Freitag, November 22, 2024
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„Wahnsinnige Nachfrage“ – Wieder mehr Betrieb im deutschen Luftraum

Berlin, 20. Jul (Reuters) – Nach dem Einbruch in der Corona-Zeit liegt der Luftverkehr nach Angaben der Deutschen Flugsicherung (DFS) wieder bei gut drei Viertel des Vorkrisenniveaus. Wegen eines rasanten Anstiegs und Folgen durch den Ukraine-Krieg gibt es laut DFS in einzelnen Bereichen sogar schon wieder mehr Flüge als vor der Pandemie. Dies sorge für außerordentliche Verkehrsspitzen, mit denen man nicht gerechnet habe, sagte DFS-Chef Arndt Schoenemann am Mittwoch. „Da existiert eine wahnsinnige Nachfrage“, betonte er zur Reiselust der Deutschen und zur guten Buchungslage. In den ersten sechs Monaten gab es im deutschen Luftraum mehr als 1,2 Millionen Flugbewegungen und damit rund 76 Prozent des Vorkrisen-Jahres 2019. „Insgesamt rechnen wir für 2022 mit rund 85 Prozent des Verkehrsaufkommens“, sagte Schoenemann. 

An Flughäfen in Deutschland und Europa kommt es derzeit zu langen Warteschlangen, Verzögerungen und Tausenden Flugstreichungen. Grund ist vor allem der Personalmangel – bei Bodendienstleistern, aber auch in der gesamten Luftfahrt. Die Branche hat eingeräumt, in der Virus-Pandemie zu viel gespart und zu ehrgeizige Flugprogramme für den Sommer geplant zu haben. „Wir sind nicht die Treiber, was Verspätung betrifft“, sagte der DFS-Chef. Die Deutsche Flugsicherung komme im Schnitt auf eine Verspätung von unter zwei Minuten. Schoenemann sprach von einem „sehr, sehr guten Wert“. Euroweiten Daten zufolge gab es im Juni pro Flug im Schnitt 24 Minuten Verspätung und dabei sind fast die Hälfte der Verzögerungen auf Folgeverspätungen zurückzuführen. Demnach geht gut ein Viertel der Unpünktlichkeit auf die Airlines zurück.

DFS SPERRT BEI MILITÄRFLÜGEN LUFTRAUM FÜR ZIVILEN VERKEHR

Zum Personalmangel der Branche sagte Schoenemann, die Flugsicherung habe in der Krise vielmehr Beschäftigung auf-, aber nicht abgebaut. Die DFS fahre ihre Kapazitäten hoch. 2020 und 2021 hätten rund 100 Auszubildende angefangen, in diesem und den nächsten Jahren seien es etwa 140. Beim Krankenstand in puncto Corona sei die DFS derzeit nicht im kritischen Bereich. 

Der Ukraine-Krieg und in der Folge Verkehrsverlagerungen und militärische Flüge sorgen auch für mehr Betrieb am deutschen Himmel. Die DFS muss bei Militär-Flügen Korridore für den zivilen Verkehr kurzfristig sperren. Derweil führt die Flugsicherung in Frankreich ein neues System ein, was ebenfalls zusätzlichen Verkehr bringt. Der gesamte Anstieg sei jedoch ungleich verteilt: Während im unteren Luftraum deutlich weniger Flugzeuge unterwegs seien als 2019, liege die Zahl der Überflüge fast schon wieder auf dem Niveau vor der Krise und teilweise deutlich darüber. Im südlichen Teil des oberen Luftraums wurden im Juni rund 20 Prozent mehr Flüge gezählt als im Juni 2019. „In einzelnen Sektoren gibt es zu Spitzenzeiten sogar doppelt so viel Verkehr wie 2019“, sagte Schoenemann. 

Vor Corona hatte die Flugsicherung 2019 einen Rekordumsatz von 1,4 Milliarden Euro erzielt. 2020 gab es einen Einbruch auf 762 Millionen Euro und für dieses Jahr peilt die DFS 1,1 Milliarden Euro an. Wegen der Einbußen hatte das bundeseigene Unternehmen 2022 Gebühren für An- und Abflüge um 67 Prozent erhöht und für Überflüge um sieben Prozent gesenkt. 2023 dürften die Gebühren wegen des wachsenden Verkehrs wieder sinken, erklärte Schoenemann.

„Wahnsinnige Nachfrage“ – Wieder mehr Betrieb im deutschen Luftraum

Copyright: (c) Copyright Thomson Reuters 2022

Titelfoto: Symbolfoto

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