Freitag, April 26, 2024
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Volkswirte zur deutlich gesunkenen Inflationsrate im Euro-Raum

Berlin, 06. Jan – Die Inflationsrate in der Euro-Zone ist zum Jahresende unerwartet deutlich gesunken. Im Dezember kletterten die Verbraucherpreise binnen Jahresfrist um 9,2 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag in einer ersten Schätzung mitteilte. Noch im November hatte die Teuerungsrate bei 10,1 Prozent gelegen, im Oktober bei 10,6 Prozent. Volkswirte hatten lediglich mit einem Rückgang auf 9,7 Prozent gerechnet. Sie sagten in ersten Reaktionen:

JÖRG ANGELE, BANTLEON:

„Wir sehen uns in der Einschätzung bestätigt, wonach die Inflation in der Eurozone ihr zyklisches Hoch im Oktober überschritten hat. Die Energiepreiskomponente wird die Teuerungsrate in den kommenden Monaten weiter nach unten drücken. Hintergrund sind massive Basiseffekte sowohl bei den Preisen für Gas und Strom als auch bei den Kraftstoff- und Heizölpreisen. Während es hier 2022 in den ersten Monaten des Jahres teils zweistellige Zuwächse gab – pro Monat wohlgemerkt – zeichnen sich nun stabile bzw. rückläufige Preise ab. Am ausgeprägtesten werden die inflationsdämpfenden Effekte der Energiepreise in Italien und in den Niederlanden ausfallen. Vor diesem Hintergrund rechnen wir im Januar mit einem Rückgang der Teuerungsrate in der Eurozone auf etwa 8,5 Prozent.“

BERT COLIJN, ING: 

„Eine Kombination aus Preisobergrenzen und niedrigeren Öl- und Erdgaspreisen führte zu einem deutlichen Rückgang der Energieinflation, der die Hauptursache für den Rückgang der Gesamtinflation war. Der Rückgang war von Land zu Land sehr unterschiedlich, wobei alle großen Volkswirtschaften der Euro-Zone einen deutlichen Rückgang des Preisanstiegs verzeichneten. Es ist wahrscheinlich, dass der Höhepunkt der Inflation nun hinter uns liegt, aber viel wichtiger für die Wirtschaft und die politischen Entscheidungsträger ist die Frage, ob die Inflation von nun an strukturell wieder auf zwei Prozent zurückgehen wird. Bei der Kerninflation gibt es vorerst weiterhin wenig Anzeichen für eine Entspannung. Sie stieg von fünf auf 5,2 Prozent und verzeichnete sowohl bei Waren als auch bei Dienstleistungen beträchtliche Steigerungen. Die nächsten zwei Monate werden entscheidend sein, da viele Unternehmen traditionell zum Jahresstart ihre Preise ändern.“

ALEXANDER KRÜGER, CHEFÖKONOM HAUCK AUFHÄUSER LAMPE PRIVATBANK:

„Die Inflationsrate sinkt, der Inflationskampf ist aber noch nicht gewonnen. Wegen wegfallender staatlicher Hilfen droht bereits für Januar eine Gegenbewegung. Immerhin scheint der Inflationsgipfel überwunden. Da die Inflationsrate weiterhin sehr hoch ist, wird die EZB im Februar wohl erneut einen großen Zinsschritt beschließen. Auf mittlere Sicht ist der Inflationsblick weiter abwärtsgerichtet. Käme Kommissar Zufall mit anhaltend niedrigeren Energiepreisen daher, würde die Inflationsrate fallen wie ein Stein.“

JÖRG KRÄMER, CHEFVOLKSWIRT COMMERZBANK:

„Die Inflation im Euroraum ist nur deshalb deutlich gefallen, weil Kraftstoffe und Heizöl billiger geworden sind und die deutsche Regierung im Dezember die Gas-Abschlagszahlungen für viele Bürger übernommen hat. Ohne Energie und Nahrungsmittel ist die Inflation im Euroraum dagegen weiter von 5,0 auf 5,2 Prozent gestiegen. Von einer echten Entspannung an der Inflationsfront kann keine Rede sein. Die EZB bleibt unter Druck, ihre Leitzinsen kräftig anzuheben.“

Volkswirte zur deutlich gesunkenen Inflationsrate im Euro-Raum

Quelle: Reuters

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