Berlin, 08. Mrz (Reuters) – Trotz der noch nicht absehbaren Folgen der russischen Invasion in der Ukraine dringen Ökonomen laut einer Umfrage auf eine Zinswende der EZB. 69 Prozent der Befragten halten eine sofortige Zinserhöhung oder eine Anhebung zu einem späteren Zeitpunkt im laufenden Jahr für die geeigneteste Maßnahme im Kampf gegen die Inflation, wie aus der am Dienstag veröffentlichten Umfrage des Ifo-Instituts und der „FAZ“ hervorgeht. Die Antworten der 145 Ökonomen bilden zum Teil auch die Entwicklung nach Ausbruch des Ukraine-Krieges ab, da die Studie vom 22. Februar bis zum 1. März lief.
Für eine Zinswende spricht aus Sicht der Befragten die große Signalwirkung der Maßnahme. Auf die Frage, wie hoch der Leitzins der EZB für das Hauptrefinanzierungsgeschäft am Jahresende 2022 stehen sollte, geben die Teilnehmer einen durchschnittlichen Zinssatz von rund einem Prozent an. Derzeit liegt er bei null Prozent.
Die Befragten erwarten im laufenden Jahr eine durchschnittliche Inflationsrate von 4,4 Prozent, womit die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Ziel von 2,0 Prozent sehr deutlich verfehlen würde.
Sie sehen als häufigste Ursachen für die gegenwärtig starke Teuerung die steigenden Energie- und Rohstoffpreise – bei Antworten seit dem 24. Februar – also dem Ausbruch des Krieges – verstärkt durch die Kampfhandlungen vor den Toren der EU. Auch Lieferengpässe und pandemiebedingte Effekte werden von den Befragten häufig genannt. „Mit Russlands Krieg gegen die Ukraine ist ein weiterer Treiber der ohnehin schon hohen Inflation hinzugekommen“, sagte Ifo-Forscher Niklas Potrafke: „Die EZB sollte nun endlich die Zinsen erhöhen und damit helfen, die Inflation einzudämmen.“
Der EZB-Rat trifft am Donnerstag zu seiner nächsten Zinssitzung zusammen. Anders als die US-Notenbank Fed dürfte die EZB nach Ansicht vieler Experten Zinserhöhungen weiter auf die lange Bank schieben. Dies auch, weil die räumliche Nähe zum Krieg und die Energiepreis-Explosion die heimische Konjunktur abzuwürgen drohe.
Umfrage – Ökonomenzunft dringt auf Zinswende der EZB
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Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.