Dienstag, April 23, 2024
StartWirtschaftVorschau: Trotz Zinswende bleiben Risiken für europäische Banken

Vorschau: Trotz Zinswende bleiben Risiken für europäische Banken

London/Frankfurt, 28. Jan – Nach einem Jahrzehnt der Niedrigzinsen und mauen Geschäften freuen sich europäische Banken auf einen Aufschwung. Doch Aufsichtsbehörden und Analysten warnen, dass für einige Institute die steigenden Zinsen mit erhöhten Risiken einhergehen. Zwar stärke die Zinswende die Gewinne der Banken, doch Kreditnehmer steckten wegen der geschwächten Wirtschaft und der steigenden Preise immer mehr in der Klemme: „Einerseits gehen die Zinsen hoch, was gut ist und den Banken hilft“, sagt etwa Jerome Legras von der französischen Fondsgesellschaft Axiom Alternative Investments. „Aber der wirtschaftliche Ausblick ist unsicher und das Risiko der Kreditausfälle hoch.“

Die US-Banken, die mit sprudelnden Gewinnen jahrelang die Messlatte für ihre europäischen Rivalen waren, mussten für das vergangene Quartal Gewinneinbrüche von bis zu 70 Prozent hinnehmen, weil das Geschäft mit Übernahmen und Akquisitionen fast brachlag. Nun glänzen eher die Banken diesseits des Atlantik: Die schwedische SEB und die spanische Sabadell legten als erste europäische Institute in dieser Woche Quartalszahlen vor. Mit Gewinnsteigerungen und positiven Ausblicken für 2023 schürten sie Optimismus in der Branche. In der nächsten Woche präsentiert neben der Schweizer Großbank UBS, der italienischen Unicredit und der niederländischen ING die Deutsche Bank ihre Bilanz für 2022.

ZEHNTER QUARTALSGEWINN IN FOLGE

Auch Deutschlands größtes Geldhaus profitiert von den steigenden Zinsen und soll laut Analysten im Schnitt einen Nettogewinn von rund 951 Millionen Euro für das Schlussquartal verzeichnen. Das wäre das Fünffache dessen, was die Bank im Vorjahresquartal verdient hatte. Die größten Gewinntreiber sind Analysten zufolge die Zinserträge aus dem Firmen- und Privatkundengeschäft, während die Investmentbank unter dem schwachen M&A-Geschäft leidet.

Risiken deuten sich allerdings in der Finanzierung von Gewerbeimmobilien an. Nach einem langanhaltenden Boom erlebe dieser Markt wegen der Abkühlung der Konjunktur und der veränderten Arbeitswelt nach der Pandemie eine Zeitenwende, warnt der Europäische Ausschuss für Systemrisiken (EBSR). Deutsche und österreichische Finanzinstitute waren besonders engagiert auf diesem Markt, wie die europäische Bankenaufsicht EBA bei der Analyse des 1,3-Billionen-Marktes feststellte. Projektentwickler von Gewerbeimmobilien seien besonders hohen Risiken ausgesetzt, so die deutsche Finanzaufsicht Bafin.

Die Behörde warnte am Anfang des Jahres außerdem vor den negativen Folgen der Zinswende für Sparkassen und Genossenschaftsbanken. „Ein weiterer plötzlicher und starker Zinsanstieg würde manche Institute stark belasten“, hieß es im jährlichen Risiko-Bericht Bafin. Zudem müssten Banken auf Kreditausfälle im Mittelstand und bei den energieintensiven Unternehmen vorbereitet sein, sagte Bafin-Chef Mark Branson. Das Risiko für Insolvenzen in der Realwirtschaft sei deutlich gestiegen.

FINANZIELLE NOTLAGE BEI IMMER MEHR BRITISCHEN FIRMEN

Die britischen Institute erwarten trotz instabiler Wirtschaftslage, dass ihre Profite 2023 steigen. Banken wie NatWest, HSBC, Standard Chartered und Barclays profitieren von einem noch schnelleren Anstieg der Zinsen in Großbritannien und legen ihre Ergebnisse Ende Februar vor. Doch im Hintergrund bahnen sich Gefahren an. Im Schlussquartal des vergangenen Jahres hatten Gerichte in Großbritannien 23.885 verschuldete Unternehmen registriert, die in finanzielle Notlage geraten sind. Das ist ein Anstieg um mehr als 50 Prozent binnen Jahresfrist laut der Kanzlei Begbies Traynor. „Es ist etwas widersprüchlich für die Banken, weil sie Kunden retten, die Tag für Tag um ihre Existenz ringen,“ sagt Accenture-Berater Tom Merry.

Vorschau: Trotz Zinswende bleiben Risiken für europäische Banken

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von Philippe Gras auf Pixabay

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