Update Düsseldorf, 27. Sep – Der Wohnungsriese Vonovia will Mieter notfalls kündigen, die über Monate ihren Zahlungsverpflichtungen etwa für die stark gestiegenen Nebenkosten nicht nachkommen. „Letzter Ausweg: Versendung der Räumungsaufforderung“, heißt es in Dokumenten zu einem Investorentag, die Vonovia am Dienstag vorlegte. Vonovia-Chef Rolf Buch betonte indes, dass Mieter, die im Falle einer finanziellen Schieflage auf den Konzern zugehen, in ihren Wohnungen bleiben könnten. „Wenn ein Mieter Probleme hat und mit uns in Kontakt tritt, finden wir eine Lösung“, sagte Buch Reuters. „Er wird nicht gekündigt“, versprach der Vonovia-Chef. „Nur bei Mietern, die absolut nicht mit uns reden wollen, sieht es anders aus.“
„Wir haben kein Interesse daran, dass Menschen ihre Wohnung verlieren“, unterstrich Buch. Vonovia habe „das diskutierte Kündigungsmoratorium von Anfang an unterstützt“. In den Dokumenten für den Investoren-Tag beschrieb der Konzern detailliert sein Vorgehen im Fall ausbleibender Zahlungen. Vonovia gehe nach einem Stufen-Modell vor. Der Konzern trete mit Mietern in Kontakt, um die Gründe für Zahlungs-Versäumnisse zu erfahren, hieß es dort weiter. Könne der Mieter etwa Hilfen vom Staat erhalten, informiere ihn Vonovia, wie er an diese kommen könne, damit die öffentliche Hand den Mieter unterstütze. Komme der Mieter trotz eines Angebots individueller Lösungen durch Vonovia weiter seinen Verpflichtungen nicht nach, lasse der Konzern ihm eine formelle Zahlungsaufforderung zukommen. Summierten sich die Rückstände dann auf den Wert von zwei Monatsmieten, könne es notfalls in einem letzten Schritt zur Räumungsklage kommen. Danach könne die betroffene Wohnung neu vermietet werden.
Durch die anziehenden Gas-Preise können die Nebenkosten-Abrechnungen für Mieter sprunghaft steigen. Rund 55 Prozent der Heizungen in Vonovia-Beständen werden nach früheren Angaben des Konzerns mit Gas versorgt. Vonovia hatte angekündigt, nachts Heizungsleistungen zu reduzieren, um Gas zu sparen. Auch Vorauszahlungen werden erhöht, um ein Polster zu bilden. Der Bochumer Konzern besitzt rund 490.000 Wohnungen in der Bundesrepublik.
Vonovia selbst kämpft mit den Folgen der galoppierenden Inflation – denn Zinsen und auch Baukosten ziehen deutlich an. Buch will deshalb Investoren an Bord holen. Für Wohnungsbestände in Schweden und Baden-Württemberg sucht Buch bereits Partner. Vonovia werde bald in Gespräche mit Investoren eintreten, entsprechende Informationsschreiben seien schon an Interessenten verschickt worden, hieß es in den Dokumenten für den Investoren-Tag. Zudem bereite das Management Immobilien-Pakete zum Verkauf vor. Auch bei den Pflege-Immobilien, die die Tochter Deutsche WohnenDWNG.DEzur Disposition gestellt hat, sollen Gespräche mit Investoren über einen Verkauf rasch beginnen, hieß es weiter. Die Deutsche Wohnen besitzt nach eigenen Angaben insgesamt 72 solcher Einrichtungen für Senioren in mehreren Bundesländern. Vonovia stehe bei den Verkaufsplänen aber nicht unter Druck und werde Immobilien-Pakete nicht zu Schleuderpreisen abgeben.
Der über die Jahre durch milliardenschwere Zukäufe gewachsene Bochumer Immobilienriese hatte angekündigt, nun Investoren für Gemeinschaftsunternehmen mit ins Boot holen zu wollen. Er strebt Gemeinschaftsprojekte etwa mit Pensionsfonds an. Die Bochumer wollen sich zudem über die Jahre von Wohnungen und Einfamilienhäusern im Volumen von rund 13 Milliarden Euro trennen. „In Zeiten höherer Zinsen ist es sinnvoll, Schulden zu reduzieren“, hatte Vonovia-Chef Buch den Kurs begründet.
Vonovia behält sich in Energie-Krise Kündigungen von Mietern vor
Quelle: Reuters
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