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XXL-Zinserhöhungen schüren Rezessionsängste an der Börse

Frankfurt, 16. Jun (Reuters) – Drastische Zinserhöhungen einiger Notenbanken schüren bei Anlegern Rezessionsängste. „Hält die Wirtschaft das aus“, fragte Giuseppe Sette, Chef des Research-Hauses Toggle. Bislang seien die Konjunkturdaten robust. Aber man müsse sich vor einem Verbraucherstreik hüten. Dax und EuroStoxx50 fielen am Donnerstag um jeweils rund drei Prozent auf 13.036,47 beziehungsweise 3435,65 Punkte. Der US-Standardwerteindex Dow Jones büßte 2,4 Prozent ein. 

Wenige Stunden nach der kräftigsten US-Zinserhöhung seit 1994 sorgte die Schweizer Nationalbank SNB mit einer deutlichen Anhebung um einen halben Prozentpunkt für Furore. „Es gab zwar Spekulationen, dass die SNB von ihren deutlich negativen Zinsen abrücken könnte“, sagte Rabobank-Anlagestrategin Jane Foley. „Der heutige Zinsschritt ist dennoch eine große Überraschung.“ 

Als Reaktion hierauf wertete die Schweizer Währung massiv auf. Dollar und Euro verloren im Gegenzug zeitweise jeweils etwa 2,5 Prozent und steuerten auf den größten Tagesverlust seit mehr als sieben Jahren zu. Dem Aktienindex SMI fiel um knapp drei Prozent und schloss mit 10.475,37 Punkten so niedrig wie zuletzt vor Eineinhalb-Jahren. Schweizer Anleihen flogen ebenfalls aus den Depots, wodurch die Rendite der zehnjährigen Titel zeitweise 1,604 Prozent erreichte, den höchsten Stand seit elf Jahren. 

BOE GEHT BEHUTSAMER VOR – PFUND STEIGT DENNOCH

Die Bank von England (BoE) hob den Leitzins wie vorher signalisiert um einen Viertel Prozentpunkt an. Einige Börsianer hatten unter dem Eindruck der Entscheidungen von Fed und SNB allerdings auf einen doppelt so großen Schritt spekuliert. „Wieder einmal erscheint die BoE als ängstliches Kätzchen neben der laut brüllenden Fed“, sagte Chris Beauchamp, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses IG. 

Das Pfund Sterling überwand dennoch seine zwischenzeitliche Schwäche und verteuerte sich auf 1,2317 Dollar. Bei britischen Bonds nahm der Verkaufsdruck allerdings zu. Dadurch stieg die Rendite der zehnjährigen Anleihen in der Spitze auf ein Acht-Jahres-Hoch von 2,745 Prozent. 

Ihre deutschen Pendants warfen mit 1,926 Prozent zeitweise so viel ab wie zuletzt vor achteinhalb Jahren. Offenbar spekulierten Anleger darauf, dass die Europäische Zentralbank (EZB) dem Beispiel von Fed und SNB folgend die geldpolitischen Zügel schneller straffen werde, sagte Analyst Arne Petimezas vom Finanzdienstleister AFS. 

Die allgemeinen Rezessionsängste spiegelten sich unter anderem in fallenden Rohstoffpreisen wider. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee und das Industriemetall Kupfer verbilligten sich um 0,9 Prozent auf 117,41 Dollar je Barrel (159 Liter) beziehungsweise um 1,8 Prozent auf 9060 Dollar je Tonne. 

AUSVERKAUF BEI MODE-EINZELHÄNDLERN

Am Aktienmarkt flogen vor allem Online-Modehändler aus den Depots, nachdem Asos eine Gewinnwarnung veröffentlicht und Bohoo eine Umsatzrückgang bekannt gegeben hatte. „Wenn wir es mit einer Rezession zu tun bekommen oder das Wachstum abrupt stoppt, werden die Gewinnerwartungen noch weiter zurückgehen“, prognostizierte Anlagestratege Rupert Thomson vom Vermögensverwalter Kingswood. Asos-Aktien stürzten zeitweise ein Drittel auf ein Zwölf-Jahres-Tief von 775 Pence ab. Boohoo-Papiere fielen um elf Prozent. Ihre deutschen Rivalen Zalando und About You büßten bis zu 12,4 Prozent ein. 

An der Wall Street setzten die Rezessionsängste unter anderem Technologiewerten zu. So fielen die Aktien von Amazon, Apple, Netflix, der Facebook-Betreiber Meta und die Google-Mutter Alphabet um bis zu 4,6 Prozent. Höhere Zinsen entwerten Experten zufolge zukünftige Gewinne dieser wachstumsstarken Firmen.

XXL-Zinserhöhungen schüren Rezessionsängste an der Börse

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