10. Aug (Reuters) – Es folgen Entwicklungen rund um den Krieg in der Ukraine. Zum Teil lassen sich Angaben nicht unabhängig überprüfen.
21.59 Uhr – Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigt Vergeltung für die Beschießung der Stadt Marhanets an, bei der 13 Menschen getötet und zehn verletzt wurden. Weiter erklärt er in seiner täglichen, abendlichen Video-Ansprache, die Ukraine müsse überlegen, wie man den russischen Kräften den so viel Schaden wie möglich zufügen kann, um damit den Krieg zu verkürzen.
20.20 Uhr – Die ukrainische Armee trifft nach eigenen Angaben erneut eine für den russischen Nachschub wichtige Brücke über den Dnipro. Die Kachowskjy-Brücke sei nicht mehr zu befahren, teilt der Generalstab an der Südfront über Facebook mit. Die Armee hatte ihre Angriffe auf Nachschubwege vergangenen Monat gesteigert. Die Ukraine will die in den ersten Kriegswochen von Russland besetzten Gebiete im Süden zurückerobern.
19.11 Uhr – Estland bestellt den russischen Botschafter ein, um gegen die Verletzung des eigenen Luftraums zu protestieren. „Estland betrachtet diesen sehr ersten und bedauernswerten Vorfall als vollständig inakzeptabel“, teilt das Außenministerium mit. Demnach hat ein russischer Helikopter ohne Erlaubnis einen Bereich im Südosten der kleinen baltischen Republik überflogen. Seid dem Ukraine-Krieg sind die Spannungen mit Russland gewachsen.
18.01 Uhr – Internationale Gläubiger kommen dem Wunsch der ukrainischen Regierung nach und verzichten für die Dauer von zwei Jahren auf Zinszahlungen und Fälligkeiten. Damit müssen die Forderungen aus 13 Staatsanleihen im Volumen von insgesamt fast 20 Milliarden Dollar zunächst nicht bedient werden. Das geht aus Unterlagen hervor, nach denen unter anderem die Investmentgesellschaften BlackRock, Fidelity International, Amia Capital und Gemsstock die Zahlungen stunden.
17.10 Uhr – Die Ukraine ruft die Staaten der Europäischen Union und der sieben führenden Industriestaaten (G7) auf, russischen Bürgerinnen und Bürgern keine Visa mehr auszustellen. Zur Begründung nennt Außenminister Dmytro Kuleba auf Twitter deren Unterstützung für Russlands Krieg gegen sein Land. „Die Russen unterstützen mit überwältigender Mehrheit den Krieg gegen die Ukraine. Ihnen muss das Recht genommen werden, internationale Grenzen zu überschreiten, bis sie lernen, sie zu respektieren.“
14.30 Uhr – Bei einem russischen Raketenangriff auf einen Vorort der süostukrainischen Stadt Saporischschja ist nach Behördenangaben eine 52-jährige Frau getötet worden. „Vier private Gebäude wurden völlig zerstört. Mehrere Dutzend Häuser haben keine Fenster und Dächer mehr“, schreibt der Gouverneur der Region, Olexander Staruch, auf Telegram. Vier Raketen seien in dem Dorf Kuschuhum eingeschlagen. Auch die örtliche Strom- und Gasversorgung sei ausgefallen.
13.37 Uhr – In der Ukraine sind nach Angaben des FDP-Verteidigungspolitikers Marcus Faber derzeit nur noch ein Drittel der von Deutschland und den Niederlanden gelieferten Panzerhaubitzen einsatzbereit. Nur fünf der 15 Waffensysteme funktionierten, habe er vom Verteidigungsministerium in Kiew erfahren, wird Faber nach einer mehrtägigen Ukraine-Reise von n-tv zitiert. Seines Wissens seien aber keine Panzerhaubitzen von russischen Streitkräften zerstört worden. Vielmehr würden Ersatzteile gebraucht, die Deutschland zwar mitgeliefert habe, deren Einbau allerdings schwierig sei.
12.46 Uhr – Die G7-Staaten fordern eine schnelle internationale Inspektion des russisch besetzten ukrainischen Atomkraftwerks in Saporischschja. Die Entsendung von Experten der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEA müsse ermöglicht werden, erklären die Außenminister Deutschlands, der USA, Kanadas, Großbritanniens, Frankreichs, Italiens und Japans. Dies sei wichtig, „um Bedenken in Bezug auf nukleare Sicherheit“ zu klären. Zudem fordern die Minister Russland auf, das Kernkraftwerk Saporischschja sowie sämtliche kerntechnische Anlagen „innerhalb der international anerkannten Grenzen der Ukraine unverzüglich wieder der vollständigen Kontrolle ihres rechtmäßigen Eigentümers, der Ukraine, zu unterstellen“.
11.15 Uhr – Die russischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben einen deutschen „Gepard“-Luftabwehrpanzer im Süden der Ukraine zerstört. Das Verteidigungsministerium in Moskau teilt mit, das Waffensystem sei im Gebiet der Stadt Mikolajiw getroffen worden. Zudem seien in der Region drei ukrainische Kampfjets abgeschossen worden. In Cherson südöstlich von Mikolajiw seien sieben Himars-Raketen aus US-Beständen zerstört worden. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben nicht.
09.45 Uhr – Die Schockwirkung der russischen Invasion in der Ukraine hat laut Polens Regierung die Defizite der EU deutlich zutage treten lassen. Daher gelte es nun nicht nur, den Imperialismus Russlands abzuwehren, erklärt Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki in einem Gastbeitrag für die „Welt“: „Wir müssen auch die Bedrohung durch den Imperialismus innerhalb der EU besiegen. Wir brauchen eine tiefgreifende Reform, die das Gemeinwohl und die Gleichheit wieder an die Spitze der Grundsätze der Union stellt.“ Die politische Praxis habe gezeigt, dass die Positionen Deutschlands und Frankreichs mehr zählten als alle anderen, schreibt Morawiecki weiter: „Wir haben es also mit einer formalen Demokratie und einer faktischen Oligarchie zu tun, in der der Stärkste die Macht innehat.“
08.49 Uhr – Die durch eine Protestaktion im russischen Fernsehen bekannt gewordene TV-Journalistin Marina Owsjannikowa gerät verstärkt ins Visier der russischen Behörden. Wie Owsjannikowas Anwalt auf dem Nachrichtendienst Telegram mitteilt, wurde das Haus seiner Mandantin durchsucht, und es wurden strafrechtliche Ermittlungen gegen Owsjannikowa eingeleitet. Hintergrund seien russische Gesetze, die die Verbreitung von Falschmeldungen über die russische Armee unter Strafe stellen. Die Journalistin hatte sich im März während einer Nachrichten-Live-Sendung des staatlichen TV-Senders Kanal Eins mit einem Plakat hinter die Moderatorin gestellt, auf dem sie zum Ende des Kriegs aufrief und vor Propaganda warnte. Seitdem ist die gebürtige Ukrainerin vorübergehend festgenommen worden und wegen ihrer anhaltenden Kritik an dem russischen Vorgehen in der Ukraine zu einer Geldstrafe verurteilt worden.
07.35 Uhr – Russland hat Großbritannien zufolge mit hoher Wahrscheinlichkeit einen neuen Großverband von Bodentruppen für den Krieg in der Ukraine gebildet. Das 3. Armeekorps sei in der Nähe der Stadt Mulino, östlich der Hauptstadt Moskau, stationiert, berichtet das britische Verteidigungsministerium unter Berufung auf seine Geheimdienste.
03.35 Uhr – Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen soll sich nun auch auf Dringen Russlands mit der Lage im ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja befassen. Die Regierung in Moskau habe darum gebeten, dass der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, den UN-Sicherheitsrat am Donnerstag über „Angriffe der ukrainischen Streitkräfte auf das Kernkraftwerk Saporischschja und deren mögliche katastrophale Folgen“ unterrichtet, heißt es aus Diplomatenkreisen. IAEA-Techniker sollen den Zustand des größten Atomkraftwerks Europas überprüfen. Die Ukraine hatte bereits am Montag die Inspektion der von russischen Soldaten besetzten Anlage gefordert. Beide Seiten werfen sich gegenseitig den Beschuss des AKW-Geländes vor.
00.34 Uhr – Die Ukraine übernimmt nach den Worten des ukrainischen Präsidentenberaters Mychajlo Podoljak nicht die Verantwortung für die Explosionen auf einem russischen Luftwaffenstützpunkt auf der Krim am Dienstag. Auf die Frage des unabhängigen russischen Fernsehsenders „Doschd“, ob Kiew die Verantwortung trage, antwortete er: „Natürlich nicht. Was haben wir damit zu tun?“ Er deutete an, dass möglicherweise Partisanen beteiligt waren. Die Ursache der Explosionen auf der von Russland annektierten Halbinsel ist bislang unklar.
Ukraine aktuell 10.08.22
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