Berlin, 10. Okt – Die Firmenpleiten haben nach Berechnungen des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) im September deutlich zugenommen. Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften ist um 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 762 gestiegen, wie aus dem am Montag veröffentlichten IWH-Insolvenztrend hervorgeht. „Die Zahl der Insolvenzen wird in den nächsten Monaten weiter spürbar ansteigen“, sagte IWH-Experte Steffen Müller voraus.
Verantwortlich dafür sind den Angaben nach neben der sich eintrübenden konjunkturellen Lage in erster Linie stark steigende Preise bei wichtigen Produktionsfaktoren. Neben den Kosten für Energie klettern derzeit auch Löhne und Kreditzinsen nach oben. „Nach lange Zeit sehr niedrigen Insolvenzzahlen werden diese im November 2022 voraussichtlich wieder den Stand von vor der Corona-Pandemie erreichen“, sagte Müller. Für das Gesamtjahr sei trotz der schnell steigenden Zahlen lediglich ein Zuwachs zwischen zwölf bis 14 Prozent zu erwarten, da die Insolvenzzahlen in der ersten Jahreshälfte noch leicht unter dem Vorjahresniveau lagen.
Dem IWH zufolge wird das Bruttoinlandsprodukt im kommenden Jahr um 1,4 Prozent sinken, nachdem es in diesem Jahr noch um 1,1 Prozent wachsen soll. „Die deutsche Wirtschaft steht vor einer Rezession“, fasste das IWH seine kürzlich veröffentlichte Herbstprognose zusammen. „Grund ist der enorme Anstieg der Preise für fossile Energieträger.“
Wegen explodierender Energiekosten haben die Warnungen aus Politik und Wirtschaft vor einer Pleitewelle zuletzt zugenommen. Dem Industrieverband BDI zufolge ist dies für 58 Prozent der Betriebe eine starke Herausforderung, für 34 Prozent geht es um die Existenz. Auch im Handwerk spitzt sich die wirtschaftliche Lage laut dem Branchenverband ZDH dramatisch zu. „Im Handwerk rollt auf uns wegen der Energiekrise eine Insolvenzwelle zu“, sagte ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer.
Zahl der Firmenpleiten im September um ein Drittel gestiegen
Quelle: Reuters
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