16. Aug (Reuters) – Es folgen Entwicklungen rund um den Krieg in der Ukraine. Zum Teil lassen sich Angaben nicht unabhängig überprüfen.
20.55 Uhr – Russische Hacker haben nach ukrainischen Angaben die Website des in Kiew ansässigen Kernkraftwerkbetreibers Energoatom angegriffen aber keine größeren Probleme verursacht. „Die russische Gruppe ‚People’s Cyber Army‘ lancierte einen Angriff mit 7,25 Millionen Bot-Nutzern, die Hunderte von Millionen von Zugriffen auf die Hauptseite des Unternehmens simulierten“, erklärt Energoatom. „Der Betrieb der Website wurde dadurch nicht wesentlich beeinträchtigt.“
20.20 Uhr – Die ukrainischen Techniker des von Russland beschlagnahmten Kernkraftwerks Saporischschja arbeiten nach eigenen Angaben unter erheblichem Druck. „Die Russen laufen ständig mit Gewehren auf dem Gelände herum“, sagt einer von ihnen. Sie blieben allerdings dran, um eine Katastrophe wie 1986 in Tschernobyl zu verhindern. Eine der Befürchtungen sei, dass die Stromleitungen zum Kraftwerk unterbrochen werden könnten, und die Pumpen, die den Reaktorkern und die Becken mit abgebrannten Brennelementen kühlen, nicht meher funktionieren könnten. Es gebe zwar ein Diesel-Notstromaggregat, aber man wisse nicht, wie viel Kraftstoff auf dem Gelände noch vorhanden sei. Energoatom, die oberste ukrainische Kernkraftsicherheitsbehörde, erklärte, sie glaube, die Mitarbeiter der Anlage seien in Gefahr. Das russische Verteidigungsministerium reagierte nicht sofort auf eine Anfrage zur Stellungsnahme.
18.39 Uhr – Der französische Präsident Emmanuel Macron hat in einem Telefonat mit seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj nachdrücklich auf Risiken für Atomanlagen in der Ukraine hingewiesen. Das teilt das Präsidialamt in Paris mit. Demnach erklärte Macron in dem Gespräch mit Selenskyj zudem, dass er den Vorschlag der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) unterstütze, das Kernkraftwerk Saporischschja zu inspizieren. Selenskyj hatte zuvor über das Telefonat gesagt, er habe mit Macron über „Russlands Nuklearterrorismus“ in Saporischschja gesprochen. Russland und die Ukraine werfen sich gegenseitig vor, das größte Atomkraftwerk Europas zu beschießen. Russische Truppen halten das Kraftwerk seit Anfang März besetzt, es wird aber noch von ukrainischen Technikern betrieben.
18.26 Uhr – Das erste Schiff, das die Ukraine seit Ende der Hafen-Blockade für Getreide-Transporte verlassen hat, ist in Syrien angekommen. Das geht aus Reedereikreisen und Satellitendaten hervor. Der Frachter „Razoni“ hat demnach in der Hafenstadt Tartus angelegt. Das Schiff war am 1. August in der ukrainischen Hafenstadt Odessa gestartet. Es konnte seine Fracht zunächst nicht löschen, da der libanesische Käufer wegen fünfmonatiger Verspätung die Annahme der Lieferung verweigerte. Die „Razoni“ hat gut 26.000 Tonnen Getreide geladen. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine vor mehr als fünf Monaten hängen Millionen Tonnen Getreide in Häfen am Schwarzen Meer fest. Unter Vermittlung der Türkei und der UN hatten die Kriegsparteien Ende Juli ein Abkommen unterzeichnet, das die Wiederaufnahme der Exporte vorsieht.
17.00 Uhr – Russland beschuldigt die Ukraine, Strommasten eines Atomkraftwerks in Kursk im Süden Russlands zerstört zu haben. Der Geheimdienst FSB macht dafür „Saboteure“ verantwortlich. Dadurch werde der Betrieb des Kraftwerks gestört, teilt der FSB mit. Insgesamt seien sechs Masten am 4., 9. und 12. August angegriffen worden. Das ukrainische Verteidigungsministerium war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Reuters konnte die Angaben unabhängig nicht überprüfen. Kursk liegt rund 90 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. In der Region ist es seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine wiederholt zu Explosionen an Treibstoff- und Munitionslagern gekommen.
16.15 Uhr – Großbritannien hat nach Angaben der Regierung in Moskau Überflugsrechte über Russland für ein Spionageflugzeug beantragt. Dies sei „eine beabsichtigte Provokation“, erklärt das russische Verteidigungsministerium. Die russische Luftwaffe werde dafür sorgen, dass der Luftraum des Landes nicht verletzt werde.
13.25 Uhr – Der Schweizer Schokolade-Hersteller Lindt & Sprüngli beendet seine Geschäftstätigkeit in Russland endgültig. „Nach der Ankündigung vom 9. März 2022 hat die Lindt & Sprüngli Gruppe beschlossen, sich aus dem russischen Markt zurückzuziehen“, teilt das Unternehmen mit. Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine hatte es im März angekündigt, seine Läden bis auf weiteres zu schließen und alle Lieferungen nach Russland einzustellen.
12.15 Uhr – Auf der Krim sind nach Darstellung des russischen Verteidigungsministeriums ein militärisches Lagerhaus sowie zivile Infrastruktur wie ein Stromverteiler durch einen Sabotage-Akt beschädigt worden. Der Tatort befinde sich in der Nähe des Ortes Dschankoj im Norden der Halbinsel, teilt das Ministerium laut Nachrichtenagentur Tass weiter mit. Die Zeitung „Kommersant“ berichtet zudem von schwarzen Rauchwolken über einem Luftwaffenstützpunkt in Gwardejskoje im zentralen Teil der von Russland annektierten Krim.
11.57 Uhr – Finnland will die Visa-Vergabe an Russen massiv einschränken. Es sollten künftig nur noch zehn Prozent der bisherigen Zahl solcher Einreisegenehmigungen ausgegeben werden, erklärt Außenminister Pekka Haavisto. Konkret würden ab September weniger Termine für einen Antrag zur Verfügung gestellt, was zu weniger Visa für Menschen aus dem Nachbarland führen werde. Die finnische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen hatte am Montag erklärt, es müsse über ein Visa-Verbot gesprochen werden, wie es auch von der Ukraine gefordert wird. Bundeskanzler Olaf Scholz sieht ein generelles Einreiseverbot für Russen nach Europa weiter skeptisch. Es sei richtig, dass man darüber in der EU diskutiere, so Scholz bei einem Besuch in Norwegen. Aber man dürfe nicht oppositionellen Russen, die nach Europa wollten und von denen sich schon etliche in EU-Staaten aufhielten, die Flucht noch erschweren.
11.00 Uhr – Bundeskanzler Olaf Scholz und die schwedische Ministerpräsidentin Magdalena Andersson haben der Ukraine zugesichert, sie weiter mit Waffen zu versorgen. Scholz antwortet dabei bei einem Besuch in Stockholm nur indirekt auf die Frage, ob deutsche Waffen auch für die Rückeroberung der von Russland annektierten Krim verwendet werden können. Der SPD-Politiker sagt, man unterstütze die Ukraine mit Waffen, damit sie ihre territoriale Souveränität verteidigen könne. „Russland darf diesen Krieg nicht gewinnen, das ist wichtig für die Ukraine und Europa“, sagt Andersson ihrerseits nach einem Treffen der beiden. „Solange der Krieg andauert, müssen wir standhaft bleiben.“
09.25 Uhr – Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu sieht nach eigenen Angaben keinen Grund, in der Ukraine Atomwaffen einzusetzen. Schoigu erklärt in seiner Rede bei einer internationalen Sicherheitskonferenz in Moskau zudem, dass die Einsätze ukrainischer Truppen von den USA und Großbritannien geplant würden. Die Nato habe die Zahl ihrer Soldaten in Ost- und Zentraleuropa um ein vielfaches erhöht.
09.19 Uhr – Russlands Präsident Wladimir Putin wirft westlichen Ländern vor, ein „Nato-ähnliches System“ auf den asiatisch-pazifischen Raum ausweiten zu wollen. Die USA zögerten den Konflikt in der Ukraine heraus, sagt Putin bei seiner Begrüßungsansprache einer internationalen Sicherheitskonferenz in Moskau. Bei dem Besuch der Präsidentin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, in Taiwan habe es sich um eine sorgfältig geplante Provokation gehandelt.
08.24 Uhr – Bei der Explosion eines Munitionsdepots im Norden der Krim hat es nach Angaben des russischen Verteidigungsministerium keine ernsthaft Verletzten gegeben. In einem Zwischenlager des Depots in Majskoje sei ein Feuer ausgebrochen.
08.20 Uhr – Die Ukraine kann Vize-Infrastrukturminister Juryj Waskow zufolge im September drei Millionen Tonnen Getreide auf dem Seeweg ausführen. Dies könne in Zukunft auf vier Millionen Tonnen pro Monat erhöht werden. 30 Schiffe von außerhalb hätten sich für die nächsten zwei Wochen angemeldet, um in der Ukraine Getreide für den Export zu laden.
08.16 Uhr – Russland hat Großbritannien zufolge Mühe, von See aus das Schwarze Meer zu kontrollieren. Patrouillenfahrten seien auf die Gewässer um die Krim beschränkt, teilt das britische Verteidigungsministerium unter Berufung auf die Geheimdienste mit. Die Schwarzmeerflotte setze zur Unterstützung der Bodenoffensiven Langstreckenraketen ein, verhalte sich aber eher defensiv. Die Einschränkungen der Flotte unterliefen Russlands Strategie, heißt es in dem Bulletin.
07.57 Uhr – Im Norden der Halbinsel Krim ist einem Agenturbericht zufolge ein Munitionsdepot explodiert. Das berichtet die russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf Behörden der Ansiedlung Majskoje.
07.14 Uhr – Erstmals seit dem Beginn des Kriegs ist wieder ein Frachter mit Getreide auf dem Weg nach Afrika. Die „Brave Commander“ mit 23.000 Tonnen Weizen hat am ukrainischen Hafen Piwdennyj abgelegt, wie Daten von Refinitiv Eikon zeigen. Ihr Ziel ist der Hafen von Dschibuti, das Weizen ist für Äthiopien bestimmt, teilt das ukrainische Infrastrukturministerium mit. Seit der Vereinbarung zur Wiederaufnahme von Getreideexporten per Schiff hätten 17 Schiffe ukrainische Häfen verlassen mit insgesamt 475.000 Tonnen an landwirtschaftlichen Gütern. Die Ukraine gehört zu den weltweit größten Exporteuren von Getreide. Russland hatte die Häfen seit Beginn der Invasion in die Ukraine Ende Februar blockiert, weshalb die Ausfuhren fast vollständig zum erliegen kamen. Insbesondere Afrika war davon betroffen.
02.01 Uhr – Die Inspektion der Internationalen Atomenergie-Agentur IAEA des von Russland kontrollierten Atomkraftwerks Saporischschja kann einem russischen Medienbericht zufolge nicht von der Hauptstadt Kiew aus erfolgen. „Stellen Sie sich vor, was es bedeutet, durch Kiew zu fahren – es bedeutet, dass sie durch die Frontlinie zum Atomkraftwerk gelangen“, zitiert die Nachrichtenagentur RIA den russischen stellvertretenden Leiter der Abteilung für nukleare Sicherheit und Rüstungskontrolle, Igor Vishnevetsky. Dies sei wegen der „nicht einheitlich aufgestellten“ ukrainischen Streitkräfte ein großes Risiko. Die Vereinten Nationen (UN) hatten zuvor festgestellt, dass die Ukraine über die logistischen und sicherheitstechnischen Kapazitäten verfüge, um eine IAEO-Delegation nach Saporischschja von Kiew aus zu unterstützen.
Ukraine aktuell 16.08.22
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