Dienstag, April 30, 2024
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Adidas trotzt Russland-Rückzug und China-Boykott

München, 09. Mrz (Reuters) – Ob Krieg in der Ukraine, Boykott in China oder geschlossene Fabriken in Vietnam – das Geschäft von Adidas soll in diesem Jahr davon nur kleinere Kratzer abbekommen. Der weltweit zweitgrößte Sportartikelkonzern stellte am Mittwoch ein Umsatzwachstum von elf bis 13 Prozent und einen Gewinnzuwachs von bis zu 27 Prozent auf 1,8 bis 1,9 Milliarden Euro in Aussicht.

Der vorübergehende Rückzug aus Russland werde Adidas rund 250 Millionen Euro Umsatz kosten, einen Prozentpunkt des geplanten Wachstums, sagte Finanzvorstand Harm Ohlmeyer in Herzogenaurach. Lieferverzögerungen wegen des monatelangen Corona-Lockdowns in den Fabriken in Vietnam führten im ersten Quartal noch zu einem Umsatzrückgang um fünf Prozent.

Das lasse sich aber vom Frühjahr an wettmachen, mit deutlich zweistelligen Wachstumsraten von 15 Prozent und mehr, sagte Vorstandschef Kasper Rorsted. „Trotz dieses Umfelds werden wir 2022 ein Wachstum sehen.“ Der Sportmarkt habe sich auch in der Vergangenheit als widerstandsfähig gegen Krisen erwiesen. Er setzt unter anderem auf die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar Ende des Jahres: „Der Sport ist wieder da.“ An den Mittelfrist-Zielen bis 2025 müsse Adidas keine Abstriche machen. 

Nach den Konkurrenten Nike und Puma hatte auch Adidas zu Wochenbeginn seine Lieferungen nach Russland eingestellt und die 500 eigenen Läden vorübergehend geschlossen. Das werde rund die Hälfte des geplanten Umsatzes in diesem Jahr kosten. Finanzchef Ohlmeyer hofft darauf, dass das Russland-Geschäft bald wieder anlaufen kann. Notfalls ließen sich Schuhe und Sportbekleidung aber auch in andere Länder umleiten. Auf die Gewinnprognose soll sich Russland praktisch nicht auswirken.

ADIDAS SETZT AUF ENDE DES BOYKOTTS IN CHINA

Im vergangenen Jahr trotzte Adidas allen Widrigkeiten und schraubte den Umsatz um 16 Prozent auf 21,2 Milliarden Euro – das war allerdings weniger als geplant. In China brach das Geschäft im vierten Quartal um ein Viertel ein. Dort war in den sozialen Medien zum Boykott westlicher Marken aufgerufen worden, wegen der Kritik am Umgang mit der uigurischen Minderheit in der baumwollreichen Provinz Xinjiang. Wegen Lieferengpässen ging der Umsatz auch in Nordamerika im Weihnachtsgeschäft zurück. Rund 1,5 Milliarden Euro Umsatz seien Adidas dadurch 2021 entgangen, rechnete Rorsted vor. Weitere 600 Millionen Euro fehlten Anfang 2022.

Die Rückkehr von Adrian Siu als China-Chef soll vom zweiten Quartal an die Wende bringen. Es sei wichtig, einen Chinesen an der Spitze zu haben, sagte Rorsted. Für 2022 rechnet er dort mit einem Umsatzplus von fünf Prozent – das ist aber weit weniger als in den vergangenen Jahren, in denen China das Zugpferd war. Vertriebsvorstand Roland Auschel hatte sich in einem Projektteam persönlich der Probleme angenommen. Adidas will mit speziell auf China zugeschnittenen Produkten der einheimischen Konkurrenz besser Paroli bieten. Die Adidas-Aktie erholte sich am Mittwoch mit einem Plus von elf Prozent auf 204,95 Euro stärker als der Dax.GDAXI. „Das hört sich besser an als bei Puma vor einigen Wochen“, schrieb Jefferies-Analyst James Grzinic.

Der Vorstandschef zog ein positives Fazit: „Insgesamt war 2021 ein erfolgreiches Jahr in unserem neuen Strategiezyklus. 2022 werden wir auf dieser Dynamik aufbauen.“ Der Nettogewinn aus dem fortgeführten Geschäft – also ohne die verkaufte US-Tochter Reebok – habe sich gegenüber dem Corona-Jahr 2020 auf 1,49 (0,46) Milliarden Euro verdreifacht. Er lag damit am oberen Ende der Erwartungen. Die Aktionäre sollen eine auf 3,30 (3,00) Euro erhöhte Dividende erhalten. Über einen Aktienrückkauf schüttet Adidas zusätzlich 1,5 Milliarden Euro aus. Der Betrag entspreche in etwa dem Erlös aus dem Reebok-Verkauf an Authentic BrandsAUTH.N, den Adidas Ende Februar vereinnahmt habe, sagte Ohlmeyer. Über die nächsten Jahre könnten bis zu 600 Millionen hinzukommen.

Adidas trotzt Russland-Rückzug und China-Boykott

Copyright: (c) Copyright Thomson Reuters 2022

Titelfoto: Symbolfoto

Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.

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