Düsseldorf, 09. Jul (Reuters) – Der finnische Mehrheitseigner des angeschlagenen Versorgers Uniper, Fortum, will seine in der Gas-Krise in eine Schieflage geratene Tochter radikal umbauen und dabei die kriselnden deutschen Unternehmensteile unter Kontrolle des Staates stellen.
„Aus unserer Sicht muss es jetzt darum gehen, die gefährdeten und systemrelevanten Bereiche von Uniper zusammenzuführen und dauerhaft zu sichern“, erklärte Fortum-Chef Markus Rauramo am Samstag gegenüber Reuters. „Wir müssen davon ausgehen, dass die Probleme bei dem Bezug von Gas mittelfristig anhalten und die Preise hoch bleiben oder weiter steigen“, betonte er.
„Deshalb sollten die systemkritischen deutschen Unternehmensteile unter die Kontrolle des Staates kommen, der über die erforderliche Kreditwürdigkeit verfügt.“ Vorteil des Fortum-Vorschlages sei aus seiner Sicht auch, „dass das internationale Geschäft von Uniper, einschließlich von Atom- und Kohlekraftwerken zum Beispiel in Schweden und Russland nicht durch den Staat übernommen, verantwortet und finanziert werden muss“. Insgesamt wolle Fortum eine „zielgerichtete unternehmerische Lösung, bei der der Staat so wenig wie möglich an Unterstützung leisten muss“.
Uniper, Deutschlands größter Gas-Händler, ist durch die Gaskrise in eine Schieflage gerutscht. Der Gazprom-Kunde muss wegen der Lieferkürzungen Russlands Gas am teuren Spotmarkt kaufen, um seine Lieferverpflichtungen zu erfüllen und fährt damit Verluste ein. „Uniper erfährt unter den gegenwärtigen Bedingungen täglich Mittelabflüsse im mittleren zweistelligen Millionenbereich“, hatte Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach erst am Freitag beklagt.
„Eine Situation, die für uns nicht lange durchhaltbar ist.“ Der Konzern mit rund 11.500 Beschäftigten hatte bei der Bundesregierung einen Antrag auf Stabilisierungsmaßnahmen gestellt. Durch neue gesetzliche Regelungen sind damit staatliche Stützungsmaßnahmen bis hin zur Kapitalbeteiligung möglich. Maubach zufolge sprechen Uniper und Fortum getrennt mit der Bundesregierung – es müsse aber eine gemeinsame Lösung gefunden werden.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte erst am Morgen deutlich gemacht, dass er für die Rettung Unipers auch Fortum in die Pflicht nehmen will. Nach den Plänen der Finnen, die rund 80 Prozent an Uniper halten, könnten das Geschäft rund um Kohle, Gas und den Gas-Import in der Bundesrepublik an den Staat fallen. In deutschen Regierungskreisen hatte es bereits geheißen, Fortum wolle das verlustträchtige Deutschlandgeschäft übertragen und den Rest des Konzerns weiterführen. Dies müsse man sich sehr genau ansehen.
Rauramo betonte indes, Fortum habe Uniper bereits in großem Umfang finanziell unterstützt. „Seit Beginn der Krise hat Fortum Uniper acht Milliarden Euro in Form von Darlehen und Garantien zur Verfügung gestellt, die auch weitestgehend in Anspruch genommen wurden“, erklärte er. „Wir nehmen unsere Verantwortung als Eigentümer sehr ernst und suchen daher nach einer Lösung, die Uniper nicht nur kurzfristig finanziell stabilisiert.“ Fortum gehe es darum, „das Unternehmen langfristig auf ein gesundes Fundament zu stellen.“
Uniper-Mehrheitseigner will kriselnden Versorger tiefgreifend umbauen
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