Frankfurt/New York, 07. Jul (Reuters) – Die US-Börsen haben am Mittwoch nach Veröffentlichung der Sitzungsprotokolle der US-Notenbank mit leichten Kursaufschlägen geschlossen. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte ging 0,2 Prozent höher auf 31.037 Punkten aus dem Handel. Der technologielastige Nasdaq rückte 0,4 Prozent auf 11.361 Punkte vor. Der breit gefasste S&P 500.SPX legte 0,4 Prozent auf 3845 Punkte zu. Im frühen Handel hatten sich zunächst nur wenige Investoren an der Wall Street aus der Deckung getraut.
Die US-Notenbank Federal Reserve will mit einem weiteren großen Zinsschritt gegen die ausufernde Inflation vorgehen. Wie aus den Protokollen der jüngsten Sitzung vom Juni hervorgeht, erwarten die Währungshüter, dass Ende Juli wahrscheinlich eine Erhöhung um 0,5 oder 0,75 Prozentpunkte angemessen sein dürfte. Die Fed hatte auf der Juni-Sitzung die Leitzinsen so kräftig angehoben wie seit 1994 nicht mehr. Sie beschloss eine Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte auf die Spanne von 1,50 bis 1,75 Prozent. In den Fed-Protokollen wird das Risiko einer Rezession nicht explizit erwähnt.
EURO FÄLLT WEITER RICHTUNG PARITÄT
Die Spekulationen auf weiter steigende Zinsen in den USA schoben den Dollar an. Der Dollar-Index, der die Devise zu anderen wichtigen Währungen misst, kletterte um 0,5 Prozent auf 107,08 Punkte. Der Euro wertete um bis zu ein Prozent ab und markierte mit 1,0161 Dollar den zweiten Tag in Folge ein 20-Jahres-Tief. „Zum einen belasten die offensichtlichen Rahmenbedingungen aus steigender Inflation und geopolitischen und wirtschaftlichen Verwerfungen durch den Krieg in der Ukraine, inklusive der drohenden Energiekrise“, sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. „Zum anderen sind die hohen Zinsdifferenzen zwischen Europa und den USA ausschlaggebend. In den USA wurden die Zinsen durch die Fed bereits mehrfach angehoben, in der Euro-Zone noch nicht.“ Damit rückt Strategen zufolge für den Euro der Rutsch unter die Parität immer näher. Zuletzt hatte der Kurs im Dezember 2002 weniger als einen Dollar betragen.
Das PfundGBP= lag angesichts der Regierungskrise in London rund ein halbes Prozent schwächer bei 1,1894 Dollar. Die Reaktion auf die Rücktritte mehrerer Minister und Staatssekretäre halte sich aber noch in Grenzen, sagte Ökonom David Page von AXA Investment Managers. „Jedoch je länger die politische Unsicherheit in Großbritannien anhält, desto mehr würden wir erwarten, dass sie sich an den britischen Finanzmärkten bemerkbar macht.“ Ungeachtet der Proteste will der unter Druck stehende britische Premierminister Boris Johnson seine Regierungsarbeit fortsetzen.
GRUBHUB-RIVALEN ZITTERN VOR ALLIANZ MIT AMAZON
Für Furore sorgte eine Partnerschaft von Amazon mit dem Essenslieferanten GrubHub. Der amerikanische Online-Händler beteiligt sich mit zwei Prozent an der US-Tochter von Just Eat Takeaway und bietet seinen Prime-Kunden bei einer Mindestbestellgröße ein Jahr lang kostenlosen Zugang zu dem Dienst. Die drohende Verschärfung des Wettbewerbs ließ die Titel des GrubHub-Rivalen DoorDash um mehr als sieben Prozent einbrechen. Aktien des Fahrdienstvermittlers Uber, der mit Uber Eats auch Mahlzeiten ausliefert, gaben 4,5 Prozent nach.
Die insgesamt 2,7 Milliarden Dollar schwere Übernahmeofferte des Rivalen Paper Excellence Group bescherte den Aktien von Resolute Forest Products einen Rekord-Kurssprung. Sie stiegen um 63 Prozent auf 20,36 Dollar. Paper Excellence bietet 20,50 Dollar je Aktie für den Papier- und Holzprodukte-Hersteller.
Mehr als zehn Prozent zulegen konnten auch die Titel von Rivian Automotive. Dank einer hochgefahrenen Produktion schnellten die Auslieferungen des E-Auto-Herstellers im zweiten Quartal um knapp das Vierfache nach oben. „Das Wichtigste für die Aktie ist im Moment, dass die Anleger Vertrauen in die Prognosen für 2022 haben“, sagte Redburn-Analyst Charles Coldicott. Die Papiere haben seit Jahresbeginn nahezu drei Viertel ihres Wertes eingebüßt.
US-Börsen schließen nach Fed-Protokoll leicht im Plus
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