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Volkswirte zum Anstieg des Ifo-Index

Frankfurt, 19. Dez – Die Stimmung in den Chefetagen deutscher Firmen hat sich im Dezember den dritten Monat in Folge aufgehellt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg auf 88,6 Zähler von revidiert 86,4 Punkten im Vormonat. Ökonomen hatten 87,4 Punkte erwartet. Analysten sagten in ersten Reaktionen:

MICHAEL HEISE, CHEFVOLKSWIRT HQ TRUST:

„Deutschlands Wirtschaft entwickelt sich robuster als gedacht und hat die Mehrfachbelastungen der vergangenen Monate bislang gut verkraftet: extreme Energiepreissteigerungen, hohe Verbraucherpreisinflation und erhebliche Zinssatzsteigerungen. Bei einer einigermaßen stabilen Lage an den Energiemärkten sprechen der Ifo-Index und andere Indikatoren dafür, dass in den nächsten Monaten allenfalls ein geringer Rückgang des Bruttoinlandsprodukts zu erwarten ist.“ 

FRITZI KÖHLER-GEIB, CHEFVOLKSWIRTIN KFW:

„Die Unternehmen verabschieden sich zusehends von der zwischenzeitlichen Untergangsstimmung und sie haben guten Grund dazu. Auch wenn die vor Jahresfrist sehr optimistischen Konjunkturhoffnungen für 2022 von rund vier Prozent unter dem russischen Kanonendonner rasch begraben werden mussten: Das deutsche Wirtschaftswachstum präsentierte sich bislang erstaunlich robust und wird im Gesamtjahr 2022 sogar fast an die Zwei-Prozent-Marke heranreichen. Aus diesem respektablen Wachstumsergebnis trotz ausgesprochen komplexer Krisenlage dürfen die Unternehmen durchaus etwas Zuversicht ziehen, zumindest relativ gesehen. Der Kaufkraftschock und die mit den anhaltenden Unwägbarkeiten zu befürchtende Investitionszurückhaltung bereiten den Boden für eine Rezession. Allerdings erwarte ich für 2023 nur einen Rückgang der Wirtschaftsleistung von rund ein Prozent, was mir unter den gegenwärtigen Umständen als moderat erscheint.“

THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:

„Eklatant bleibt weiterhin die Abweichung zwischen der Lageeinschätzung und den Geschäftsaussichten der Unternehmen. Die Stimmung ist nach wie vor schlechter als die Lage. Möglicherweise ist die Stimmung auch zu negativ. Gerade das gibt Anlass zur Hoffnung, dass die erwartete Rezession kürzer und auch milder ausfällt als ursprünglich erwartet. Die vom Deutschen Bundestag beschlossene Strom- und Gaspreisbremse wird die wirtschaftliche Kontraktion abmildern. Aber auch der Investitionsbedarf der Industrie bleibt in Anbetracht der notwendigen Digitalisierung und des Ausstiegs aus den fossilen Energien hoch. Gerade deshalb könnte das Jahr 2023 auch die Trendwende zu wieder höheren Wachstumsraten einläuten.“ 

JÖRG KRÄMER, CHEFVOLKSWIRT COMMERZBANK:

„Nach dem Einbruch im dritten Quartal hat sich das Ifo-Geschäftsklima im Dezember zum zweiten Mal in Folge kräftig erholt. Eine tiefe Rezession wie nach dem Ausbruch der Finanzkrise oder von Corona mit Rückgängen der Wirtschaftsleistung um vier oder fünf Prozent ist mehr denn je unwahrscheinlich. Aber man sollte nicht übermütig werden. Schließlich zwingt die hohe Inflation die Zentralbanken weltweit zu massiven Zinserhöhungen. Das spricht für das kommende Jahr für eine milde Rezession. Wir rechnen mit einem Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts um 0,5 Prozent.“

JENS-OLIVER NIKLASCH, LBBW:

„Fast könnte man meinen, dass Jahr ginge versöhnlich zu Ende. Sowohl Lage als auch Erwartungen sind vorgerückt. Dennoch bleibt Vorsicht geboten. Die allerjüngsten Entwicklungen dürften die Erwartungen demnächst wieder eintrüben. Dazu gehören der deutliche Rückgang der Gasspeicherfüllstände oder die Angst vor weiter steigenden Leitzinsen, die Ende der Vorwoche für einen Kursrutsch an den Finanzmärkten gesorgt haben. Wir bleiben daher skeptisch.“

ALEXANDER KRÜGER, CHEFVOLKSWIRT HAUCK AUFHÄUSER LAMPE:

„Der Indexanstieg dürfte lediglich auf Gewöhnungseffekte an die schwierige Nachrichtenlage zurückgehen. Die US-Konjunktur hält sich zwar besser als erwartet, das China-Geschäft bleibt aber eine Blackbox. Im Endeffekt ist die Stimmung weiterhin schlecht. Für eine grundlegende Stimmungsaufhellung bedarf es vor allem einer Entlastung bei den hohen Energiekosten. Trotz der miesen Stimmung sieht es derzeit lediglich nach einer milden Rezession aus.“

Volkswirte zum Anstieg des Ifo-Index

Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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