Berlin, 28. Apr (Reuters) – Im zweiten Corona-Jahr haben deutsche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wieder deutlich mehr gestreikt. Mit insgesamt 221 Arbeitskämpfen hat sich die Zahl der von Streiks begleiteten Tarifauseinandersetzungen 2021 spürbar erhöht, wie am Donnerstag aus einer Studie zur Arbeitskampfbilanz 2021 des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervorgeht.
Im Jahr 2020, das noch sehr stark von der Virus-Pandemie geprägt gewesen sei, habe es nur 157 Arbeitskämpfe gegeben. Auch die Zahl der Streikenden und das in Ausfalltagen gemessene sogenannte Arbeitskampfvolumen legte merklich zu. So beteiligten sich 2021 insgesamt 917.000 (2020: 276.000) Beschäftigte an Streiks. Es gab 590.000 (2020: 342.000) arbeitskampfbedingte Ausfalltage.
„Nachdem der Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 zunächst zu einer deutlichen Einschränkung von Arbeitskämpfen geführt hat, hat sich im zweiten Pandemie-Jahr das Arbeitskampfgeschehen wieder normalisiert“, schreiben die WSI-Experten und Autoren der Studie. „Im Vergleich der vergangenen 15 Jahre lag das Arbeitskampfvolumen 2021 im oberen Mittelfeld.“ In der internationalen Streikstatistik liege Deutschland allerdings weiter im unteren Mittelfeld.
Nach zwei Jahren Corona-Pandemie hätten die Prognosen Anfang dieses Jahres noch einen deutlichen Konjunkturaufschwung für 2022 vorausgesagt, erklärte das WSI. Dieser hätte die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gewerkschaftlicher Tarifpolitik deutlich verbessert. Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine hätte sich jedoch auch das Umfeld für die Tarifpolitik schlagartig verändert. „Da Verlauf und Dauer des Krieges noch vollkommen unklar sind, lassen sich auch die damit verbundenen wirtschaftlichen Folgen kaum abschätzen.“
Im zweiten Corona-Jahr 2021 wurde wieder mehr gestreikt
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Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.