Berlin, 28. Jan (Reuters) – Die Coronavirus-Varianten Delta und Omikron haben die Konjunktur in Deutschland zum Jahresende deutlich gebremst. Die Wirtschaft schrumpfte zwischen Oktober und Dezember um 0,7 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Minus von 0,3 Prozent gerechnet. Sie sagten in ersten Kommentaren:
ALEXANDER KRÜGER, HAUCK AUFHÄUSER LAMPE PRIVATBANK:
„Die Omikron-Welle hat die Konjunkturerholung stärker zurückgeworfen. Für das laufende Quartal ist an eine dynamische Wachstumsrückkehr nicht zu denken. Omikron und Lieferketten bleiben vorerst hartnäckige Spielverderber. Nach wie vor ist die Aussicht günstig, dass die Wirtschaft ab dem Frühjahr wieder schwungvoll unterwegs sein wird. Das wird dann auch Zeit, gilt es doch, endlich das Vor-Corona-Niveau zu übertreffen. Wichtig ist, dass sich Verbraucher durch die hohe Inflationsrate weniger verunsichern lassen.“
JENS-OLIVER NIKLASCH, LBBW:
„Der Rückgang fiel erheblich größer aus als von uns erwartet. Frappierend vor allem der Kontrast zu den übrigen großen Staaten der Euro-Zone. Dies zeigt, wie stark die Corona-Einschränkungen die Wirtschaft belasten – oder eben auch nicht. Für das erste Quartal des laufenden Jahres ist daher weiter Vorsicht angezeigt, zumal üblicherweise hohe Inflation eine echte Konsumbremse ist. Mittelfristig sollten dann die Auftriebskräfte der Konjunktur, wie sie sich derzeit insbesondere im regen Auftragseingang zeigen, die Oberhand behalten.“
THOMAS GITZEL, CHEFÖKONOM VP BANK:
„Der Abwärtssog war gewaltig. Die deutsche Wirtschaft steckte in der Corona- und Materialmangelfalle fest. Das hohe Infektionsgeschehen und die damit einhergehenden Beschränkungen belasteten einmal mehr den Dienstleistungssektor. Ausdruck dessen ist ein schwacher privater Konsum, der zu den Hauptverantwortlichen des BIP-Rückgangs zählt. Gleichzeitig litt die Industrie unter dem prekären Mangel an Vorprodukten und Rohstoffen. Es muss deshalb nicht weiter verwundern, dass sich das deutsche Bruttoinlandsprodukt im Rückwärtsgang befand.“
Volkswirte zum Rückgang des BIP im vierten Quartal 2021 um 0,7 Prozent
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