Washington/Moskau, 08. Dez (Reuters) – Die in Russland zu einer neunjährigen Haftstrafe verurteilte US-Basketballerin Brittney Griner ist wieder frei. Die zweifache Olympiasiegerin wurde gegen den in den USA inhaftierten russischen Waffenhändler Viktor Bout ausgetauscht, wie beide Regierungen am Donnerstag mitteilten. „Sie ist sicher. Sie ist im Flugzeug. Sie ist auf dem Weg nach Hause“, twitterte US-Präsident Joe Biden. Er habe mit Griner telefoniert, sie werde in den nächsten 24 Stunden in den USA landen, sagte Biden auf einer Pressekonferenz mit Griners Ehefrau Cherelle. Die 32-jährige Spitzensportlerin war im Februar in Russland kurz vor Beginn des Ukraine-Kriegs wegen Drogenbesitzes festgenommen und im August zu Haft in einem Straflager verurteilt worden.
„Diese letzten Monate waren die Hölle für Brittney“, sagte Biden. Dies gelte auch für die Ehefrau der Basketballerin. Biden und US-Vizepräsidentin Kamala Harris sprachen von Bidens Büro aus per Telefon mit Griner. Deren Gattin Cherelle war ebenfalls dabei. Biden betonte, der Freilassung seien „akribische, intensive Verhandlungen“ vorausgegangen. Griner sei jetzt froh, auf dem Weg nach Hause zu sein, sagte er. Sie sei in Russland einem Schauverfahren ausgesetzt gewesen und monatelang ungerechtfertigt festgehalten worden – „unter unerträglichen Umständen“.
Biden kündigte an, sich weiter für die Freilassung von US-Bürgern in russischer Gefangenschaft einzusetzen, wie dem ehemaligen Marinesoldaten Paul Whelan. „Wir geben nicht auf.“ Whelan war 2020 wegen mutmaßlicher Spionage zu 16 Jahren Haft verurteilt worden. Whelan sagte dem US-Sender CNN: „Ich bin sehr enttäuscht, dass nicht mehr für meine Freilassung getan wurde, zumal sich meine Verhaftung bald zum vierten Mal jährt. Ich wurde für ein Verbrechen verhaftet, das nie stattgefunden hat.“ Der Sprecher für Nationale Sicherheit im US-Präsidialamt, John Kirby, sagte CNN, Ziel sei es Griner und Whelan freizubekommen. Das habe nicht funktioniert. Die Regeirung werde aber weiter mit Russland über eine Freilassung von Whelan sprechen. Whelans Anwalt wurde von der russischen Nachrichtenagentur Interfax mit den Worten zitiert, dass die Verhandlungen auf Ebene der Geheimdienste weiterliefen.
Im Fall Griner vermittelt haben nach eigenen Angaben der Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate, Scheich Mohammed bin Sajed al-Nahjan, und der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman. Die erfolgreichen Bemühungen zeigten die engen freundschaftlichen Beziehungen, welche beide Länder mit den USA und Russland pflegten, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Griner sowie der Waffenhändler Bout trafen jeweils mit einem Privatflugzeug aus Moskau beziehungsweise Washington in Abu Dhabi ein, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate. Saudi-Arabien und die Emirate sind traditionelle Verbündete der USA, arbeiten aber im Ölstaatenbund OPEC+ auch eng mit Russland zusammen. Beide haben sich dem Druck des Westens widersetzt, Russland wegen des Kriegs gegen die Ukraine zu isolieren.
TAUSCH VON BASKETBALL-STAR GEGEN „HÄNDLER DES TODES“
Griner wurde gegen den Waffenhändler Bout ausgetauscht, wie das russische Außenministerium mitteilte. Der Austausch fand übereinstimmenden Angaben zufolge auf einem Flughafen in Abu Dhabi statt. Bout war 2012 von einem Gericht in Manhattan zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Der 55-jährige, der wegen seiner Fähigkeit, Waffenembargos zu umgehen, auch als „Händler des Todes“ und „Sanktionsbrecher“ bezeichnet wurde, war vor seiner Verhaftung 2008 einer der meistgesuchten Männer der Welt. Der in der früheren Sowjetrepublik Tadschikistan geborene Bout verkaufte Waffen an sogenannte Schurkenstaaten, Rebellengruppen und Warlords in Afrika, Asien und Südamerika. Sein Leben diente 2005 als Inspiration für den Hollywood-Film „Lord of War“ mit Nicholas Cage in der Hauptrolle. „Der russische Staatsbürger wurde in sein Heimatland zurückgebracht“, erklärte das russische Außenamt nun zu Bout.
Die 2,06 Meter große und bei Fans als „BG“ bekannte Griner ist Star der Phoenix Mercury in der US-Basketballliga WBNA. Seit vielen Jahren spielt sie zudem in der Nebensaison für UMMC Jekaterinenburg in Russland und war auf dem Weg dorthin, als sie am 17. Februar auf einem Moskauer Flughafen verhaftet wurde. In ihrem Gepäck wurden sogenannte Vape-Patronen mit dem in Russland verbotenen Cannabisöl gefunden. Sie hatte in den USA ein Rezept für medizinisches Marihuana zur Linderung der Schmerzen bei chronischen Verletzungen. In Russland ist Marihuana dagegen auch für medizinische Zwecke illegal.
Die Gespräche über ihre Freilassung wurden durch den Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine am 24. Februar und die darauf folgende extreme Abkühlung der Beziehungen zwischen Washington und Moskau erschwert. Griner wurde am 4. August wegen Drogenbesitzes und -schmuggels zu neun Jahren Haft in einem Straflager verurteilt. Sie hatte sich schuldig bekannt, sagte aber, sie habe einen „ehrlichen Fehler“ gemacht und nicht beabsichtigt, das Gesetz zu brechen. Im November wurde sie zur Verbüßung ihrer Haftstrafe in ein Straflager in der russischen Region Mordowien gebracht.
US-Basketball-Star Griner nach Gefangenenaustausch mit Russland frei
Quelle: Reuters
Titelfoto: Bild von David Mark auf Pixabay
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