München, 12. Apr (Reuters) – Die großen europäischen Versicherer sollen nach dem Willen ihrer Aufsichtsbehörde ihr Abschneiden in Stresstests künftig offenlegen müssen. Die Frankfurter Versicherungsaufsicht EIOPA forderte die EU-Kommission und das Parlament am Dienstag auf, die Veröffentlichung von Einzelergebnissen zu ermöglichen, wie sie bei den Banken seit Jahren üblich ist.
„Unsere Erfahrungen in den vergangenen Jahren haben gezeigt, dass die Offenlegung ohne eine gesetzliche Verpflichtung eher die Ausnahme als die Regel bleiben wird“, sagte die Präsidentin der Behörde, die Niederländerin Petra Hielkema. „Die Versicherungsbranche und ihr Regelwerk sind robust genug und bereit für diese Veränderung.“
Die Offenlegung könne im Zuge der Reform des EU-Regelwerks „Solvency II“ beschlossen werden, schlug die EIOPA vor. Der Vorgänger Hielkemas, der Portugiese Gabriel Bernardino, hatte stets auf Freiwilligkeit gesetzt. Bei dem im vergangenen Jahr abgeschlossenen Belastungstest, in dem die Versicherer eine lange Corona-Krise und Verwerfungen an den Märkten simulieren mussten, hatten nur acht von 44 Konzernen einer Veröffentlichung zugestimmt. Alle großen Versicherungskonzerne und auch die fünf deutschen Teilnehmer – von der AllianzALVG.DE bis zur Alte Leipziger-Hallesche – hatten sich bedeckt gehalten.
Die EIOPA verspricht sich von der Veröffentlichungspflicht vor allem eine größere Marktdisziplin, mehr Engagement bei den Versicherern, was die Erläuterung der Ergebnisse angeht, und mehr Fairness durch eine Gleichbehandlung mit den Banken. Auch die Wirtschaftsprüfer hätten sich dafür ausgesprochen. Bei den Versicherer-Stresstests geht es allerdings nicht um Bestehen oder Durchfallen.
Aufsichtsbehörde will Offenlegung von Versicherer-Stresstests
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