Samstag, April 27, 2024
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US-Zwischenwahlen – Kein Marktaufruhr im Sicht

Frankfurt, 04. Nov – Traditionell werden die US-Kongresswahlen zur Mitte der Amtszeit eines Präsidenten an den Finanzmärkten mit großer Spannung verfolgt. Bei den sogenannten Midterms werden gut ein Drittel der Senatoren und das gesamte Repräsentantenhaus neu gewählt. Die Demokratische Partei von Präsident Joe Biden droht ihre Mehrheit in einer oder gar beiden Parlamentskammern zu verlieren. Damit werden die Wahlen am Dienstag nicht nur zu einem Stimmungstest, sondern sie können die Handlungsfähigkeit der US-Regierung für zwei Jahre beeinträchtigen. Allerdings ist 2022 kein typisches Jahr. „Früher war vor solchen Wahlen die Nervosität viel, viel größer“, sagte NordLB-Aktienstratege Tobias Basse. Andere Analysten teilen diese Ansicht – mit unterschiedlichen Begründungen.

ES WIRD SICH KAUM ETWAS ÄNDERN – UNABHÄNGIG VOM SZENARIO

Das laut Marktbeobachtern bei weitem wahrscheinlichste Szenario ist, dass die Republikaner in den beiden Kongresskammern die Mehrheit gewinnen. Darauf weisen Umfragen hin. „So wie es aussieht, geht der US-Kongress an die Republikaner“, kommentierte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. Er rechne dennoch mit keinen Turbulenzen, da Biden in der Vergangenheit ohnehin auch nicht auf seine demokratischen Abgeordneten und Senatoren habe zählen können. So werde sich bei einem republikanisch dominierten Kongress kaum etwas ändern.

Commerzbank-Analyst Bernd Weidensteiner sieht es ähnlich. Nach seiner Auffassung hat das Ergebnis der Zwischenwahlen nur begrenzt Einfluss auf das Tempo, in dem man dann Gesetze durchbringen kann. Sowohl die Demokraten als auch die Republikaner hätten „ein großes internes Meinungsspektrum, und auch bei einer Mehrheit im Kongress muss man die eigenen Leute überzeugen.“ Ein Beispiel: Die Sozialprogramme, die bei den Demokraten eigentlich beliebt seien, habe man in den letzten zwei Jahren nicht ohne Weiteres durch den Kongress bringen können. Außerdem seien die Republikaner und die Demokraten in vielen Fragen mit direkter Marktwirkung – etwa Zölle oder der Konflikt mit China – weitgehend der gleichen Meinung.

KAUM EINFLUSS AUF KURSE – AUSSER IN TIEFER REZESSION

„Die Politik hat nur in seltenen Fällen einen großen Einfluss auf die Kurse. In den letzten 50 bis 60 Jahren gab es vielleicht eine bessere Aktienmarktentwicklung bei einem gespaltenen Kongress. Aber das ist natürlich keine Garantie, dass es auch die nächsten zwei Jahre so läuft“, fügte Weidensteiner hinzu.

Den Analysten zufolge könnte das Wahlergebnis nur dann eine große Marktreaktion hervorrufen, wenn die USA in eine tiefere Rezession rutschen. Dann könnte die Geldpolitik der Fed nicht ausreichen, um die Situation in den Griff zu bekommen, und Washington würde mit finanzpolitischen Maßnahmen eingreifen müssen, was einem Präsidenten ohne Kongressmehrheit schwerer fallen könnte. „Aber das ist nicht unser Szenario. Wir gehen von einem Bild aus, bei dem, falls Amerika überhaupt in eine Rezession rutscht, diese nur leicht sein wird. In diesem Fall sollte man auch mit einem gesplitterten Parlament gut leben können.“

ZU VIELE ANDERE EINFLUSSFAKTOREN

Außerdem habe der globale Aktienmarkt im Moment so viele Einflussfaktoren, „dass die politischen Fragestellungen, die sonst eine hohe Relevanz haben, ungewöhnlich stark in den Hintergrund getreten seien“, sagte Basse. Jetzt schauten alle vor allem auf die Geldpolitik der US-Notenbank und hätten Angst davor, dass es am US-Immobilienmarkt zu Problemen kommen könnte. Dazu kämen noch die Energiemärkte und der Konflikt in der Ukraine.

US-Zwischenwahlen – Kein Marktaufruhr im Sicht

Quelle: Reuters

Titelfoto: Bild von JamesDeMers auf Pixabay

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