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Ukraine-Krise schickt Europas Börsen erneut auf Talfahrt

Frankfurt, 21. Feb (Reuters) – Die wiederaufgeflammte Angst vor einem russischen Einmarsch in die Ukraine lässt Europas Börsen erneut abrutschen. Der Dax brach am Montagnachmittag in der Spitze um 2,8 Prozent auf 14.618 Punkte ein und fiel damit kurzzeitig auf den niedrigsten Stand seit rund elf Monaten. Auch der EuroStoxx50 gab seine anfänglichen Gewinne ab und verlor bis zu 2,9 Prozent auf 3957 Zähler. Gleichzeitig nahm die Nervosität der Anleger in Europa sprunghaft zu. Dies zeigt der Volatilitätsindex VStoxx, der um bis zu 25 Prozent auf ein 16-Monats-Hoch kletterte.

Zunächst hatte die Aussicht auf ein Gipfeltreffen von US-Präsident Joe Biden und seinem russischen Kollegen Wladimir Putin die Stimmung zum Wochenstart etwas aufgehellt. Das Präsidialamt in Paris teilte mit, dass sich Biden und Putin grundsätzlich auf ein Gipfeltreffen über die Ukraine geeinigt hätten. Der Kreml in Moskau wies jedoch darauf hin, es gebe noch keine konkreten Pläne für eine Begegnung von Putin und Biden. Beide Präsidenten könnten aber jederzeit entscheiden, sich zu einem Telefonat oder einem Treffen zu verabreden. Das Weiße Haus erklärte, es habe einem Treffen nur zugestimmt, „wenn es nicht zu einer Invasion kommt“.

„Das heutige Kursgeschehen ist ein perfektes Beispiel dafür, wie eine einzige Schlagzeile die Stimmung auf den Kopf stellen kann“, sagte Michael Hewson, Marktanalyst beim Handelshaus CMC Markets. Die hohe Schwankungsanfälligkeit werde wohl noch eine Weile anhalten. „Anleger wagen sich nicht aus der Deckung, solange russische Panzer an der ukrainischen Grenze stehen“, betonte CMC Markets-Analyst Jochen Stanzl.

Für Verunsicherung sorgten am Nachmittag auch Berichte russischer Nachrichtenagenturen, denenzufolge das russische Militär fünf Saboteure getötet habe, die von der Ukraine aus die russische Grenze übertreten wollten. Demnach sind bewaffnete Fahrzeuge des ukrainischen Militärs in der Region Rostow zerstört worden. Das ukrainische Militär wies die Berichte als „fake news“ zurück. Nervös machten Investoren auch Satelliten-Aufnahmen, denen zufolge russische Truppen näher an die ukrainische Grenze gerückt sind.

RUSSISCHE UND UKRAINISCHE BÖRSEN AUF TALFAHRT

Vor diesem Hintergrund steuerte der Moskauer Aktienindex Moex mit einem Minus von rund neun Prozent auf den größten Tagesverlust seit acht Jahren zu. Der Index ukrainischer Werte an der Warschauer Börse verlor rund sieben Prozent. Anleihen der beiden Staaten flogen ebenfalls aus den Depots. Dies trieb die Renditen der bis 2025 laufenden ukrainischen Dollar-Bonds auf 15,031 Prozent, den höchsten Stand seit dem Börsen-Crash vom März 2020. Gleiches gilt für die russischen Titel mit einer Laufzeit bis 2047, die bei 5,35 Prozent rentierten.

Am Devisenmarkt gab die russische Währung in der Spitze um fast drei Prozent nach. Im Gegenzug verteuerte sich der Dollar auf bis zu 79,47 Rubel. Russland habe als Investitionsstandort für Jahre oder Jahrzehnte an Attraktivität eingebüßt, sagte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann.

Unterdessen griffen Anleger wieder bei Rohöl zu. Die Preise für die Sorten Brent und WTI stiegen jeweils um rund ein Prozent auf 94,51 und 91,87 Dollar je Barrel. Die Preise werden Analysten zufolge kurzfristig weiter schwanken, da die Wiederaufnahme iranischer Ölexporte erst später im Jahr zu erwarten sei.

Der Sprecher des iranischen Außenministeriums sagte am Montag, dass bei den Gesprächen zur Wiederbelebung des iranischen Atomabkommens von 2015 „bedeutende Fortschritte“ erzielt worden seien. „Sollte es zu einer russischen Invasion kommen, wie die USA und Großbritannien in den letzten Tagen gewarnt haben, könnten die Brent-Futures auf über 100 Dollar pro Barrel ansteigen, selbst wenn eine Einigung mit dem Iran erzielt wird“, warnte Vivek Dhar, Analyst bei der Commonwealth Bank.

LICHT UND SCHATTEN BEI ZAHLEN VON SAF-HOLLAND

Am deutschen Aktienmarkt rückte SAF-Holland ins Rampenlicht, nachdem der Lkw-Zulieferer einen Gewinnzuwachs bekannt gegeben hatte. Die überraschend starke Gewinnmarge gebe SAF Auftrieb, sagte ein Börsianer. Ein Wermutstropfen sei allerdings die Warnung vor hohen Kosten vor allem im ersten Quartal. SAF-Titel gaben daher einen Großteil ihrer anfänglichen Gewinne von mehr als drei Prozent wieder ab und notierten nur noch rund ein Prozent im Plus.

Rund ein Prozent zogen auch die Titel des französischen Impfstoffherstellers Valneva an, nachdem dessen schottische Einheit einen Zuschuss von bis zu 20 Millionen Pfund zur Mitfinanzierung des Covid-19-Impfstoffs VLA2001 erhalten hat.

Dagegen gaben in Paris die Aktien von Faurecia trotz angehobener Umsatzziele rund fünf Prozent nach. Die angepeilten Erlöse des Autozulieferers von 17,5 bis 18 Milliarden Euro lägen leicht unter Markterwartungen, teilten die Analysten der Investmentbank RBC Capital Markets mit. Gleiches gelte für das Ziel beim Barmittel-Zufluss. Die US-Börsen blieben wegen eines Feiertags geschlossen.

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