Frankfurt, 21. Mrz (Reuters) – Nach den jüngsten Kursgewinnen macht sich an den europäischen Aktienmärkten Ernüchterung über die festgefahrenen Verhandlungen im Ukraine-Krieg breit. Ohne Fortschritte bei den Friedengesprächen zwischen Russland und der Ukraine seien weitere Kursgewinne kaum vorstellbar, sagte Thomas Altmann, Portfolio-Manager vom Vermögensverwalter QC Partners, am Montag. „Die Angst, mit neu gekauften Aktien sofort unter Wasser zu sein, ist im Moment einfach zu groß.“
Dax und EuroStoxx50 lagen zum Wochenauftakt leicht schwächer bei 14.343 beziehungsweise 3887 Punkten, nachdem sie in den vorangegangenen Tagen jeweils knapp sechs Prozent zugelegt hatten. Auch US-Anleger hielten sich zum Wochenauftakt mit Aktienkäufen zurück. Der Dow Jones Index.DJI notierte nach der Handelseröffnung 0,5 Prozent schwächer bei 34.586 Punkten.
„Die kommenden Tage werden der Lackmus-Test, ob die Rally der vergangenen Woche überzogen war“, schrieben die Analysten der ING Bank mit Blick auf die stärksten Wochengewinne seit eineinhalb Jahren. Sollte nicht bald eine Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine vereinbart werden, müsse mit weiteren Kursverlusten gerechnet werden.
ÖLPREIS ZIEHT ERNEUT AN
Vor diesem Hintergrund legte der ÖlpreisOILOIL erneut zu. Die Sorte BrentLCOc1 aus der Nordsee verteuerte sich um knapp fünf Prozent auf 112,80 Dollar je Barrel (159 Liter). Getrieben werde der Preis unter anderem von den Überlegungen der EU, sich dem Embargo der USA für russische Öllieferungen anzuschließen, sagte Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda. Hinzu komme ein erneuter Angriff jemenitischer Huthi-Rebellen auf Öl-Anlagen in Saudi-Arabien. Dies verhalf dem Index für die europäische Öl- und Gasbranche.SXEP zu einem Kursplus von drei Prozent.
Die Furcht vor Engpässen trieb auch die Preise von anderen Rohstoffen. So verteuerte sich Aluminium, das im Flugzeug- und Automobilbau eingesetzt wird, um mehr als vier Prozent auf 3531 Dollar je Tonne. Der Preis für das zur Herstellung von Autokatalysatoren benötigte Edelmetall Palladium zog rund zwei Prozent auf 2543 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) an. Der Index der europäischen Bergbau-Konzerne kletterte vor diesem Hintergrund um mehr als drei Prozent.
Abwärts ging es dagegen zunächst für die Kurse russischer Anleihen. Unmittelbar vor Wiederaufnahme ihres Handels trieb dies die Rendite der zehnjährigenRU10YT=RR Titel im vorbörslichen Geschäft auf ein Rekordhoch von 19,74 Prozent, bevor sich die Rendite zur Handelseröffnung bei 13,9 Prozent einpendelte. Der Kauf von Anleihen durch die Zentralbank bewahre diese vor einem weiteren Rückgang, sagten Marktteilnehmer. Die Papiere konnten wegen des russischen Einmarschs in die Ukraine etwa vier Wochen weder ver- noch gekauft werden. Nach wie vor rätselten Investoren, ob Russland auch anstehende weitere Zahlungen für seine Fremdwährungsanleihen leisten kann.
DAX-AUFSTEIGER GEFRAGT
Bei den Einzelwerten war unterdessen der Dax-Debütant Hannover Rück gefragt, der in der Spitze um 4,9 Prozent zulegte. Die Titel vom zweiten Neuzugang Daimler Truck zogen in der Spitze um 1,6 Prozent an. Für den Nutzfahrzeug-Hersteller sei der Aufstieg in die erste Börsenliga eine Chance, sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. „Da der Kursverlauf seit dem Börsenstart eher enttäuschend ausfiel, könnte dies den nötigen Aufwind bringen.“
An der Wall Street machte der Absturz einer Passagiermaschine der China Eastern Airlines vom Typ 737-800 US-Hersteller Boeing zu schaffen. Die Aktien des Airbus-Rivalen gaben mehr als fünf Prozent nach.
Anleger zeigen sich enttäuscht von Friedensgesprächen
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