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Zinshoffnungen an Europas Börsen – Euro im Aufwind

Frankfurt, 26. Okt – Europas Anleger hoffen auf ein behutsameres Vorgehen der großen Notenbanken im Kampf gegen die Inflation und greifen am Aktienmarkt zu. In Frankfurt legte der Dax am Mittwoch 0,4 Prozent zu auf 13.107 Punkte, der EuroStoxx50 lag unverändert bei 3580 Zählern. Allerdings werde die Luft jetzt langsam dünner, sagte Salah Bouhmidi, Marktanalyst beim Brokerhaus IG. Auch wenn die laufende Berichtssaison Zuversicht schüre, sollte die Hoffnung keine Strategie an den Börsen sein. 

Viele Anleger gehen davon aus, dass die Europäische Zentralbank und die US-Notenbank Fed bei ihren anstehenden Sitzungen die Zinsen kräftig nach oben schrauben. Danach dürfte das Tempo bei der Fed aber nachlassen, sagte Lee Hardman, Währungsanalyst bei MUFG. „Die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sie im Dezember nur noch einen Schritt um 50 Basispunkte machen statt der zuletzt 75 Basispunkte.“ Das lastete auf dem Dollar. Erstmals seit einem Monat sprang der Euro wieder über die Schwelle der Dollar-Parität und gewann 0,8 Prozent auf 1,0047 Dollar. 

Mit ihrer Zinswende hätten die Notenbanken ihren Spielraum entscheidend vergrößert, sagte Peter De Coensel, Chef der Vermögensverwaltung DPAM. Sie könnten wieder auf das zinspolitische Instrumentarium zugreifen, um zyklische oder antizyklische Ergebnisse zu steuern. „Da das Tempo der Anpassung so brutal war, dauert es eine Weile, bis die Geldpolitik durchschlagen wird.“ Experten gehen davon aus, dass die Konjunktur unter der Zinswende und den hohen Preisen leidet. Zuletzt sanken im August die Immobilienpreise in den USA; für den Nachmittag werden weitere Daten dazu erwartet.

SCHWACHER DOLLAR STÜTZT ÖLPREISE

Am Rohstoffmarkt kostete Öl im volatilen Handel etwas mehr; Nordseeöl notierte bei 93,63 Dollar je Barrel (159 Liter), leichtes US-Öl bei 85,66 Dollar. Einerseits stiegen die Lagerbestände in den USA Insidern zufolge stärker als erwartet, was auf den Preis drückte – andererseits trieben die Angebotsknappheit nach den OPEC-Kürzungen sowie der schwache Dollar die Notierungen nach oben. „Schon in den vergangenen Wochen haben die Aussichten auf eine weltweite Konjunkturabkühlung und eine straffere Geldpolitik die Angebotsverknappung mehr als wettgemacht“, schrieben die Experten der Investmentbank ANZ.

Bei den Einzelwerten stachen die Papiere von Fresenius heraus. Sie legten bis zu 4,5 Prozent zu und waren damit Spitzenreiter im Dax. Der neue Chef Michael Sen kündigte in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ an, die Neuausrichtung des Unternehmens zügig voranzutreiben. Die schuldenfinanzierte Wachstumsstrategie sei unter den aktuellen Rahmenbedingungen und angesichts der Zinswende am Ende. Ein Händler sagte, es handle sich nicht um eine echte Nachricht, „aber es ist Nahrung für die Unterstützter“.

Ein überraschend starkes Umsatzplus lässt Anleger zu den Aktien von Ceconomy greifen. Die Papiere der Eigner-Holding der Elektronikhandelsketten Media Markt und Saturn legten bis zu 13,6 Prozent zu und standen damit an der Spitze des Kleinwerteindex SDax. Die Erlöse legten um 3,2 Prozent zu, während Ceconomy mit Umsätzen auf Vorjahresniveau gerechnet hatte.

Mit einem Minus von bis zu elf Prozent gehören die Heineken-Aktien zu den größten Verlieren unter den europäischen Werten. Der Chef der weltweit zweitgrößten Brauerei, Dolf van den Brink, sagte, in einigen europäischen Märkten seien Anzeichen dafür zu erkennen, dass die Nachfrage schwächle. „Nach der Gewinnwarnung von Royal Unibrew in der vergangenen Woche sollten die Ergebnisse von heute weitere Nachfragesorgen schüren, vor allem für Bier und Limonaden in Europa“, schrieben die Experten von J.P.Morgan.

Zinshoffnungen an Europas Börsen – Euro im Aufwind

Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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