Berlin, 25. Nov – Rechtzeitig zu Rabattaktionen rund um den „Black Friday“ lassen die Nachschubprobleme im deutschen Einzelhandel etwas nach. Etwa 71,1 Prozent der Unternehmen kämpften im November mit Lieferengpässen, nach 74,9 Prozent im Oktober, wie am Freitag aus einer Umfrage des Ifo-Instituts hervorging. Zudem nahm der Pessimismus der Branche mit Blick auf die kommenden Monate ab. „Der Black Friday sorgt für etwas Hoffnung bei vielen Händlern in schwierigen Zeiten“, sagte Klaus Wohlrabe, der Leiter der Ifo-Umfragen. Viele Kunden seien wegen der hohen Inflationsraten auf der Suche nach Schnäppchen. „Es besteht jedoch die Gefahr, dass das Weihnachtsgeschäft dann im Dezember schlechter ausfallen wird, weil sich jetzt schon viele Kunden mit Geschenken eindecken werden.“
Der Handelsverband Deutschland (HDE) setzt trotz Kaufkraftverlusten der Kundschaft infolge der hohen Inflation auf gute Geschäfte rund um „Black Friday“ und „Cyber Monday“. Die Umsätze rund um die mit Rabatten gespickten Aktionstage Ende November dürften zum Vorjahr um 22 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro zulegen. Nach wie vor gibt es aufgrund der Corona-Pandemie und Einschränkungsmaßnahmen vor allem in China teils erhebliche Verzögerungen in den Lieferketten, wie der HDE betonte. „Lockdowns und zeitweise Hafen- oder Fabrikschließungen bringen vor allem die Container-Schifffahrt außer Takt.“ Trotzdem müsse sich niemand Sorgen um leere Regale im Einzelhandel machen. Die Händler hätten Lieferwege geändert, neue Lieferanten erschlossen und früher bestellt.
Der Lebensmitteleinzelhandel sowie Elektronikhändler sind laut Ifo-Umfrage am stärksten von Engpässen betroffen. Je rund 90 Prozent berichten von Problemen. Bei den Baumärkten entspannte sich die Lage etwas. Derzeit meldeten noch 63,3 Prozent Engpässe, nach 85,7 Prozent im Oktober. „Bei den Spielzeughändlern können rund 60 Prozent nicht ihr volles Sortiment anbieten“, erklärten die Münchner Forscher.
Zudem hellt sich die Kauflaune der Deutschen kurz vor Beginn der heißen Phase des Weihnachtsgeschäfts erneut auf – auch wenn sie noch nahe am Rekordtief liegt. Das Barometer für die Verbraucherstimmung im Dezember stieg um 1,7 auf minus 40,2 Punkte, wie die GfK-Marktforscher mitteilten.
„Damit scheint der Absturz des Konsumklimas zu einem Ende gekommen zu sein, wenn das Niveau des Indikators auch nach wie vor sehr niedrig bleibt“, sagte GfK-Experte Rolf Bürkl. Auch der HDE sieht zwar im Trend eine Stabilisierung. „Nach wie vor ist die Verunsicherung der Verbraucherinnen und Verbraucher angesichts der hohen Inflation und Energiepreise aber deutlich spürbar.“ Deshalb seien Entlastungen wie Gas- und Strompreisbremse enorm wichtig, „um wieder für mehr Optimismus zu sorgen“.
Viele Belastungen seien bei den Verbrauchern allerdings noch gar nicht angekommen, warnte Jörg Zeuner, Chefökonom von Union Investment. „Die kalten Wochen in der Heizsaison stehen noch bevor, was sich erst in den Rechnungen im nächsten Jahr niederschlagen wird.“ Dies könne nicht nur auf die Stimmung drücken, sondern auch auf die noch recht soliden Konsumausgaben.
Weniger Lieferprobleme im Einzelhandel – Lichtblick zum Black Friday
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Al Kirouac auf Pixabay
Hier findet ihr die aktuellen Livestream-Folgen. Mehr aus Web3, NFT und Metaverse.