Berlin, 18. Okt (Reuters) – Börsenprofis blicken trotz der Energiekrise nicht mehr ganz so pessimistisch auf die deutsche Wirtschaft wie zuletzt. Das Barometer für deren Einschätzung zur Konjunktur in den nächsten sechs Monaten stieg im Oktober geringfügig um 2,7 Punkte auf einen Wert von minus 59,2 Zählern, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner monatlichen Umfrage unter Analysten und Anlegern mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Rückgang gerechnet – und zwar auf minus 65,7 Zähler. Die Börsianer bewerteten die aktuelle Lage allerdings deutlich schlechter: Dieses Barometer fiel um 11,7 auf minus 72,2 Punkte. Volkswirte sagten in ersten Reaktionen:
THOMAS GITZEL, CHEFÖKONOM VP BANK:
„Die ZEW-Konjunkturerwartungen können sich leicht verbessern. Aber trotzdem zeigt das Konjunkturbarometer noch immer eine schwere Rezession an. Die massive Verschlechterung der aktuellen Lageeinschätzungen bestätigt uns in der Annahme, dass die Rezession bereits begonnen hat.“
ALEXANDER KRÜGER, CHEFVOLKSWIRT HAUCK AUFHÄUSER LAMPE PRIVATBANK:
„Die Umfrage zeigt, dass der Depressionsmodus anhält. Zu denken gibt, dass die Bewertung der aktuellen Konjunkturlage so kräftig eingebrochen ist. Nachvollziehbar ist das: Die Energiekrise ist trotz Gaspreisbremse nicht vom Tisch und die globale Lage ernst. Zuletzt hat sich auch noch der Zugang zu Krediten für den Mittelstand deutlich erschwert. Das Insolvenzthema dürfte immer akuter werden. Unklar bleibt, wo eine allgemeine Stimmungswende herkommen soll. Die Wirtschaft befindet sich auf Rezessionskurs.“
Volkswirte zum leichten Anstieg der ZEW-Konjunkturerwartungen
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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