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Volkswirte zum Ifo-Index im Oktober

Berlin, 25. Okt – Angesichts der Energiekrise und Rezessionssorgen hat sich die Stimmung in den Chefetagen deutscher Firmen im Oktober noch weiter verschlechtert. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel auf 84,3 Zähler von revidiert 84,4 Punkten im Vormonat, wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem stärkeren Rückgang auf 83,3 Punkte gerechnet. Sie sagten in ersten Reaktionen:

CHRISTOPH SWONKE, DZ BANK:

„Die Stimmungslage der Unternehmen in Deutschland hat sich im Oktober etwas stabilisiert. Während sich die Beurteilung der aktuellen Lage bei den befragten Unternehmen erneut leicht verschlechterte, haben die Geschäftserwartungen etwas zugelegt. Eine Trendwende ist trotzdem nicht in Sicht. Es zeichnet sich zwar eine leichte Entspannung bei den Lieferkettenproblemen ab. Die negativen Folgen der rekordhohen Inflation setzen den Unternehmen aber weiter stark zu. Gut möglich, dass die jüngsten Signale der deutschen Politik zur Dämpfung der hohen Energiepreise etwas zur Stabilisierung der Stimmungslage beigetragen haben. Den Ankündigungen muss aber zeitnah eine gesetzlich fixierte und unbürokratische Umsetzung folgen.“

ANDREAS SCHEUERLE, DEKABANK:

„Die gute Nachricht ist: Die Stimmung der deutschen Unternehmen hat sich im Oktober nur unwesentlich eingetrübt. Das darf man getrost auch auf die von der Bundesregierung beschlossenen Energiepreisbremsen zurückführen. Diese werden im kommenden Frühjahr wirksam und tragen so zur Stabilisierung der Geschäftserwartungen bei. Für die nahe Zukunft braut sich aber zunehmend Ungemach zusammen: Immer häufiger berichten die Unternehmen von Nachfragerückgängen, die die Ertragslage dämpfen werden, während gleichzeitig die Kostenbelastung weiter ansteigen wird.“

FRITZI KÖHLER-GEIB, CHEFVOLKSWIRTIN KFW:

„Der Ifo-Index unterbricht seinen Abwärtstrend im Oktober dank etwas weniger Pessimismus. Offenbar hat der 200-Millarden-‚Wumms‘ der Bundesregierung die Geschäftserwartungen der Unternehmen stabilisiert. Außerdem registrieren sie, dass die Wahrscheinlichkeit einer Gasmangellage dank voller Speicher und guter Einsparerfolge geschrumpft ist. Ob das so bleibt, hängt einerseits ganz banal vom Wetter ab. Andererseits müssen die Sparanstrengungen von Haushalten und Unternehmen auch trotz der geplanten Subventionen durchgehalten werden. Hierfür ist die avisierte Gaspreisbremse grundsätzlich richtig konzipiert, aber muss in ihrer Wirkung gerade für die Haushalte auch gut kommuniziert werden.“ 

RALF UMLAUF, HELABA:

„Die Zahlen fallen gemischt aus und damit besser als erwartet. Erfreulich ist der Anstieg der Geschäftserwartungen. Zuletzt sinkende Gas- und Strompreise sowie die Aussicht auf entsprechende Deckelungen der Kosten bei Unternehmen und Haushalten könnten hier schon positiv gewirkt haben. Dennoch dürfte die deutsche Wirtschaft in den kommenden Monaten eine leichte Schrumpfung erfahren. Ungeachtet dessen werden aber die Leitzinsen in dieser Woche kräftig erhöht, um der an der Zehn-Prozent-Marke liegenden Inflation zu begegnen.“

ALEXANDER KRÜGER, CHEFVOLKSWIRT HAUCK AUFHÄUSER LAMPE 

„Die Unternehmen verharren im Depressionsmodus, die Energiekrise erstickt das Wirtschaftsleben. Vor allem die trübe Lagebeurteilung hält den Daumen für anstehende harte Konjunkturdaten gesenkt. Weil immer mehr Verbraucher in Deckung gehen, stellt sich nur noch die Frage nach Dauer und Tiefe der Rezession. Krisenverschärfend wirkt zudem der unkoordinierte und eiernde Politikkurs der Bundesregierung. Immer mehr spukt das Insolvenzgespenst, auch, weil sich der Kreditzugang für Unternehmen deutlich erschwert hat. Die Themen Arbeitsplatzabbau und Produktionsverlagerung ins Ausland kommen erst noch.“ 

JENS-OLIVER NIKLASCH, LBBW:

„Eine etwas unerwartete Stabilisierung. Beinahe fragt man sich, was den freien Fall des Geschäftsklimas gebremst haben könnte. Da gab es mit der Laufzeitenverlängerung für die Atomkraftwerke aber nur einen kleinen Lichtblick. Und der dürfte für die befragten Unternehmen vorerst hinter den großen Themen Anstieg der Energiepreise und Störung der Lieferketten zurückbleiben. An der sich abzeichnenden Rezession ändert der heutige Wert des Geschäftsklimas nichts. In den kommenden Monaten ist eine weitere Eintrübung wahrscheinlicher als ein Anstieg.“

JÖRG KRÄMER, CHEFVOLKSWIRT COMMERZBANK:

„Dass das Ifo-Geschäftsklima im Oktober faktisch nicht weiter gefallen ist, ist keine Entwarnung. Denn im Vormonat war das Geschäftsklima förmlich eingebrochen. Der Trend weist klar nach unten. Außerdem befindet sich das Geschäftsklima weiter auf Niveaus, bei denen die deutsche Wirtschaft in der Vergangenheit geschrumpft war. Das gilt auch für den recht zuverlässigen Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor im Euroraum. Ich erwarte weiter, dass die deutsche Wirtschaft im Winterhalbjahr schrumpfen wird.“

Volkswirte zum Ifo-Index im Oktober

Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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