdown geschickt. China ist der mit Abstand wichtigste Handelspartner Deutschlands.
Insgesamt hat sich die Stimmung in den Chefetagen der Unternehmen im Mai aber ungeachtet des Ukraine-Krieges überraschend aufgehellt. „Die deutsche Wirtschaft zeigt sich widerstandsfähig“, sagte Wohlrabe. Ein Grund dafür seien die Dienstleister, die von der Lockerung der Corona-Auflagen profitierten – vor allem der Tourismus und die Restaurants.
Schwieriger sei die Lage in der exportabhängigen Industrie. „Hier zeichnet sich keine Entspannung bei den Lieferengpässen ab“, sagte der Ifo-Experte. Die Nachfrage nach Industrieprodukten habe einen Dämpfer erhalten, was auch an den deutlich gestiegenen Preisen liegen könnte. Ingesamt seien die Preiserwartungen der Unternehmen zwar gesunken. „Preiserhöhungen bleiben aber auf der Tagesordnung“, sagte Wohlrabe.
Die Stimmung der deutschen Wirtschaft hat sich im Mai überraschend aufgehellt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg auf 93,0 Punkte von 91,9 Zählern im Vormonat und damit das zweite Mal in Folge, wie das Münchner Ifo-Institut mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten hingegen einen Rückgang auf 91,4 Punkte erwartet.
Ifo-Experte – Inflationssorgen und Lieferprobleme belasten den Handel
Copyright: (c) Copyright Thomson Reuters 2022
Titelfoto: Symbolfoto