08. Sep – Es folgen Entwicklungen rund um den Krieg in der Ukraine. Zum Teil lassen sich Angaben nicht unabhängig überprüfen.
21.25 Uhr – Die ukrainischen Streitkräfte haben nach Worten von Präsident Wolodymyr Selenkyj seit dem 1. September ein Gebiet von mehr als 1000 Quadratkilometern zurückerobert. Zudem hätten die ukrainischen Truppen im Rahmen der Gegenoffensive Dutzende Siedlungen eingenommen, sagt Selenskyj in seiner abendlichen Botschaft. Er veröffentlichte zudem ein Video, in dem ukrainische Soldaten behaupten, dass sie die wichtige östliche Stadt Balaklija von russischen Truppen zurückerobert hätten. Der 27.000-Einwohner-Ort liegt zwischen der umkämpften Großstadt Charkiw und dem russisch-besetzte Isjum, wo sich ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt für den russischen Nachschub befindet.
17.58 Uhr – Die USA sehen keine Hinweise dafür, dass die von den UN vermittelte Einigung zwischen der Ukraine und Russland auf Getreideexporte nicht eingehalten wird. Es gebe keine Anzeichen dafür, sagt der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates im Weißen Haus, John Kirby. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte kritisiert, die Getreide-Exporte gingen nicht an arme Länder und hatte die Abmachung in Frage gestellt.
17.51 Uhr – Eine Sprecherin des russischen Außenministeriums kündigt Vergeltung für die Visa-Einschränkungen der Europäischen Union an. Allerdings werde man das Land nicht komplett zur EU verschließen, sagt sie. An erster Stelle stünden die Interessen Russlands und des russischen Volkes.
13.40 Uhr – Polen schränkt die Einreise von russischen Staatsbürgern ein. Man schließe sich der Haltung der baltischen Staaten an, teilt die Regierung in Warschau mit. Litauen, Lettland und Estland hatten am Mittwoch mitgeteilt, sich grundsätzlich darauf verständigt zu haben, die Einreise russischer Staatsbürger aus Russland und Belarus einzuschränken.
12.59 Uhr – Deutschland kündigt weitere militärische Hilfe für die Ukraine an. Zusammen mit den Niederlanden werde die Bundesregierung ein Anti-Minen-Programm starten, sagt Verteidigungsministerin Christine Lambrecht beim Treffen der Kontaktgruppe in Ramstein. Dabei würden 20 ukrainische Soldaten ausgebildet zur Minensuche und -räumung sowie der Beseitigung von Sprengfallen. Auch werde entsprechendes Material zur Verfügung gestellt. Zudem bereiteten Deutschland und die Niederlande ein Winterpaket für die ukrainischen Streitkräfte vor. Dazu gehörten Gerät zur Stromerzeugung und Zelte sowie Ausrüstung der Soldaten. Schließlich werde schon bald die zweite Tranche des Flugabwehrpanzers „Gepard“ und der Brückenlegepanzer „Biber“ ausgeliefert, sagt Lambrecht.
12.20 Uhr – US-Außenminister Antony Blinken ist in der ukrainischen Hauptstadt Kiew eingetroffen, wie ein Regierungsvertreter mitteilt.
11.40 Uhr – Die USA stellen der Ukraine und weiteren 18 von Russland indirekt bedrohten Ländern Militärhilfen im Volumen von zwei Milliarden Dollar zur Verfügung, wie ein ranghoher Vertreter des Außenministeriums sagt. Die Regierung von Präsident Joe Biden werde den US-Kongress entsprechend informieren. Außenminister Antony Blinken werde das Hilfspaket noch am Donnerstag öffentlich bekannt machen. Welche Länder über die Ukraine hinaus unterstützt werden sollen, blieb zunächst offen.
10.26 Uhr – Die Ukraine meldet schwere Gefechte in der Nähe des Atomkraftwerks Saporischschja. Der Generalstab des Militärs erklärt am Donnerstagmorgen, in den vergangenen 24 Stunden habe es Angriffe auf Dörfer und Ortschaften unter anderem mit Panzern und Granatwerfern gegeben. Der Chef des Regionalrats von Dnipro, Mykola Lukaschuk, schreibt im Nachrichtendienst Telegram, die Stadt Nikopol werde von russischen Truppen aus der Stadt Enerhodar heraus beschossen.
In Enerhodar liegt das AKW Saporischschja, das von russischen Truppen kontrolliert, aber von ukrainischen Technikern betrieben wird. Russland und die Ukraine haben sich gegenseitig vorgeworfen, die Anlage zu beschießen. Am Donnerstag meldet die russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf den von Russland eingesetzten Chef der Verwaltung in Enerhodar, Alexander Wolga, die Ukraine habe das AKW nicht mit Artillerie angegriffen. In den vergangenen zwei Tagen seien aber Geschosse von Drohnen auf das AKW-Gelände abgefeuert worden.
10.23 Uhr – Die USA liefern weitere Waffen an die Ukraine im Volumen von 675 Millionen Dollar. Das gibt Verteidigungsminister Lloyd Austin beim Treffen der Kontaktgruppe in Ramstein bekannt. Seit April habe seine Regierung der Ukraine Waffen im Gesamtvolumen von 6,3 Milliarden Dollar bereitgestellt.
07.24 Uhr – Belarus hat nach eigenen Angaben Militärübungen in drei Bereichen des Landes gestartet, darunter an der Grenze zu Polen. Das Verteidigungsministerium teilt mit, das Manöver finde im Südosten nahe der Grenzstadt Brest, im Großraum der Hauptstadt Minsk in der Landesmitte und bei Witebsk im Nordosten nahe Russland statt. Bis zum 14. September solle trainiert werden, von feindlichen Kräften eingenommenes Territorium zurückzuerobern und die Kontrolle über Grenzregionen zurückzugewinnen. Die Zahl der beteiligten Soldaten und der Umfang der eingesetzten Ausrüstung liege unter der Schwelle, bei der nach OSZE-Regeln das Manöver angemeldet werden müsste.
07.05 Uhr – Bei den Kämpfen in der Region Charkiw sind russische Truppen verschiedenen Berichten zufolge offenbar vom Vorstoß ukrainischer Kräfte überrascht worden. Zwar räumten die Russen ein, dass der Ort Balakliia eingekesselt sei, erklärt der ukrainische Präsidentenberater Oleksij Arestowytsch auf YouTube. Tatsächlich seien die ukrainischen Truppen aber viel weiter vorgedrungen und hätten die Straße nach Kupjansk blockiert. Damit bezog er sich auf einen zentralen Versorgungsposten der russischen Truppen weiter im Osten des Landes. Juri Podoljak, ein von pro-russischen Vertretern oft zitierter Ukrainer, schreibt auf Telegram: „Der Feind hat mit relativ wenigen Kräften beträchtlichen Erfolg bei Balakliia … es sieht so aus, als hätten die russischen Kräfte diesen Vorstoß verschlafen und ihn anderswo erwartet.“ Es habe schwere Verluste gegeben. Balakliia liegt zwischen Charkiw und Isjum, einer Stadt mit einem für den russischen Nachschub wichtigen Eisenbahnknotenpunkt.
04.21 Uhr – Die USA und die Vereinten Nationen (UN) zeigen sich besorgt über Berichte über Inhaftierungen und Verschleppungen von Zivilisten durch Russland. Bis zu 1,6 Millionen Ukrainer, darunter 1800 Kinder, seien demnach durch Russland unrechtmäßig inhaftiert, verhört und aus ihren Heimatorten verschleppt worden, erklärt die UN-Botschafterin der USA, Linda Thomas-Greenfield, bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats. Diese Praxis sei eine Vorbereitung für eine Annexion ukrainischer Gebiete. Der Rat habe festgestellt, dass ukrainische Zivilisten in speziellen Lagern einem „Filtrationsverfahren“ unterzogen werden, sagt die Leiterin der Abteilung für politische Angelegenheiten der UN, Rosemary DiCarlo. Sie fordert Zugang zu allen inhaftierten Personen. In den kommenden Tagen werde zudem eine Untersuchungsmission nach Olenivka starten, wo im Juli 53 Ukrainer in einem Gefängniskomplex getötet worden sein sollen. Der russische UN-Botschafter Vassily Nebenzia sagt, dass Ukrainer, die nach Russland reisen, „eher ein Registrierungs- als ein Filtrationsverfahren durchlaufen“.
01.00 Uhr – Der Präsident der staatlichen ukrainischen Betreibergesellschaft des Atomkraftwerks Saporischschja erhebt schwere Vorwürfe gegen die russischen Besatzer. Ukrainische Mitarbeiter des AKWs würden auf dem Weg zur Arbeit gefangen genommen, einige seien spurlos verschwunden, sagt Petro Kotin, Präsident von Energoatom, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Etwa 200 Leute sind bereits inhaftiert worden, von einigen wissen wir nicht, was mit ihnen passiert ist, es gibt keinen Hinweis, wo sie sind.“ Manche seien getötet worden, viele wurden geschlagen. „Wir wissen, dass Menschen gefoltert worden sind.“ Die russischen Besatzer versuchten herauszufinden, wer pro-ukrainisch ist. „Es ist sehr schwierig für unser Personal, da zu arbeiten.“ Die verbliebenen AKW-Beschäftigten wüssten, dass es wichtig für die nukleare Sicherheit und für den Brandschutz sei, vor Ort zu bleiben. „Sie erfüllen ihre Plicht.“ Nach Angaben von Kotin gebe es noch etwa tausend ukrainische Mitarbeiter auf dem Gelände, um die Anlage zu betreiben. In Friedenszeiten arbeiteten auf der Anlage 11.000 Menschen.
Ukraine aktuell 08.09.22
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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