Freitag, November 15, 2024
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Wirtschaft trotzt Omikron – „Überraschend widerstandsfähig“

Berlin, 24. Jan (Reuters) – Die deutsche Wirtschaft ist trotz der heftigen Omikron-Welle überraschend gut ins Jahr gestartet. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft – Industrie und Dienstleister zusammen – kletterte im Januar um 4,4 auf 54,3 Punkte. Das ist der beste Wert seit vier Monaten, wie das Institut IHS Markit am Montag zu seiner monatlichen Umfrage mitteilte. Das Barometer liegt damit wieder klar über der Marke von 50, ab der es Wachstum signalisiert. Von Reuters befragte Ökonomen hatten einen Rückgang auf 49,2 Zähler vorhergesagt. „Die deutsche Wirtschaft zeigt sich zu Beginn des Jahres 2022 überraschend widerstandsfähig“, fasste Markit-Ökonom Phil Smith die Umfrage zusammen. Die Wirtschaft in der Euro-Zone insgesamt verlor dagegen an Fahrt: Hier fiel der Einkaufsmanagerindex um 0,9 auf 52,4 Punkte.

Das unerwartet gute Jahresauftakt der deutschen Wirtschaft liegt vor allem an der Industrie: Deren Einkaufsmanagerindex zog um 3,1 auf 60,5 Punkte an und signalisiert damit ein kräftiges Wachstum. „Mit Abklingen der Lieferengpässe dürfte sich das verarbeitende Gewerbe im Jahr 2022 weiter erholen – das gegenwärtige Wachstumstempo ist schon jetzt eine erfreuliche Entwicklung“, sagte Smith. „Die Probleme in den Lieferketten scheinen die Produktion immer weniger zu belasten, auch wenn es an dieser Front noch viel Raum für Verbesserungen gibt.“

„DENNOCH SCHWIERIGES ERSTES QUARTAL“

Auch die Dienstleister sind wieder auf Wachstumskurs – obwohl sie besonders unter den Corona-Beschränkungen leiden – darunter Einzelhändler, Restaurants und Hotels. Hier kletterte der Einkaufsmanagerindex um 3,5 auf 52,2 Punkte. „Eine weitere positive Überraschung und vielleicht ein Beweis dafür, dass deutsche Unternehmen und Verbraucher gleichermaßen lernen, mit der Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen umzugehen“, sagte Smith. Zudem versprechen die Frühjahrsmonate eine merkliche Entspannung beim Infektionsgeschehen. „Das wird auch dem Hotel- und Gaststättengewerbe und dem gesamten Freizeitsektor zugutekommen“, sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. „Aber schon gegenwärtig ist wieder eine höhere Frequenz bei Restaurantbesuchen in Deutschland auszumachen.“

Wirtschaft

Ökonomen sehen Europas größte Volkswirtschaft eigentlich auf eine Rezession zusteuern. Ende 2021 war sie nach ersten Prognosen des Statistischen Bundesamt zwischen 0,5 und 1,0 Prozent geschrumpft. Für das laufende erste Quartal rechnen Experten bislang mit einem weiteren Rückgang der Wirtschaftsleistung, zumal der Höhepunkt der Omikron-Welle erst Mitte Februar erwartet wird – mit womöglich Hunderttausenden Neuinfizierten pro Tag, wie Gesundheitsminister Karl Lauterbach erwartet. Bei zwei Minus-Quartalen in Folgen wird von Rezession gesprochen. „Wir gehen nach wie vor von einem schwierigen ersten Quartal für die deutsche Wirtschaft aus und sehen eine durchgreifende Belebung erst ab dem Frühling“, sagte der Chefvolkswirt der DZ Bank, Michael Holstein. Zwar scheinen sich die Belastungen durch die gestörten Lieferketten vermindert zu haben. „Allerdings deuten internationale Daten nicht darauf hin, dass hier das Schlimmste bereits überstanden ist“, sagte Holstein. „Besonders in China sind durch Omikron weitere Probleme zu erwarten.“ Dort werden schon bei einer geringen Zahl an Neuinfektionen Fabriken und Häfen geschlossen sowie Millionen-Metropolen abgeriegelt. Die Volksrepublik ist der mit Abstand wichtigste deutsche Handelspartner.

Wirtschaft trotzt Omikron – „Überraschend widerstandsfähig“

Copyright: (c) Copyright Thomson Reuters 2022

Titelfoto und Foto: Symbolfoto

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