Freitag, November 8, 2024
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Was für ein Abflauen der Inflation in Deutschland spricht

Berlin, 22. Nov – Haben die inflationsgeplagten deutschen Verbraucher das Schlimmste bald hinter sich? Es mehren sich zumindest die Anzeichen dafür, dass der Höhepunkt der Teuerungswelle in Reichweite rückt, die Preise künftig langsamer steigen. Aktuell liegt die Inflationsrate mit 10,4 Prozent auf dem höchsten Stand seit 1951, weil vor allem Energie und Nahrungsmittel deutlich mehr kosteten. Was für einen Rückgang der Teuerungsrate spricht:

ERZEUGERPREISE

Sie sind im Oktober nicht nur zum ersten Mal seit zweieinhalb Jahren im Vergleich zum Vormonat gesunken, sondern mit 4,2 Prozent zugleich so stark wie seit Beginn der Erhebung 1949 nicht mehr. Im Vergleich zum Vorjahresmonat lag das Plus mit 34,5 Prozent immer noch sehr hoch, aber zugleich weit unter dem September-Wert von 45,8 Prozent. Was die Produzenten draufschlagen, kommt in der Regel mit Verzögerung und zu etwa einem Drittel bei den Verbrauchern an. Die jüngste Entwicklung macht nach den Worten von Commerzbank-Ökonomen Ralph Solveen „Hoffnung, dass auch bei den Verbraucherpreisen bald der Hochpunkt der Inflationsrate erreicht wird“.

GROSSHANDELSPREISE

Auch die Großhändler haben zuletzt nicht mehr so stark an der Preisschraube gedreht. Die Großhandelspreise legten im Oktober mit 17,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat so langsam zu wie seit Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine nicht mehr. Der Großhandel gilt als Scharnier zwischen Herstellern und Endkunden, höhere Kosten landen am Ende zumindest teilweise bei den Konsumenten. Die geringere Teuerungsrate in diesem Bereich ist daher auch eine gute Nachricht für die Verbraucher.

STAATLICHE HILFEN

Die Übernahme der Abschlagszahlung auf Erdgas im Rahmen der Gaspreisbremse dürfte im Dezember zumindest zu einem vorübergehenden Rückgang der Inflationsrate unter die Zehn-Prozent-Marke sorgen, erwartet das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK). Im März 2023 soll dann die zweite Stufe der Gaspreisbremse wirken, die dann rückwirkend auch schon für Januar und Februar gelten soll. Der Preis für ein Grundkontingent der Privathaushalte von 80 Prozent des geschätzten Verbrauchs wird damit auf zwölf Cent nach unten subventioniert. „Wir rechnen damit, dass die Inflationsrate im Dezember unter zehn Prozent fällt, dann im Januar und Februar noch einmal nach oben springt und ab März dann endgültig in den einstelligen Bereich zurückfällt“, sagt der wissenschaftliche Direktor des IMK, Sebastian Dullien. Für das Gesamtjahr 2023 rechnet er dann mit deutlich niedrigeren Inflationsraten als im laufenden Jahr.

REZESSION

Ein Drittel der Weltwirtschaft dürfte bis 2023 in eine Rezession abrutschen, sagt der Internationalen Währungsfonds (IWF) voraus. Das dämpft die weltweite Nachfrage nach Waren und Rohstoffen. Preiserhöhungen auf den Weltmärkten lassen sich in einem solch schwierigen Umfeld viel schlechter durchsetzen als in einem Aufschwung. „Recession brings inflation down“, sagt LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch. Die deutschen Importpreise sind im September sogar erstmals seit knapp zweieinhalb Jahren gesunken, und zwar um 0,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Auch im Vergleich zum Vorjahresmonat schwächte sich diese Teuerungsrate auf 29,8 Prozent ab, nachdem im August mit 32,7 Prozent noch der höchste Wert seit 1974 ermittelt worden war. LBBW-Ökonom Niklasch sieht in der Abschwächung der Erzeuger- und Einfuhrpreise „das erste Signal eines gewissen konjunkturbedingten Nachlassens des Preisdrucks“.

Was für ein Abflauen der Inflation in Deutschland spricht

Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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