Freitag, März 29, 2024
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Volkswirte zum Rückgang der Inflation im Euro-Raum im Januar

Frankfurt, 01. Feb – Die Inflationsrate im Euro-Raum ist zu Jahresbeginn stärker als erwartet gefallen. Im Januar kletterten die Verbraucherpreise binnen Jahresfrist um 8,5 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Mittwoch in einer ersten Schätzung mitteilte. Im Dezember hatte die Inflation noch bei 9,2 Prozent gelegen und im November bei 10,1 Prozent. Von Reuters befragte Volkswirte hatten mit 9,0 Prozent gerechnet. Sie sagten in ersten Reaktionen:

BERT COLIJN, ING:

„Alles in allem sehen die Daten annehmbar aus, da ein Anstieg der Kerninflation vermieden wurde, aber die Unsicherheit bleibt ohne endgültige deutsche Zahlen. Für die EZB ist das schwammige Bild der Inflation ärgerlich, aber man sollte nicht erwarten, dass es sie für morgen aus der Bahn wirft. Der Anstieg der Kerninflation in einigen wichtigen Ländern wird für die Zentralbank ausreichen, um ihre derzeitige straffe Haltung zu bestätigen und die Zinsen um weitere 50 Basispunkte anzuheben.“

FRITZI KÖHLER-GEIB, CHEFVOLKSWIRTIN KFW:

„Die Inflationszahlen zu Jahresbeginn zeigen es einmal mehr: Die Zielmarke von 2 Prozent liegt für die EZB noch in weiter Ferne. Bei dieser Größenordnung ist am Ende unerheblich, dass Anpassungen des Wägungsschemas und Änderungen bei den staatlichen Energiemarktinterventionen die Preismessung im Januar stark beeinflusst haben. Denn entscheidend für die Ausrichtung der Geldpolitik ist vielmehr, wie sich der Inflationsdruck in der Breite der Wirtschaft entwickelt. Die Kerninflationsrate wird wohl in 2023 hartnäckig hoch bleiben. Das bewirken verbesserte Konjunkturaussichten, der enge Arbeitsmarkt, hohe Lohnforderungen und ein hoher Anteil europäischer Unternehmen, die mit weiter steigenden Verkaufspreisen rechnen. Auch wenn das Tempo des Verbraucherpreisanstiegs in den nächsten Monaten aufgrund sinkender Beiträge der Energiepreisinflation deutlich nachlässt, sind weitere Zinsschritte der EZB wegen der beharrlich hohen Kerninflation unerlässlich.“

JENS-OLIVER NIKLASCH, LBBW:

„Erwartungsgemäß ist die Inflation gefallen. Der langsamere Anstieg der Energiepreise war hierfür maßgeblich. Das hatte sich ja schon in vielen Größen wie in den Spot-Notierungen für Öl, Gas und Strom oder auf den vorgelagerten Stufen abgezeichnet. Revisionen sind hier allerdings noch möglich, wenn die Daten aus Deutschland verfügbar sind. Dennoch sind schon jetzt zwei Dinge anzumerken: Erstens ist die Inflation nach allen Maßstäben deutlich zu hoch. Zweitens haben die Kernraten, also die Inflation unter Ausschluss der Energiepreise bzw. der Nahrungsmittel, weiter steigende Tendenz. Das gilt es in den kommenden Monaten weiter zu beobachten. Der Energiepreisanstieg des Vorjahres wälzt sich jetzt durch alle möglichen sonstigen Gütergruppen und hält die Inflationsrate damit erst einmal hoch. Interessant wird sein, wie die EZB diesen Trend morgen in ihrem Monetary Policy Statement würdigt.“

RALF UMLAUF, HELABA:

„Bei der heutigen Veröffentlichung ist zu beachten, dass die deutschen Werte nicht vorgelegen haben und nur als Schätzung in die Berechnung eingeflossen sind. Insofern könnte es bei den endgültigen Werten zu ungewöhnlich hohem Revisionsbedarf kommen. Zunächst aber wird das Bild untermauert, wonach der Anstieg der Inflationsraten zum Erliegen gekommen ist, denn das Inflationshoch lag im Oktober bei 10,7 Prozent und die Jahresrate ist deutlich gesunken. Zweifellos ist aber das Niveau weiterhin als inakzeptabel hoch anzusehen – insbesondere auch wegen der unveränderten Kerninflationsrate – und so bleibt die EZB unter Zugzwang, mit weiteren Zinserhöhungen zu reagieren. Bereits morgen dürften die Zinssätze um jeweils 50 Basispunkte erhöht werden.“

JÖRG KRÄMER, CHEFVOLKSWIRT COMMERZBANK: 

„Die Inflation ist im Januar vor allem deshalb deutlich gefallen, weil die Energiepreise nicht zuletzt wegen staatlicher Eingriffe langsamer gestiegen sind. Aus diesem Grund sollte die Inflation in den kommenden Monaten weiter sinken. Aber die Kerninflation ohne Energie und Nahrungsmittel verharrte bei 5,2 Prozent; sie dürfte in den kommenden Monaten hartnäckig hoch bleiben. Es gibt noch keine Entwarnung für die EZB. Sie sollte ihre Leitzinsen weiter zügig anheben.“

ALEXANDER KRÜGER, CHEFÖKONOM HAUCK AUFHÄUSER LAMPE PRIVATBANK: 

„Auf dem Weg zu sinkenden Inflationsraten ist das heutige Ergebnis ein Meilenstein. Der Inflationsgipfel liegt hinter uns, es ist nun die Frage, wie schnell die Inflationsrate sinkt. Sinken die Energiepreise noch weiter, fällt die Inflationsrate demnächst wie ein Stein. Auch der stockende Anstieg der Kerninflation macht Mut. Die EZB ist viel zu inflationskritisch, sie wird ihre Inflationsprojektion im März stark senken müssen.“

Volkswirte zum Rückgang der Inflation im Euro-Raum im Januar

Quelle: Reuters

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