Genf, 05. Okt – Die Welthandelsorganisation (WTO) rechnet für das kommende Jahr mit einem spürbar geringeren globalen Handel als zuletzt. Der Warenhandel werde nur noch um 1,0 Prozent steigen, teilte die WTO am Mittwoch in Genf mit. Bisher war die Organisation noch von 3,4 Prozent Wachstum ausgegangen. „Das Bild für 2023 hat sich deutlich eingetrübt“, sagte die WTO-Generaldirektorin Ngozi Okonjo-Iweala und fügte hinzu, die Risiken für die Prognose des nächsten Jahres seien eher nach unten gerichtet. „Wenn sich der Krieg in der Ukraine verschlimmert anstatt sich zu bessern, wird das enorme Auswirkungen haben.“ Für 2022 erwartet die WTO ein Plus von 3,5 Prozent, nachdem sie ihre Schätzung im April von 4,7 auf 3,0 Prozent gesenkt hatte.
Die WTO erklärte, ihre Prognosen seien mit großer Unsicherheit behaftet. Sie gab für dieses Jahr eine Bandbreite der Handelsentwicklung von +2,0 bis +4,9 Prozent an und für 2023 von -2,8 bis +4,6 Prozent. Wetterereignisse, die Lebensmittel produzierende Regionen treffen oder die Infrastruktur für Energieexporte beschädigen, könnten die Entwicklung weiter beeinträchtigen. Dies gelte auch für die schwächere Entwicklung in China, wo Corona-Ausbrüche die Produktion gestört haben.
Okonjo-Iweala sagte, die Welt benötige eine diversifiziertere und weniger konzentrierte Basis für die Produktion von Waren und Dienstleistungen. Dies könnte das Wachstum ankurbeln, die Widerstandsfähigkeit erhöhen und die langfristige Preisstabilität fördern. Denn dies verringere die Anfälligkeit für extreme Wetterereignisse und lokale Störungen.
Die WTO-Chefin warnte auch vor der „verlockenden Reaktion“, auf Handelsbeschränkungen zurückzugreifen. So seien die von verschiedenen Ländern verhängten Beschränkungen für den Export von Nahrungsmitteln und Düngemitteln im vergangenen Monat von 57 auf 42 gesunken – dann aber aufgrund neuer Maßnahmen wieder auf 53 gestiegen. „Diese würden den Inflationsdruck nur verstärken und den Lebensstandard senken und uns wahrscheinlich eher anfälliger für die Krise machen, mit der wir zu kämpfen haben.“
WTO kappt Handelsprognose – Bild für 2023 deutlich eingetrübt
Quelle: Reuters
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